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Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Titel: Die drei Stigmata des Palmer Eldritch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Unbeholfen bückte er sich, klaubte seine Kleider zusammen, stolperte mit ihnen ins Bad und knallte die Tür hinter sich zu. In Windeseile rasierte er sich, zog sich an, ging ins Schlafzimmer zurück und sagte zu dem Mädchen, das immer noch im Bett lag: »Ich muß weg. Sei mir nicht böse; es geht nicht anders.«
    Einen Augenblick später stieg er, ohne Frühstück, ins Erdgeschoß hinab, stellte sich unter den Antithermalschild und hielt nach einem Taxi Ausschau.
    Das Taxi, ein nagelneues Spitzenmodell, brachte ihn im Nu zu Emilys Eigenwohnhaus; verwirrt bezahlte er, lief hinein und stieg eilig die Treppe hinauf. Es schien ihm, als ob keine Zeit verstrichen sei, als ob die Zeit stillstünde und alles und jedes reglos auf ihn wartete; in einer erstarrten Welt war er das einzige, was sich bewegte.
    An ihrer Wohnungstür drückte er den Summer.
    Die Tür ging auf, und vor ihm stand ein Mann. »Ja, bitte?« Ein dunkler Typ, verhältnismäßig gutaussehend, mit buschigen Augenbrauen und ordentlich frisiertem, leicht gewelltem Haar; in einer Hand hielt er das Morgenblatt – hinter ihm sah Barney einen gedeckten Frühstückstisch.
    »Sie sind – Richard Hnatt«, stammelte Barney.
    »Ja.« Verwundert musterte er Barney. »Kennen wir uns?«
    Da erschien Emily; sie trug einen grauen Rollkragenpullover und fleckige Jeans. »Du lieber Himmel. Das ist Barney«, sagte sie zu Hnatt. »Mein Verflossener. Komm rein.« Sie hielt ihm die Tür auf, und er betrat die Wohnung. Sie schien froh, ihn zu sehen.
    »Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte Hnatt mit ausdrucksloser Stimme, wollte ihm die Hand hinstrecken, entschied sich dann aber doch dagegen. »Kaffee?«
    »Danke.« Barney setzte sich auf einen freien Platz am Frühstückstisch. »Hör zu«, wandte er sich an Emily; er konnte nicht warten: er mußte es ihr auf der Stelle sagen, ob Hnatt dabei war oder nicht. »Mich von dir scheiden zu lassen war ein Fehler. Laß uns wieder heiraten. Damit alles so wie früher wird.«
    Emily brach, auf ihm wohlvertraute Weise, in schallendes Gelächter aus; entgeistert ging sie an den Küchenschrank, um ihm ein Gedeck zu holen, zu keiner Antwort fähig. Er fragte sich, ob sie ihm jemals eine Antwort geben würde; für sie war es bequemer, ihn einfach auszulachen. Sie war eben doch eine faule Schlampe. Mist, dachte er und starrte stur vor sich hin.
    Hnatt setzte sich auf den Platz ihm gegenüber. »Wir sind verheiratet«, sagte er. »Oder haben Sie gedacht, wir leben nur zusammen?« Sein Gesicht war zornesrot, aber er hatte sich in der Gewalt.
    Ohne Hnatt eines Blickes zu würdigen, wandte Barney sich an Emily. »Eine Ehe kann geschieden werden. Willst du mich wieder heiraten?« Er stand auf und machte ein paar zögernde Schritte in ihre Richtung; im selben Augenblick drehte sie sich um und reichte ihm seelenruhig Teller und Tasse.
    »Aber nein.« Sie lächelte noch immer; die Augen wollten ihr überquellen vor lauter Mitgefühl. Sie verstand, was in ihm vorging, daß er nicht nur einer plötzlichen Regung folgte. Aber die Antwort lautete unverändert nein, und dabei würde es auch bleiben; sie brauchte gar nicht erst darüber nachzudenken – sein Ansinnen ging schlicht und einfach über ihr Vorstellungsvermögen. Ich habe sie kurzgehalten, kleingehalten, dachte er, mit vollem Bewußtsein schikaniert, und das ist nun das Ergebnis; hilflos muß ich zusehen, wie das Brot, das ich damals ins Wasser warf, zu mir zurücktreibt, damit ich an ihm ersticke, durchweichtes Brot, das mir in der Kehle steckenbleiben wird, so daß ich es weder ausspeien noch verschlucken kann. Aber ich verdiene es nicht anders, dachte er; es ist schließlich meine eigene Schuld.
    Benommen setzte er sich wieder an den Küchentisch, und sie füllte seine Tasse; er starrte auf ihre Hände. Diese Hände gehörten einmal meiner Frau, sagte er sich. Und ich habe all das einfach aufgegeben. Selbstzerstörung; ich wollte sterben. Einen anderen Grund kann es nicht gegeben haben. Oder war ich einfach nur dumm? Nein; allein durch Dummheit läßt sich etwas so Ungeheuerliches nicht erklären; eine derart vorsätzliche ...
    »Wie geht’s dir, Barney?« fragte Emily.
    »Hervorragend, wie du siehst.« Seine Stimme zitterte.
    »Ich habe gehört, du lebst mit einer hübschen kleinen Rothaarigen zusammen«, sagte Emily. Sie setzte sich auf ihren Platz und aß weiter.
    »Das ist vorbei. Längst vergessen.«
    »Und wer ist jetzt die Glückliche?« Ihre Worte klangen beiläufig und

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