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Die drei Steine der Macht

Die drei Steine der Macht

Titel: Die drei Steine der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kalkowski
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...“, machte Mimbelwimbel. „Nun, die Seegeschichten sind mir am besten in Erinnerung geblieben, weil sie so spannend waren, aber natürlich ist er auch auf dem Land weit herumgekommen. Er hat eine Zeitlang beim Begleitschutz gearbeitet und ist so fast überall gewesen, wo es auch Wobbelhobbel gibt ...“ Mimbelwimbel sah Max an. „Erwartest du etwas Bestimmtes?“
    Max rieb sich die Nase.
    „Na, vielleicht hat er etwas Ähnliches wie mit dem Drachen auf der Insel erzählt, oder so.“
    Mimbelwimbel schüttelte den Kopf.
    „Nee, das hätte ich mir bestimmt gemerkt ...“
    Dann hellte sich sein Gesicht auf.
    „Aber da fällt mir eine recht interessante Geschichte ein, die er mir erzählt hat.
    In einem Dorf, nicht weit von hier, lebt ein Mann, Töpfer von Beruf. Er war es leid, den Ton aus der nahegelegenen Grube mühsam mit dem Karren zu seinem Hof zu schaffen. Also erfand er eine Vorrichtung, eine Art Katapult, mit der er den Ton direkt auf seinen Hof schießen wollte. Ganz genau berechnete er die Flugbahn und machte sich an das Ausrichten seiner Maschine.
    Während der Töpfer noch an seiner Vorrichtung rückte, begann der Straßenmusikant, der sich zum Leidwesen der Bewohner im Dorf niedergelassen hatte, seine Instrumente auszupacken. Jeden Tag stand er mit seiner Drehorgel gegenüber vom Gasthof und sang mit krächzender Stimme schief zu seiner verstimmten Orgel und den unrythmischen Schlägen seiner Pauke. Jegliche Bemühungen der Dorfbewohner, ihn dazu zu bewegen, dass er weiterzog oder sich eine andere Arbeit nahm, blieben ohne Erfolg. Und so stellte sich der Musikant auch diesen Morgen wieder auf und entlockte seiner Orgel gerade die ersten schrägen Töne, als der Töpfer seine Maschine betätigte und zielsicher seinen Tonklumpen an seinem Hof vorbeischoss. Erst frohgemut, und dann mit wachsendem Entsetzen, beobachtete er, wie der Tonklumpen sich in die Lüfte hob, über seinen Hof hinwegflog, um dann mitten auf der Straße zu landen. Es landete nicht nur mitten auf der Straße, sondern mitten auf der Drehorgel. Der Musikant bemerkte im letzten Moment den Schatten, der auf ihn fiel, und sprang noch zur Seite, aber das Instrument war unter Ton begraben. Der dumpfe Aufschlag war im ganzen Dorf zu hören, und kaum sahen die Dorfbewohner, was geschehen war, begann sie zu jubeln. Sie hoben den Töpfer, der herbeigeeilt war, auf die Schultern und trugen ihn jauchzend durch das ganze Dorf. Den verstörten Musikanten versorgten sie mit ein paar Krügen Bier zur Beruhigung. Und von da an holte der ehemalige Musikant nun den Ton für den Töpfer aus der Grube. Er hat seitdem nie wieder gesungen, und auch die Maschine hat nie wieder mit Ton geschossen.“
    Anemone brüllte vor Lachen. Mimbelwimbel hatte seine Geschichte mit reichlich Gestik und Mimik untermalt und auch ein Lied des Musikanten nachgesungen.
    „Gut, dass du nicht Musikant geworden bist!“, prustete sie.
    Mimbelwimbel schaute ein wenig beleidigt drein.
    „Ich habe mir Mühe gegeben!“
    Anemone klopfte sich auf die Schenkel, während ihr die Tränen die Wangen herunterliefen. Ihr Lachen war so ansteckend, dass Max und Mimbelwimbel mitlachen mussten, und eine ganze Weile brauchten, bis sie sich wieder beruhigen konnten.
    „Das hast du dir ausgedacht!“, beschuldigte Max den kleinen Mann, der eine unschuldige Miene aufsetzte.
    „Habe ich nicht! Vielleicht ein wenig ausgeschmückt, aber ich schwöre, Hombelwimbel hat sie mir so erzählt. Er hat mit dem Töpfer um sein Geschirr gefeilscht und die Geschichte in der Dorfkneipe gehört!“ Mimbelwimbel nickte bekräftigend. „Und an der Stelle, wo der Tonklumpen gelandet ist, liegt ein Gedenkstein. Man soll auch immer noch den Krater vom Aufschlag sehen können, und der Tag ist seitdem ein Feiertag.“
    Anemone prustete wieder los. Mimbelwimbel sah sie erstaunt an und meinte dann:
    „Wir sollten allmählich weitergehen, der Weg wird nicht besser, wenn wir uns hier den Hintern breitsitzen.“
    Nun musste auch Max wieder lachen, schließlich hatten sie die Pause des kleinen Mannes wegen gemacht. Mimbelwimbel hatte sich erholt, und kurze Zeit später verbesserte sich auch der Zustand des Weges, so dass sie schneller vorankamen.
Wahre Geschichten
    Am späten Nachmittag erreichten sie ein Dorf. Es herrschte schläfrige Ruhe, keine Spur von Angst und Argwohn. Die Bewohner saßen auf Bänken vor ihren Häusern und unterhielten sich, wobei sie aus dem Augenwinkel heraus die Neuankömmlinge beobachteten.

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