Die drei Sinfonie der Angst drei Fragezeichen
durch leichten Druck beliebig manipulieren. Aber man sollte das Gerät nie unkontrolliert in Schwingungen versetzten.«
»Könnte das gefährliche Auswirkungen haben?«, fragte Justus leise.
»Gefährlich?« Mr Shoomer sah ihn verdutzt an. »Nein, wirklich gefährlich kann das nicht werden. Der Klang ist zuweilen recht unangenehm und intensiv, aber er könnte keinem Menschen ernsthaft etwas zuleide tun.«
Peter betrachtete die Instrumente, die bereits aufgebaut waren. »Spielt denn hier niemand Geige oder Oboe?«
Nun lachte Mr Shoomer. »Doch nicht bei den Colorphonikern! Wir musizieren auf seltenen elektronischen Instrumenten und selbst entwickelten Sonderanfertigungen. Mrs Rubinstein dort drüben zum Beispiel spielt das Theremin.« Er deutete auf eine kleine Frau mit braunen Locken. »Das ist ein elektronisches Musikinstrument, das Klänge erzeugt, ohne dass man es direkt berühren muss. Und Mr Du Prez hat ein umgebautes Harmonium, das auch besonders hoheFrequenzbereiche abdeckt – in etwa so wie bei einer Hundepfeife.«
»Und die Dame dort?« Bob deutete auf eine ältere Frau mit langen Locken.
»Das ist Danielle Sherman mit ihrem ganz speziellen Akkordeon.«
»Wenn all diese Instrumente gleichzeitig spielen, muss das doch sehr interessant klingen, nicht wahr?«
»Sehr richtig, Junge. Wir bieten einem ganz normalen Publikum die Möglichkeit, sich für die Dauer eines Konzertes außergewöhnlich zu fühlen. Aber bevor du fragst, ob das gefährlich ist: Wir haben einen sehr strikten ethischen Grundsatz. Die Frequenzen, die wir erzeugen, dürfen weder Menschen noch Tieren schaden.«
Justus sah Chloes Vater prüfend an. »Theoretisch könnten sie das aber?«
»Das wäre dann aber schon sehr theoretisch. Wieso machst du dir denn da so viele Gedanken?«
»Wir kennen uns in dem Bereich einfach noch nicht so gut aus«, erklärte Justus. »Nachdem wir gehört haben, dass Ihre Tochter bei einer Probe zusammengebrochen ist, wollten wir uns nicht ebenfalls in Gefahr bringen.«
Mr Shoomer wirkte verdrossen. »Chloe glaubt, dass es an der Musik lag. Aber ich kann mir das einfach nicht vorstellen. Es ist ja sonst niemandem etwas passiert.«
»Allerdings tragen Sie alle auch diese Kopfhörer, wie ich gesehen habe.« Justus hob das Exemplar hoch, das Mr Shoomer neben seiner Ausrüstung abgelegt hatte.
»Wir sind Synästhetiker«, erklärte der Musiker. »Deshalb haben wir auch während des Konzertes diese speziellen Ohrenschützer auf. Als hochsensiblen Menschen können einen die vielen Eindrücke schon mal überwältigen und einen ablenken. Wir müssen bei der Arbeit doch absolut konzentriert sein.«
»Die Kopfhörer werden das Unheil auch nicht abwenden!«
Mr Shoomer schrak zusammen. Er hatte nicht bemerkt, dass Danielle Sherman hinter ihn getreten war. Sie hielt ihr Akkordeon in den Händen und machte ein Gesicht, als schwebte sie gerade in Lebensgefahr. »Ich habe von Drachen geträumt. Finsteren Wesen, die uns alle verschlingen.«
»Danielle, hör auf mit deinen Gruselgeschichten!«, sagte ein Mann im Vorübergehen.
»Ihr werdet euch noch wundern! Phonophobia ist verflucht! Dieses Stück wird großes Unheil über uns bringen.«
»Vielleicht solltest du mal den Psychologen wechseln!«, schlug jemand vor.
»James!«, sagte Mr Shoomer empört. »Ich muss doch sehr bitten! Wie redest du denn mit Danielle?«
»Ist doch wahr!«
»Wir haben keine Zeit für Privatunterhaltungen!« Ein Mann mit schwarzen Haaren und asiatischen Gesichtszügen war in die Mitte des Raumes getreten. Er klatschte in die Hände. »Ich will keine Gespräche mehr hören. Bauen Sie Ihre Instrumente auf, damit wir anfangen können.«
Obwohl er sehr klein war und nicht einmal laut gesprochen hatte, waren seine Worte so durchdringend gewesen, dass urplötzlich alle Gespräche verstummten. Die Autorität, die von ihm ausging, war beeindruckend.
Auf den zweiten Blick erkannte Justus aber, dass der Mann kränklich aussah – wie jemand, der sich gerade von einem Krankenhausaufenthalt erholte. Auch entdeckte der Erste Detektiv zwei durchsichtige Kopfhörer, die der Mann wie ein Hörgerät trug. Er klatschte noch einmal in die Hände, dann ging er zum Dirigentenpult. Als seine Schritte verklungen waren, legte sich eine drückende Stille über den Raum. Sie dauerte ein paar Sekunden. Dann begannen die Ersten, ihre Instrumente zu nehmen und in den Bühnenbereich zu tragen. Der Farb-Künstler, Mr Van de Wijdes,
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