Die drei Steine der Macht
bereits das andere Ufer erreicht und lief unruhig auf und ab. „Hoffentlich bellt er nicht“, dachte sich Max, während er verbissen weiterstrampelte. Die Söldner würden sonst sofort wissen, wo sie steckten.
Das andere Ufer war fast erreicht. Noch konnte Max keinen Grund spüren, aber es würde nicht mehr lange dauern. Die Kälte des Wassers raubte ihm seine Kraft, und allmählich wich ihm das Gefühl aus den Gliedern. Seine Füße wurden von etwas Weichem, Glitschigem berührt. Etwas wickelte sich um sein Bein, riss aber mit einem Ruck ab. Pflanzen, so dicht unter der Wasseroberfläche. Hier musste sonst das Ufer sein.
Plötzlich schrie Anemone hinter ihm auf. Erschrocken drehte er sich um und sah, wie Anemone wild um sich schlug und strampelte.
„Was ist los?“, rief Max ihr zu, alle Vorsicht vergessend.
„Etwas hat mein Bein berührt und mich festgehalten.“
Ihre Stimme schien vor lauter Panik fast umzukippen.
„Das waren nur Pflanzen, Gras oder ein Busch!“, schrie Max ihr zu.
Anemone hatte aufgehört zu schwimmen und trieb immer weiter ab.
„Da, schon wieder!“ Anemone strampelte. „Aua, es hat mich gebissen!“
In ihrer Panik ließ sie den Ring los und verschwand unter der Wasseroberfläche. Sie kam strampelnd und prustend ein Stück weiter den Fluss runter an die Oberfläche, ging nach einem Atemzug aber wieder unter. So wie es aussah, konnte sie nicht nur schlecht schwimmen, sondern gar nicht. Ohne zu zögern ließ Max seinen Ring los und schwamm mit aller Kraft, die er noch hatte, auf die Stelle zu, an der sie das letzte Mal nach oben gekommen war. Auch Hund war bereits im Wasser, um Anemone zur Hilfe zu eilen. Anemone schaffte es noch einmal an die Oberfläche, ging aber wieder unter, bevor Max sie erreichen konnte.
An der Stelle angekommen, wo er sie das letzte Mal gesehen hatte, tauchte Max und ließ sich von der Strömung führen. Das Wasser war trübe. Die Sicht betrug kaum mehr als einen Meter, und das Wasser brannte in seinen Augen. Pflanzenreste und andere Dinge, über die Max lieber nicht nachdenken wollte, trieben um ihn herum und wickelten sich immer wieder um seine Arme und Beine.
Kurz bevor er auftauchen musste, um Luft zu holen, bekam er sie zu fassen und zog sie mit sich an die Oberfläche. Der Fluss musste hier in einer langen Kurve fließen, denn die Strömung hatte sie in Richtung Ufer getrieben. Es war nicht mehr weit.
Nach Luft schnappend schaute Max sich um. Hund war neben ihm. Mimbelwimbel kämpfte ein Stück flussaufwärts mit der Last des Gepäcks, das Max, ohne zu überlegen, ihm allein überlassen hatte.
„Hilf Mimbelwimbel, ich schaffe es allein“, rief er Hund zu, der sofort abdrehte und auf den kleinen Mann zupaddelte.
Max schob Anemone einen Arm unter die Achseln und begann, sie mit sich zu ziehen. Sie bewegte sich nicht und ihr Gesicht war leichenblass. Er konnte auch nicht erkennen, ob sie noch atmete. Seine letzten Kräfte mobilisierend schwamm er auf das rettende Ufer zu. Kurz vor den Bäumen fassten seine Füße Grund, und mit letzter Kraft zog er Anemones leblosen Körper an Land.
Ein hoher Preis
Max brach halb neben Anemone zusammen. Er konnte noch einen Puls fühlen, aber sie atmete nicht mehr. Vorsichtig drehte er sie auf den Bauch, den Kopf zur Seite und drückte ihr das Wasser aus der Lunge. Hustend kam sie wieder zu sich.
Max ließ sich auf den Rücken fallen und rang selbst nach Luft. Sein ganzer Körper brannte von der Anstrengung und der Kälte des Wassers. Mühsam richtete er sich wieder auf. Wo war Mimbelwimbel? Max sah sich um und atmete erleichtert auf. Ein paar Meter weiter zogen Mimbelwimbel und Hund das Gepäck aus dem Wasser.
Max hörte Mimbelwimbel schimpfen, noch bevor er sie erreicht hatte.
„Was für eine bescheuerte Idee. Wie konnten wir nur so blöde leichtsinnig sein ... beinahe jämmerlich ersoffen ...“
Mit vereinten Kräften zogen die beiden das Gepäck zu Max. Mimbelwimbel ließ sich neben ihn plumpsen und streckte alle dreie von sich, heftig nach Luft schnappend. Anemone hatte aufgehört zu husten. Zusammengerollt lag sie da und schluchzte heftig. Max zog sie hoch und nahm sie in die Arme. Mit einem leisen Aufschrei klammerte sie sich an ihn und fing bitterlich zu weinen an. Es zerriss Max beinahe das Herz, sie so außer sich zu sehen. Es schien mehr als das gerade Erlebte zu sein.
Nach einer Weile wurde sie ruhiger, und das Beben ließ nach. Etwas verlegen löste sie sich schließlich von Max. Hund, der
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