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Die drei Steine der Macht

Die drei Steine der Macht

Titel: Die drei Steine der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kalkowski
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die Wachen bei ihr waren. Er selbst hatte weniger Glück. Zu der aufgeplatzten Lippe und dem geschwollenen Gesicht gesellten sich bald aufgeschlagene Knie und jede Menge blaue Flecke. Er war noch nicht ganz so erschöpft wie die anderen Mitgefangenen und kam immer wieder schnell auf die Beine. Stolperte jedoch einer der anderen, dauerte es jedes Mal eine quälende Ewigkeit, bis es weiterging.
    Sie kamen nur langsam voran. Die schwer beladenen Esel gaben ein gemächliches Tempo vor, und immer wieder stockten sie an Hindernissen, die umgangen werden mussten. Es wurde nur eine Pause gemacht, in der sie etwas zu trinken und zu essen bekamen.
    Als die Dämmerung einsetzte, hatten sie den Fuß des Berges aus Felsgestein erreicht, der die Hälfte der Insel dominierte, und sich drohend über den Piratenhafen und die Wohnhöhlen erhob. Max konnte im abnehmenden Licht einen schmalen Weg, der sich um den Berg wand und sich im Nebel verlor, erkennen. Die Piraten entluden rasch und routiniert die Esel und pflockten sie an, damit sie von den spärlichen Gräsern fressen konnten, die hier noch wuchsen. Max hatte auf ihrem Weg nicht sehr auf die Umgebung geachtet, erinnerte sich aber an das leise Blöken von Schafen und vereinzelte Schreie von Eseln. Die Piraten mussten nicht nur von erbeuteten Lebensmitteln leben, sondern auch hier auf der Insel zumindest Tiere halten.
    Als ob sie seine Gedanken gehört hatten, zündeten die Piraten ein Feuer an und stellten einen Spieß auf, an dem frisches Fleisch hing. Während sie es sich am warmen Feuer gemütlich machten, mussten sich die Gefangenen bei einem trockenen Stück Brot, abseits vom Feuer, ein bequemes Stück Felsen suchen. Die fünf Männer fügten sich und rückten soweit zusammen, wie die Fesseln und das Seil es zuließen. Max fand einen Stein, an den er sich anlehnen konnte und der ihn etwas vor den eisigen Windböen schützte, die um den Berg fegten, das Feuer flackern und die Männer erschauern ließen. Anemone kroch unter seine Arme, und er zog sie dicht an sich, damit sie sich gegenseitig Wärme spenden konnten. Den köstlichen Geruch von gebratenem Fleisch in der Nase, kaute Max seinen säuerlich schmeckenden Kanten alten Brotes. Der Kiefer tat ihm beim Kauen weh, aber er zwang sich, trotzdem alles aufzuessen. Er würde nur noch mehr frieren, wenn er Hunger hatte.
    Nach einer sehr ungemütlichen Nacht und einem nicht nur trockenen und altbackenen, sondern auch fast gefrorenem Stück Brot, ging es weiter, den schmalen, sich um den Berg windenden Pfad hinauf. Max´ Atem rasselte bald vor Erschöpfung. Die zunehmende Kälte saugte ihm jegliche Kraft aus den Knochen. Anemone ging mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern vor ihm. Hatte er gestern noch das lahme Tempo der Esel verflucht, war er nun dankbar dafür. Der Pfad war so schmal, dass die Esel mit ihrer Last gerade so an der Felswand entlangpassten, die sich zu einer Seite auftürmte. Ein Teil der Last hing bereits über dem Abgrund, der sich auf der anderen Seite des Pfades auftat.
    Immer wieder traten die Tiere kleine Steine los, die dann den steilen Hang hinabkullerten. Ein Stolpern oder Schlingern konnte zu einem Sturz mit tödlichen Folgen führen. Der Pfad sah aus, als ob man ihn in den Berg getrieben hatte, und nun war er glattgelaufen von jahrhundertelanger Nutzung. Die Lasttiere schritten aus, ohne zu zögern, mit der Sicherheit jahrelanger Gewöhnung, ohne vor den Möwen zu erschrecken, die kreischend um den Berg kreisten. Die Feuchtigkeit, die Nebel und Regen mit sich brachten, machte den Felsen glitschig, und so war Max froh, dass er seine Schritte mit Bedacht setzen konnte, auch wenn er so länger dem beißenden Wind ausgesetzt war. Und wer wusste, welches Grauen sie am Ende des Pfades erwartete.
    Hin und wieder wagte Max einen Blick in die Umgebung und entdeckte ein paar grüne Täler, die sich an die Felsenflanken schmiegten, einige beweidet von Vieh. Die See war wie üblich rau und aufgewühlt. Max fragte sich, ob es hier überhaupt Sommer und Wärme gab. Die Piraten waren wachsam und stießen die Gefangenen in die Reihe zurück, sobald sie auch nur leicht taumelten. Da sie alle über das Seil verbunden waren, konnte der Absturz eines Einzelnen weitreichende Folgen haben, weil der Rest der Gruppe zu schwach war, um einem plötzlichen Absturz etwas entgegensetzen zu können. Was immer am Ende des Weges auf sie wartete, es war wichtig, dass sie alle ankamen.
    Der Weg wand sich immer enger um den Berg,

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