Die drei Steine der Macht
Mimbelwimbel wie ein Tier knurren und drehte sich um. Vier große und ein kleiner Kopf starrten sie hypnotisierend an, während noch das Blut von den Schnäbeln tropfte. Mimbelwimbel bückte sich und hob seinen Speer auf.
„Kommt schon, ihr Hühner, mit euch nehme ich es doch allemal auf!“, rief er herausfordernd und hielt den Speer schräg vor sich.
Max sah sich wild um und entdeckte seinen Speer ein Stück entfernt von ihm auf dem Boden. Nur zwei Schritte und er wäre bei ihm. In dem Moment sprangen zwei der Vögel wie auf Kommando auf sie los. Mimbelwimbel stieß dem ihn angreifenden Raubvogel seinen Speer sauber in die Brust und duckte sich gerade noch rechtzeitig unter dem zuschnappenden Schnabel weg.
Max war in letzter Sekunde vor dem auf ihn zustürmenden Tier zur Seite gesprungen, so dass es mit voller Wucht gegen den Baum prallte und nun benommen am Boden lag. Max schnappte sich seinen Speer und stieß ihn mehrere Male in den zuckenden Körper. Ein Stoß riss ihn von den Füßen, und sein Speer flog aus seinen Händen. Nur wenige Zentimeter vor seinem Gesicht schnappte der scharfe Schnabel zu. Mimbelwimbel brüllte und warf sich mit vollem Körpereinsatz gegen das Tier, das zurücktaumelte und über den Kadaver des von Max erstochenen Vogels fiel. Der letzte Raubvogel hatte sich bereits über seinen toten Kameraden hergemacht und beachtete Max und Mimbelwimbel für den Moment nicht. Mimbelwimbel zog Max am Kragen von den Tieren weg. Der gestürzte Vogel rappelte sich wieder hoch, stieß seinen schrillen Schrei aus und griff das fressende Tier an. Mühsam kam Max auf die Beine. Schnell kletterten er und Mimbelwimbel den Baum wieder hoch.
Völlig zerhackt und ineinander verkeilt gingen die letzten beiden Raubvögel zu Boden, während das Jungtier schreiend um sie herumhüpfte.
„Wenn der so weiterbrüllt, lockt der noch mehr von diesen Viechern an!“, knurrte Mimbelwimbel, und bevor Max ihn daran hindern konnte, war der kleine Mann wieder vom Baum gesprungen und hatte dem Jungtier kurzerhand den Hals umgedreht.
Schwer atmend stand er da und betrachtete angewidert die zerfetzten Körper. Ein leises Plumpsen riss ihn aus der Erstarrung, als Max und Anemone das Gepäck herunterwarfen und dann den Baum herunterkletterten.
Hund kam schnüffelnd aus seinem Sack gekrochen, ging langsam zu den toten Tieren und fing zu fressen an.
„Hund, komm da sofort weg!“, rief Anemone angeekelt, noch ganz grün im Gesicht.
Hund schaut kurz auf.
„Habe Hunger!“, sagte er und fraß ungerührt weiter.
Anemone machte Anstalten ihn dort wegzuziehen, aber Max hielt sie zurück.
„Lass ihn, er hat Hunger.“
Sie machte sich los und sah ihn böse an.
„Wir sollten uns auch etwas mitnehmen“, schlug Max vor, und Mimbelwimbel nickte zustimmend.
„Diese Biester haben bestimmt nichts in ihrer Reichweite am Leben gelassen, so wie sie übereinander hergefallen sind. Sie müssen am verhungern gewesen sein.“
„Oder einfach nur aggressiv und sehr angriffslustig“, dachte sich Max, als er eine ordentliche Portion Fleisch verpackte.
Zurück auf der Spur, machten sie nur noch Rast unter Bäumen, auf die sie im Notfall schnell klettern konnten. Noch zweimal hörten sie die schrillen Schreie in ihrer Nähe und kletterten gerade noch rechtzeitig auf einen Baum. Sie sahen die Vögel unter sich entlanglaufen, auf der Suche nach der Beute, die sie gewittert, und deren Spur sie in ihrer blinden Gier wieder verloren hatten. Max hatte sie in Gedanken Donnervögel getauft, weil es sich wie leiser Donner anhörte, wenn die Gruppen in vollem Galopp waren.
Unterwegs stießen sie immer wieder auf frische und in verschiedenen Stadien verrottete Kadaver. Zeichen für die unermessliche Gefräßigkeit der Wächter, die dafür sorgten, dass niemand den Wald der Schatten verließ, um von ihm zu erzählen.
Die Lichtung
Gestern hatten sie nur noch entfernt die Schreie der Donnervögel vernommen, aber, so sehr sie auch Ausschau hielten, keine Anzeichen für ihre Anwesenheit entdeckt. Max begann zu hoffen, dass sie zumindest diese Gefahr gemeistert hatten. Was würde wohl noch auf sie warten? Er war müde. Hatte er doch seit Nächten nicht mehr vernünftig geschlafen, und er war es leid. Er hatte keine Lust mehr. Die Ungewissheit und der Schlafmangel zerrten an seinen Nerven und ließen ihn mürrisch werden. Den anderen ging es nicht besser, und wohl nur das Wissen, dass das Schicksal dieser Welt auf ihnen lastete, hielt sie davon ab,
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