Die drei !!! - Tatort Filmset

heißt mit vollem Namen Prof Dr. Friedrich Boden und hat eine beeindruckende Homepage. Er ist ein angesehener plastischer Chirurg mit eigener Privatklinik. Neben Schönheits-OPs behandelt er vor allem Opfer von Autounfällen und ist Gründer einer Stiftung für die Angehörigen von Unfallopfern. Ein einflussreicher Mann also. Ein Mann, der es gewohnt ist zu bekommen, was er möchte! Ein Umstand, der ihn zu unserem Hauptverdächtigen macht.
Nun zum zweiten Verdächtigen, dem Koch: Kim und Marie haben ihn in die Mangel genommen. Er hat geschworen, dass er das Sandwich nach bestem Wissen und Gewissen zubereitet hat, mit lauter frischen Zutaten. Er hat gemeint, er kenne solche Reaktionen. Viele Schauspielerinnen seien essgestört. Kein Wunder, sie müssten auch immer schlanker und jünger sein, um gute Rollen zu bekommen. Das sei ein riesiger Druck, der auf ihnen lasten würde.
Das erinnert mich an Franzis Bemerkung mit den Dauer-Diäten, Workouts und Schönheits-OPs. Ich bin echt heilfroh, dass ich keine Schauspielerin werden will. Aber selbst wenn — ich glaube, ich würde mir so was nicht antun. Lieber würde ich mit Regisseuren zusammenarbeiten, für die Schlanksein kein Thema ist und die trotzdem — oder gerade deswegen — richtig gute Filme machen. Aber zurück zum Koch: Wir sind inzwischen sicher, dass er die Wahrheit gesagt hat. Michi hat nämlich das Sandwich gründlich untersucht und nichts gefunden: keine Giftstoffe, keine gefährlichen chemischen Zusätze, keine Spur von Schimmel. Nur Toast, Seelachs, Salatblätter und ein Senfdressing. (Michi wollte das Sandwich übrigens nach der Untersuchung essen – igitt! Davon konnte ich ihn zum Glück abhalten.)
Also bleibt der Professor unser Hauptverdächtiger. Wir werden ihn nicht aus den Augen lassen. Vielleicht kommt er ja morgen wieder zum Set. Wenn nicht, müssen wir ihn vor seiner Klinik abpassen und beschatten.
    Geheimes Tagebuch von Kim Jülich
Mittwoch, 20:04 Uhr
    Warnung an alle, die sich unbefugt meinem Computer nähern (Unbefugte sind alle außer Kim Jülich): Ein heimtückischer, tödlicher Virus hat meinen Computer befallen. Sobald jemand, der nicht Kim Jülich heißt, eine Taste drückt, fällt er ins Koma und wacht nie wieder auf.
    Ich bin selbst schuld. Ich hätte mir lieber auf die Zunge beißen sollen, statt Michi Geheimnisse unseres Detektivclubs zu verraten.
Natürlich habe ich keine Details der Ermittlungen erwähnt, aber ich hab Michi von Maries Tarotlegung erzählt und von der unheimlichen Todeskarte. Und dass der neue Fall sehr aufregend sei, weil es vielleicht zum ersten Mal um einen Mord gehen könnte. Beim Wort »Mord« ist Michi die Kinnlade nach unten geklappt. Er hat immer wieder den Kopf geschüttelt und gemurmelt, dass er das überhaupt nicht gut findet. Dann hat er mich gefragt, ob wir schon mal einen Fall abgelehnt hätten, weil er zu gefährlich gewesen sei. Haben wir nicht. Dann hat Michi gesagt, er wolle sich ja nicht einmischen, aber wenn er an meiner Stelle wäre, würde er aus dem Fall aussteigen. Michi ist aber nicht an meiner Stelle! Danach hat Michi nichts mehr gesagt, aber die Stimmung war im Eimer und unser Date war damit gelaufen. Ich könnte mich ohrfeigen! Warum hab ich nicht die Klappe gehalten wie sonst auch? Und was ist mit Michi los? Ich dachte, wir hätten das geklärt: Er mischt sich nicht in meinen Detektivclub ein und ich mische mich nicht in seine Hobbys ein. Dass er zum Beispiel immer noch mit seinem klapprigen alten Mofa durch die Gegend gurkt, obwohl der Auspuff längst auf der Straße hängt, nervt mich ziemlich, aber ich hab mir eine Bemerkung verkniffen, weil ich weiß, wie empfindlich er ist, wenn es um sein »heiliges« Mofa geht.
Hoffentlich kriegt Michi sich bald wieder ein. Ich hab keine Lust auf schlechte Stimmung. Ich will HARMONIE.
PS: Marie ist ganz schön mutig. Legt einfach beim Dreh einen Alleingang hin. Ich würde lieber sterben, als so etwas zu tun. Aber vielleicht sollte ich mir von ihr eine Scheibe abschneiden: Frechheit siegt!
PPS: Marie und Franzi finden Michis Reaktion übrigens auch ziemlich übertrieben.
PPPS: Heute haben Franzi und ich die Maskenbildnerin gefragt, ob wir ihr irgendwie helfen können. Sandra war sehr nett und hat uns versprochen, dass sie auf uns zurückkommt.
    Knips, knips, knips! Seit Marie bei der Probeszene Tina gespielt hatte, entdeckte sie überall Sensationen, besonders am Set. Dabei begann der dritte Drehtag ruhig. Naomi hatte sich erholt. Sie sah frisch