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Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Titel: Die drei Stigmata des Palmer Eldritch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Leben hier zu schätzen, zu genießen, wie Barney es nicht konnte oder wollte.
    Mal sehen, wie es ihm gefällt, wenn Leos Jäger sein Handelsschiff in tausend Stücke schießt. Und er das Leben dahingehen sieht, das er so bitter bereut hat.

    Die Deckenbeleuchtung war so grell, daß Barney unwillkürlich blinzeln mußte. Das Zimmer wirkte auf den ersten Blick völlig normal, ein kombiniertes Wohnschlafzimmer; erst als er sah, daß das Mobiliar am Boden festgeschraubt war, wurde ihm klar, daß er sich an Bord eines Raumschiffes befand. Außerdem stimmte mit der Schwerkraft etwas nicht; sie war künstlich und hielt einem Vergleich mit der Erdgravitation in keiner Weise stand.
    Da entdeckte er das Fenster. Es war winzig, kaum größer als eine Honigwabe. Dennoch gab das dicke Kunstglas den Blick frei auf die Leere und das Nichts des Universums, und Barney trat an die Scheibe und starrte hinaus. Die blendendhelle Sol beanspruchte einen beträchtlichen Teil seines Gesichtsfeldes, und automatisch streckte er den Arm aus, um den Luxfilter einzuschalten. Dabei fiel sein Blick auf seine Hand. Seine künstliche, hocheffiziente mechanische Metallhand.
    Sofort verließ er die Kajüte und stakste den Flur entlang, bis er vor dem verschlossenen Kontrollraum stand; er klopfte mit stählernen Knöcheln an, und nach einer Weile öffnete sich das schwere Schott.
    »Ja, Mr. Eldritch?« Der junge, blondgelockte Pilot nickte höflich.
    »Schicken Sie einen Funkspruch raus«, sagte er.
    Der Pilot zückte einen Stift und griff nach dem Notizblock, der an der Unterkante seines Instrumentenbretts befestigt war. »An wen, Sir?«
    »An Mr. Leo Bulero.«
    »An Leo ... Bulero.« Der Pilot schrieb schnell. »Geht das an Terra, Sir? Wenn ja, dann ...«
    »Nein. Leo ist an Bord eines Schiffes ganz in unserer Nähe. Sagen Sie ihm ...« Er überlegte rasch.
    »Möchten Sie nicht lieber selbst mit ihm sprechen, Sir?«
    »Ich muß ihm klarmachen, daß er mich nicht umbringen darf«, antwortete er. »Und Sie gleich mit. Und alle anderen an Bord dieses lahmen Transporters, dieser riesigen Zielscheibe.« Aber das hat ja doch keinen Zweck, dachte er. Ein von Felix Blau auf der Venus stationierter Spitzel hat gesehen, wie ich dieses Schiff bestiegen habe; Leo weiß, daß ich hier bin, und jetzt bin ich erledigt.
    »Meinen Sie, die Konkurrenz greift tatsächlich zu so drastischen Mitteln?« fragte der Pilot verwundert; er erbleichte.
    Zoe Eldritch, seine Tochter, erschien im Dirndl und Pelzpantoffeln. »Was ist los?«
    »Leo ist in der Nähe«, sagte er. »Er hat ein Jagdschiff der UN; Hepburn-Gilbert war in die ganze Sache eingeweiht. Sie haben uns in eine Falle gelockt. Wir hätten nie zur Venus fliegen dürfen.« Er wandte sich wieder an den Piloten. »Versuchen Sie ihn zu erreichen. Ich gehe in meine Kajüte zurück.« Hier kann ich ohnehin nichts tun, sagte er sich und drehte sich um.
    »Ach, Scheiße«, stieß der Pilot hervor, »sprechen Sie doch selbst mit ihm; er ist schließlich hinter Ihnen her.« Er räumte seinen Platz.
    Barney Mayerson ließ sich seufzend darauf nieder und knipste das Funkgerät des Schiffes an; er schaltete auf Notfrequenz, nahm das Mikrofon und sprach hinein: »Leo, Sie Schwein. Sie haben mich ausgetrickst; Sie haben mich hierhergelockt, um mich bequem beseitigen zu können. Sie und Ihre verfluchte Flotte; Sie waren bereits bestens im Geschäft, als ich von Prox zurückkam; Sie hatten von Anfang an die Nase vorn.« Vor lauter Wut hatte er seine Angst völlig vergessen. »An Bord dieses Schiffes gibt es nichts, aber auch gar nichts, womit wir uns verteidigen könnten. Sie schießen auf ein unbewaffnetes Ziel. Dies ist ein Frachtschiff.« Er hielt inne und überlegte, was er tun sollte. Ihm sagen, dachte er, daß ich Barney Mayerson bin und Eldritch sich weder fangen noch umbringen läßt, weil er bis in alle Ewigkeit von einer Verwandlungswelt zur anderen springen wird? Und daß Sie in Wirklichkeit jemanden töten, der Ihnen lieb und teuer ist?
    »Sag was«, sagte Zoe.
    »Leo«, sprach er in das Mikrofon, »lassen Sie mich nach Prox zurückkehren. Bitte.« Er wartete und lauschte dem Rauschen, das aus dem Lautsprecher des Empfängers drang. »Na gut«, sagte er schließlich. »Ich nehme alles zurück. Weder werde ich das Sol-System verlassen, noch können Sie mich umbringen, und wenn Hepburn-Gilbert, oder weiß Gott mit wem Sie unter einer Decke stecken, sich auf den Kopf stellt.« Er wandte sich an Zoe. »Na, wie gefällt dir

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