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Die drei Steine der Macht

Die drei Steine der Macht

Titel: Die drei Steine der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kalkowski
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war nach und nach immer grüner geworden, als ob sich die Jahreszeiten umkehrten. Auch war es wieder deutlich wärmer geworden. Er hatte dies nur dankbar zur Kenntnis genommen, aber nicht die Konsequenz daraus begriffen.
    Max war stehen geblieben und schaute sich mit offenem Mund um, alles nun richtig um sich wahrnehmend. Die Stille! Ganz leise, weit weg, waren noch Vögel zu hören, ansonsten nichts. Kein Rauschen des Windes in den Blättern, kein Knacken im Unterholz, hervorgerufen von den Tieren, die sonst dort lebten, nur die Geräusche, die sie selbst machten. Wann war es so still geworden? Max lief ein Schauer den Rücken runter. Was hatte der Bauer von Monstern gesagt?
    „Mach den Mund zu, die Fliegen kommen rein!“, riss Anemone ihn aus seiner Starre.
    „Was ist los?“, wollte Mimbelwimbel wissen. „Du stehst nun schon minutenlang da und glotzt in der Gegend rum!“
    Max schaute die beiden an.
    „Fällt euch nichts auf?“ Mimbelwimbel und Anemone schauten sich nur schulterzuckend an, blickten sich dann aber unbehaglich um.
    „Die Bäume sind riesig, uralt und grün, ungewöhnlich für den Winter. Es weht kein Lüftchen und es ist kaum etwas zu hören. Findet ihr das nicht auch ein wenig merkwürdig?“
    Max konnte den Sarkasmus in seiner Stimme nicht verbergen. Nun schauten sich die beiden aufmerksamer um.
    „Du hast recht, dass mir das nicht schon eher aufgefallen ist“, sagte Mimbelwimbel mit erstaunter Stimme. Er schlug sich mit der Hand leicht vor die Stirn. „Das kommt davon, wenn man die ganze Zeit am schnattern ist, man bekommt nichts mehr von seiner Umgebung mit!“
    Er schaute Anemone vorwurfsvoll an, als ob das alles ihre Schuld war.
    „Ich habe es bemerkt“, warf Hund ein, „aber ihr ward so unbekümmert, und ich wollte euch nicht beunruhigen.“
    Max warf ihm nur einen bösen Blick zu.
    „Bist du dir sicher, dass wir hier richtig sind?“, fragte Mimbelwimbel, allerdings ohne große Hoffnung in der Stimme.
    Max nickte.
    „Absolut! Ihr wisst, was das bedeutet. Dieser Wald ist bestimmt irgendwann mal ein ganz normaler Wald gewesen. Jetzt scheint die Zeit und das Wetter irgendwie eingefroren zu sein, keine Sonne, nur noch Schatten. Wir haben wohl den Wald der Schatten erreicht und damit auch bald unser Ziel.“
    Mimbelwimbel grunzte mürrisch.
    „Dass du die unangenehmen Dinge immer so auf den Punkt bringen musst.“
    Anemone seufzte.
    „Na, wenigstens werden wir hier nicht erfrieren.“
    Mimbelwimbel schnaubte.
    „Nein, die Temperaturen sind nun nicht mehr unsere größte Sorge.“
    Max wusste sofort, was er meinte. So still wie es hier war, dürften hier kaum noch Tiere leben. Eine kurze Bestandsaufnahme ihrer verbleibenden Lebensmittel zeigte, dass sie, wenn sie sehr sparsam waren, für drei Tage noch etwas zu Essen hatten.
    Schweigend gingen sie weiter. Die Stille, die sie nun deutlich wahrnahmen, drückte auf ihre Stimmung. Max kamen Zweifel, was tat er eigentlich hier?
    Als das wenige Licht zu schwinden begann, richteten sie sich für die Nacht ein. Trockenes Holz für ein Feuer war bald zusammen, und Mimbelwimbel entdeckte bei der Suche zu seinem Entzücken einen Bach mit Fischen. In Max keimte Hoffnung auf, und die düsteren Gedanken verstreuten sich ein wenig. Irgendwie mussten sie etwas unternehmen, um die mit der Stille einhergehende Hoffnungslosigkeit zu bekämpfen. Ob das eine weitere Falle war? Wenn das so weiterging, würde er noch paranoid werden und hinter jeder Ecke Gespenster sehen.
    Als sie beim funkensprühenden Feuer saßen und ihren gebratenen Fisch verspeisten, durchschnitt in der Ferne ein schriller Schrei die Dunkelheit. Max hatte solche Schreie bereits vorher gehört, aber nun, in der Dunkelheit, bekamen sie einen anderen Klang. Hund hob alarmiert den Kopf von dem Fisch, an dem er lustlos geknabbert hatte. Max bemühte sich, ruhig zu schlucken und sein Essen nicht in den falschen Hals zu kriegen. Mimbelwimbel war mit offenem Mund erstarrt, die Hand mit einem Stück Fisch auf halber Höhe hängen geblieben.
    „Die Monster!“, flüsterte Anemone. „Ich habe die Schreie schon den ganzen Tag über gehört, aber durch das Blättergeraschel haben sie irgendwie anders geklungen.“
    Max war der Appetit vergangen. Mimbelwimbel ließ die Hand sinken.
    „Du hast Recht, ich hab es auch gehört, aber mir nichts weiter dabei gedacht.“
    In den folgenden Tagen hörten sie immer wieder die schrillen Schreie, vor allem in der Dämmerung, und jedes Mal schienen sie

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