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Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Titel: Die drei Stigmata des Palmer Eldritch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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schmecken wie ein alter Plastiktürknauf.«
    »Könntest du dir vorstellen«, fragte er, »zu uns zu ziehen?«
    »Nein.« Verstohlen inspizierte sie die homöostatische Kontrollbox des Traktors und zupfte an der zerfransten, teilweise durchgeschmorten Isolation eines Starkstromkabels. »Aber ich fände es nett, wenn wir hin und wieder zusammen essen könnten; ihr seid schließlich unsere nächsten Nachbarn.«
    »Na, hör mal«, sagte er, »wohnst du etwa lieber in einer verfallenen Ruine als ...« Er verstummte. Das kann doch wohl nicht wahr sein, dachte er; ich bin erst seit ein paar Tagen hier und identifiziere mich schon mit diesem heruntergekommenen Gemeinschaftsquartier, für dessen Wiederherstellung selbst Fachleute mindestens fünfzig Jahre brauchen würden. »Meine Grube«, sagte er, »steckt deine ohne weiteres in die Tasche. Rund um die Uhr. Von montags bis samstags.«
    »Und sonntags wahrscheinlich gleich zweimal?«
    »Sonntags«, antwortete er, »ruhen wir. Und lesen die Bibel.«
    »Darüber macht man keine Witze«, sagte Anne ruhig.
    »Das war kein Witz.« Er hatte es wirklich ernst gemeint.
    »Noch mal zu Palmer Eldritch ...«
    »Ich wollte dir dazu noch ein oder höchstens zwei Dinge sagen«, fiel Barney ihr ins Wort. »Erstens, daß er – du weißt, wovon ich spreche – tatsächlich existiert, daß es ihn tatsächlich gibt. Wenn auch anders als wir dachten, anders als wir ihn bislang erfahren haben – falls wir ihn jemals wirklich erfahren werden. Und zweitens ...« Er zögerte.
    »Sprich weiter.«
    »Er kann uns nicht viel helfen«, fuhr er fort. »Ein bißchen, vielleicht. Aber er steht mit leeren Händen da; er versteht uns, er will uns helfen. Er tut sein Bestes, aber ... So einfach ist das nicht. Frag mich nicht, weshalb. Vielleicht weiß er es selbst nicht. Vielleicht ist auch er verwirrt. Obwohl er eine Ewigkeit Zeit hatte, darüber nachzudenken.« Und all die Zeit, die er noch haben wird, wenn er Leo Bulero entwischt ist. Dem Menschen Leo, dachte Barney, einem von uns. Ob Leo weiß, womit er es zu tun hat? Und wenn er es wüßte, würde er trotzdem weiter seine Intrigen spinnen?
    Ja. Ein Präkog sieht, was vorherbestimmt ist.
    »Was von Eldritch Besitz ergriffen hat«, sagte Anne, »ist ein höheres Wesen, über das wir nicht richten sollen und dessen Handeln und Streben uns verborgen bleibt; es ist geheimnisvoll und unfaßbar. Aber du irrst dich, Barney. Ein Wesen, das mit leeren Händen dasteht, ist nicht Gott. Es wurde von der höchsten Macht nach ihrem Ebenbild geschaffen, genau wie wir; Gott hingegen existiert aus sich selbst heraus, und er ist nicht verwirrt.«
    »Aber er hat etwas Göttliches an sich«, widersprach Barney. »Ich habe es deutlich gespürt.« Vor allem, dachte er, als Eldritch mich gestoßen hat, als er mich dazu bewegen wollte, es mit Emily noch einmal zu versuchen.
    »Natürlich«, pflichtete Anne bei. »Ich dachte, darüber wüßtest du Bescheid. Er ist in jedem von uns, und in einer höheren Lebensform würde er sich bestimmt noch deutlicher manifestieren. Aber – ich möchte dir meinen Katzenwitz erzählen. Er ist ganz kurz. Eine Frau gibt eine Dinnerparty, und auf der Anrichte in der Küche liegt ein wunderschönes, fünf Pfund schweres T-Bone-Steak, das darauf wartet, gebraten zu werden, während sie im Wohnzimmer mit ihren Gästen plaudert, ein paar Drinks serviert und so weiter und so fort. Schließlich entschuldigt sie sich, geht in die Küche, um das Steak zu braten, und es ist weg. In der Ecke sitzt ihre Katze und putzt sich in aller Seelenruhe das Fell.«
    »Die Katze hat das Steak gefressen«, sagte Barney.
    »Meinst du? Die Gäste werden hereingerufen; sie stellen allerlei Spekulationen an. Das Steak ist spurlos verschwunden; und da sitzt die Katze, satt und quietschvergnügt. Schließlich sagt jemand: ›Wiegen wir die Katze!‹ Sie sind schon ein wenig angetrunken; die Idee stößt auf Begeisterung. Also gehen sie ins Bad und wiegen die Katze. Sie wiegt genau fünf Pfund. Als sie das sehen, sagt einer der Gäste: ›Hab ich’s mir doch gedacht. Da ist euer Steak.‹ Sie sind überzeugt, genau zu wissen, was passiert ist; sie haben den empirischen Beweis dafür erbracht. Doch da kommen einem von ihnen Zweifel, und er fragt: ›Und wo ist die Katze?‹«
    »Den Witz kannte ich schon«, sagte Barney. »Trotzdem verstehe ich nicht, worauf du damit hinauswillst.«
    »Dieser Witz«, erwiderte Anne, »bringt die ontologische Frage nach dem Sein präzise auf

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