Die drei Steine der Macht
und Max konnte es bald im Inneren grummeln hören. Als sie wieder einmal herum waren, das Meer im Rücken, sah Max über ihnen eine große Öffnung im Felsgestein.
Sie hatten etwa die Hälfte des Berges erklommen, als sie ein kleines Plateau, das wie der Pfad künstlich in den Felsen geschlagen worden war, erreichten. Das Schnauben und Grollen, das aus dem Höhleneingang drang, ließ Max die Haare zu Berge stehen, während die Esel nur müßig mit den Ohren zuckten und darauf warteten, dass es weiterging. So groß der Höhleneingang auch war, Max konnte doch nichts darin erkennen. Es war, als ob in der Höhle ewige Nacht herrschte. Anemone stand zitternd neben ihm. Er konnte ihre Angst und ihren Widerwillen, in die Höhle zu gehen, beinahe fühlen. Aber es blieb ihnen keine Wahl. Die Piraten zündeten Fackeln an, die sie aus einem der Packen auf den Eselsrücken gezogen hatten und trieben die Gefangenen zum Höhleneingang.
Hilfsmittel eines Diebes
Während Max und Anemone über steinige Pfade stolperten, hatten Dreifuß und seine Männer sich ihrem Schicksal noch nicht ergeben. Sie waren zu zweit oder zu dritt in die Käfige gesperrt worden, die einen knappen Meter Abstand zu den jeweiligen Nachbarzellen hatten. Die Käfige standen in mehreren Reihen hintereinander, nur ein Teil von ihnen war besetzt. Dreifuß schätzte, dass sich außer ihnen noch etwa fünfzig Mann hier befanden. Die Höhle war nur schlecht, mit wenigen Fackeln, erhellt, so dass alles in flackernde Schatten gehüllt war. Außerdem wurden die gesamten Zellen nur von zwei Männern bewacht, welche die Zellen getrennt voneinander im Kreis umschritten. Ihre Mienen waren gelangweilt, und sie schienen mit ihren Gedanken überall zu sein, nur nicht bei den Gefangenen, die sie bewachen sollten.
Dreifuß hatte in den Sekunden, in denen die Wachen außer Sicht waren, das Vorhängeschloss untersucht und festgestellt, dass er es mit dem passenden Dietrich aufbekommen würde. Es waren die einfachsten Schlösser, die der Markt zu bieten hatte.
Langsam reifte ein Plan in seinem Kopf, wie sie sich aus dieser vertrackten Situation befreien konnten. Es würde nicht ausreichen, nur aus den Käfigen auszubrechen, nein, wohin sollten sie auch fliehen? Sie mussten auch die Piraten überwältigen und die Schiffe einnehmen, um überhaupt von dieser Insel wieder herunterzukommen. Die Nacht würde ihr Verbündeter sein.
Irgendwann war es in der ersten Nacht ruhig geworden. Die Piraten hatten feste getrunken und sich geprügelt. Sie erwarteten keinen Widerstand von den Gefangenen. Und darin lag die größte Herausforderung, damit sein Plan gelingen konnte. Er musste es schaffen, die anderen Gefangen von seinem Plan zu unterrichten, ohne dass die Wachen es bemerkten. Die Männer mussten wachsam sein, sich aber gleichzeitig völlig normal verhalten, so dass kein Verdacht aufkam. Sie mussten die Piraten überraschen, wenn sie eine Chance auf Erfolg haben wollten.
Das Gegröle in den Höhlen wurde allmählich lauter, als sich der Tag dem Ende zuneigte. Flüsternd wurde von Zelle zu Zelle die Aufforderung verbreitet, sich bereitzuhalten. Hoffnung breitete sich wie ein wärmendes, anschmiegsames Tuch über die Gefangenen aus. Die Luft vibrierte vor Anspannung, doch die trägen Wachen, die im Halbschlaf ihre Runden zogen, bemerkten nicht, dass viele Augenpaare ihnen aufmerksam folgten und jede ihrer Bewegungen beobachteten.
Sie spielten ihre Rollen, als man ihnen den faden Brei am Abend durch die Gitter schob. Fügsam aßen sie und rollten sich, auf die Anweisung hin, zu schlafen, gehorsam zusammen. Das Gegröle in den Höhlen nahm an Lautstärke noch zu, bevor es nach und nach abebbte, bis nur noch das Schnarchen der Gefangenen zu hören war. Es war soweit.
Dreifuß brauchte drei Versuche, bis er den richtigen Dietrich gefunden hatte und das Schloss mit einem leisen Klicken aufging. Er schaffte es nach jedem Versuch geradeso, sich schlafend zu stellen, bevor eine der Wachen an seiner Zelle, die er mit Mimbelwimbel und einem einfachen Seemann teilte, vorbeischlurfte. Beim letzten erfolgreichen Versuch war keine Zeit mehr, das Schloss zu schließen. Nun hing es offen im Riegel. Dreifuß hielt die Luft an, vergaß zu schnarchen, während er unter halb geschlossenen Lidern die Schritte der Wache beobachtete. Sie hätte genau hinschauen müssen, um im flackernden, alles verzerrenden Schein der Fackeln erkennen zu können, dass etwas nicht stimmte. Nichts geschah. Der Mann
Weitere Kostenlose Bücher