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Die drei Steine der Macht

Die drei Steine der Macht

Titel: Die drei Steine der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kalkowski
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Messer in seinem Stiefel und begann fieberhaft, an dem dicken Seil zu sägen, das sie hielt. Die Piraten am Höhleneingang sahen, was er tat, und begannen sich aufgeregt zu beraten. Anemones Atem ging stoßweise, während ihre Blicke zwischen dem fressenden Drachen und den Piraten, die sich dicht an der Wand entlang auf sie zuschoben, hin und her hetzten.
    „Schneller Max!“, drängte sie.
    Max schwitzte vor Anstrengung. Endlich gab das Seil nach, und sie konnten sich gegenseitig die Handfesseln entfernen.
    Die plötzliche Helligkeit eines Feuerstoßes und die erstickten Schreie der Piraten, die sich am Boden wälzten, schreckten sie auf. Der Drache hatte die Bewegung bemerkt und die Männer mit einem Feuerstrahl vorgewärmt. Nun versuchte er, zu ihnen zu gelangen, und stemmte sich mit aller Kraft in die Ketten. Unter dem wütenden Schnauben und Ächzen des Drachen hörte Max die Ketten knirschen und knacken und sah, wie der Rost stückweise unter der großen Belastung von den Kettenglieder, abplatzte. Anemone war kreidebleich und lehnte halb ohnmächtig an der Wand. Max schüttelte sie und zischte:
    „Fall jetzt bloß nicht um. Wenn wir hierbleiben, frisst er uns auf jeden Fall.“
    Anemone hörte ihn nicht. Ihr Blick war starr auf einen Punkt über ihn gerichtet, und ihre Augen quollen vor Angst beinahe aus ihren Höhlen.
    Eine tiefe Stimme erklang über Max:
    „Na, was haben wir denn da? Sieht aber seltsam aus. Mh ... schmeckt vielleicht besser ...“
    Max drehte sich um und blickte dem Drachen direkt ins Maul. Er zog Anemone hinter sich, die sich wimmernd hinter ihn duckte. Max sah, dass der Drache zwei der Ketten zerrissen hatte, von denen er in der Mitte der Höhle gehalten worden war. Bevor er zuschnappen konnte, rief Max:
    „Äh, hallo, Herr Drache ... Sie schmeckt ganz bestimmt nicht besser!“
    Der Drache klappte überrascht das Maul wieder zu und senkte den Kopf, um Max besser sehen zu können. Warmer Gestank nach Blut und Verwesung hüllte Max ein, und er musste den Atem anhalten und krampfhaft schlucken, um den Würgereiz zu unterdrücken.
    „Wieso verstehst du mich?“, fragte der Drache verwundert.
    „Ist eine lange Geschichte“, antwortete Max.
    „Ich habe Zeit, aber kannst du mich vorher kratzen? Ich vertrage dieses Menschenfleisch nicht, ich bekomme davon immer so ein fürchterliches Jucken am Rücken. Selbst, wenn ich sie vorher brate, hilft es nicht. Und dann diese Knochen, die einem so im Hals kratzen. Ihr Menschen habt viel zu viele Knochen. Diese stinkenden Läuse haben nie begriffen, dass ich Fisch will!“
    Der Drache sah Max fragend an.
    „Kann ich machen, vorausgesetzt, du frisst uns nicht!“
    „Nein, bin satt!“
    Zur Bekräftigung rülpste der Drache.
    „Gut, dann hilf mir hoch“, sagte Max und kletterte auf die ihm hingehaltene Pfote.
    Anemone schrie entsetzt auf und schlug sich die Hände vor den Mund.
    „Was hat es denn?“, fragte der Drache und senkte den Kopf, um Anemone näher zu betrachten. „Was ist das? Es sieht aus wie ein Mensch, aber doch anders. Ich habe so etwas noch nie gesehen.“
    Anemone stolperte in Panik rückwärts vom Drachen weg und fiel auf ihr Hinterteil.
    „Sie ist eine Menschenfrau und nicht zum Essen da!“, rief Max dem Drachen zu.
    „Hab doch gesagt, bin satt. Kannst du mich endlich kratzen? Es juckt so fürchterlich.“
    Max setzte sich rittlings auf den Drachenrücken und begann mit dem Griff seines Messers über die schuppige Haut zu fahren. Der Drache brummte sichtlich vor Wohlbehagen.
    „Ah ... oh ... ja, weiter hinten ...da ... ja ... ah ...“
    „Was machst du überhaupt hier?“, fragte Max den Drachen, während er weiter die besagten Stellen bearbeitete.
    „Dieser verschrumpelte Knilch dahinten in der Kammer hat mich irgendwie überrumpelt. Ich weiß es noch, als ob es gestern wäre. Ich hatte gerade ein Mittagsschläfchen gemacht ... nicht aufhören!“ Max schabte weiter. „Ah, wo war ich, ach ja, ich hatte gerade ein Nickerchen in der Sonne gemacht, oben auf der Bergspitze, das ist immer sehr schön. Und plötzlich stand dieser Kerl vor mir, noch nicht ganz so vertrocknet wie heute, und hielt mir so ein kleines gelbes Ding vor die Augen und sagte, dass ich ihm nun gehorchen muss und mich nicht wehren könne. Ich war wie benebelt, ich war wach, und habe doch gleichzeitig geschlafen, seltsam nicht? Auf jeden Fall bin ich in meine Höhle geflogen, habe mich mitten rein gesetzt und zugesehen, wie diese Ameisen mich anketteten.

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