Die drei !!! - Tatort Filmset
Komparsen machen.« Er klatschte in die Hände. »Los, los, alle raus! Tessa, du kommst mit der Handkamera mit. Wir brauchen ein Auto und die Absperrbänder. Gebt den Komparsen Bescheid. Wir drehen outdoor!«
Im Nu leerte sich die Halle. Marie verabschiedete sich schnell noch von Kim und Franzi. »Macht’s gut! Ich drück euch die Daumen.«
Sobald die beiden weg waren, wurde Marie klar, dass sie kurz vor ihrem ersten Auftritt stand. Sie bekam feuchte Hände, Herzrasen und weiche Knie. Sie konnte das nicht, nicht sofort jedenfalls, nicht ohne Warm-up!
Da spürte sie eine warme Hand auf ihrer Schulter. »Na, Prinzessin? Lampenfieber?«, fragte Helmut Grevenbroich.
»Und wie!«, gestand Marie.
Ihr Vater lächelte. »Weißt du, was mir in solchen Momenten hilft?« Er flüsterte seiner Tochter ins Ohr: »Ich stelle mir vor, dass alle wichtigen Leute am Set in Unterhosen herumlaufen.« Marie bekam einen Kicheranfall. »Du meinst Helga, Tom und Hardy? Hihi, das ist gut!«
Helmut Grevenbroich hakte sich bei seiner Tochter ein. »Jetzt komm. Du machst das super. Ich freue mich schon auf unsere erste gemeinsame Kameraeinstellung.«
»Und ... Action!«, rief Hardy.
Es war, als hätte er mit diesem kleinen Wort einen Schalter umgelegt. Maries Lampenfieber verpuffte. Zurück blieb pure Energie, die durch ihren Körper strömte. Marie war nicht mehr Marie Grevenbroich, sie war die sensationslustige Tina, die eine geheime Antenne für die Katastrophen der Stadt hatte. Sie konnte sie förmlich riechen, wie ein hungriger Vampir auf der Jagd nach frischem Blut. Rücksichtslos boxte sich Tina durch die Menge der Schaulustigen und ignorierte die Proteste. Sie wollte ganz vor in die erste Reihe. Der Platz stand ihr zu. Da war es endlich, das Absperrband. Und dahinter, nur ein paar Meter entfernt, das Auto, das die Polizei gerade aus dem Wasser gezogen hatte. Tina zückte ihr Handy. Knips, knips, knips! Der Wagen sah schrecklich aus. Schlammverkrustet, verbeult, die Windschutzscheibe eingedrückt. Knips, knips, knips! Da war doch jemand hinter dem Steuer. Eine Frau? Knips, knips, knips! Der Körper lag gekrümmt über dem Lenkrad. Die Unglückliche hatte den Unfall nicht überlebt. Sie musste tot sein. Tot, tot, tot! Das Wort hallte als Echo in Tinas Ohren. Eine Leiche, wie gruselig. Knips, knips, knips! Oder war es gar kein Unfall gewesen? Die Polizisten da vorne trugen Zivil. Waren die etwa von der Mordkommission?
Tina drängte sich so weit vor, bis das Absperrband in ihren Bauch schnitt. »Was ist passiert?«, rief sie den Polizisten zu und tauchte unter dem Plastikband hindurch. »Wurde der Fahrer ermordet?«
Hauptkommissar Brockmeier hob unwillig den Kopf und kam zu ihr herüber. »Zurück hinter die Absperrung. Sofort!« »Aber ich will doch nur wissen, was hier passiert. Das ist mein gutes Recht!«
Zwei Polizisten in Uniform eilten herbei. Tina spürte starke Arme unter ihren Achseln. Arme, die sie wegzerren wollten von der Sensation ihres Lebens. »Nein, nicht!«, wehrte sie sich. »Cut, Cut!«, brüllte Hardy mit hochrotem Kopf. Er stürmte auf Marie zu und fuchtelte mit den Armen. »Warum hast du das gemacht? Das stand nicht im Drehbuch! Du solltest bei den anderen hinter der Absperrung bleiben.«
Alle Augen richteten sich auf Marie. Plötzlich war es so still, dass Marie die Vögel zwitschern hörte. »Entschuldige, Hardy. Ich hab das nicht geplant. Ich war so in der Rolle drin, dass ich ...«
»Spar dir die Entschuldigungen«, schnitt Hardy ihr das Wort ab.
Marie versuchte krampfhaft, sich den Regisseur in Unterhosen vorzustellen, aber es wollte ihr einfach nicht gelingen. Sie war zu weit gegangen. Sie hatte es vermasselt. Gleich würde Hardy sie rauswerfen und sie konnte es ihm nicht mal übel nehmen. Plötzlich hörte sie ein lautes Lachen, Hardys unverkennbares Lachen! »Das war gut, Kleine! Das nehmen wir ins Drehbuch auf.«
Marie starrte auf seinen Mund. Hatte sie sich verhört? Aber Hardy lachte immer noch. »Toll improvisiert, Marie!« Damit drehte er sich um und lief zu Christian, seinem Regie-Assistenten.
Marie blieb wie betäubt stehen. Sie konnte es nicht glauben. Aber als die anderen Komparsen sie halb neidisch, halb bewundernd musterten, wusste Marie, dass es Wirklichkeit war. Eine Glückswelle überrollte sie. Eine Welle, die so groß war, dass Marie sie mit jemandem teilen musste.
Sie rannte zu ihrem Vater. »Papa! Hast du das gesehen, wie ich ...« »Entschuldige, aber wir unterhalten uns
Weitere Kostenlose Bücher