Die drei !!! - Tatort Filmset
Naomis Mann hastig auf und griff nach seiner Arzttasche. »Ich muss los, Schatz! Eine dringende OP. Du schaffst das auch ohne mich. Machs’ gut!«
Ein Schatten lief über Naomis Gesicht. »Bis später.« Professor Boden tat so, als hätte er es nicht gemerkt, und verließ im Eilschritt den Set. Die drei !!! verständigten sich ohne Worte. Kurz bevor Hardy das Zeichen zum zweiten Take gab, sprangen sie auf und verschwanden hinter der Kulisse. Sie sahen gerade noch, wie der Arzt in den Mittelgang der Halle einbog und auf den Ausgang zusteuerte.
»Los, hinterher!«, zischte Marie. »Dann wollen wir doch mal sehen, was er wirklich vorhat.«
Ein Professor auf Abwegen
Die Detektivinnen nahmen die Verfolgung auf. Draußen war es windig und kühl. Die Sonne ließ sich nicht blicken und erste Herbstblätter segelten von den Bäumen. Der Arzt stellte den Kragen seines Mantels hoch. Zielstrebig lief er über das Gelände der Filmstadt, winkte dem Pförtner zu und überquerte den Parkplatz.
»Und was machen wir, wenn er in ein Auto steigt?«, stöhnte Kim.
Franzi klopfte auf ihren Rucksack. »Dann packe ich schnell meine Inliner aus!«
Marie und Kim sahen sie skeptisch an. Franzi war unbestritten sehr schnell auf ihren Inlinern, aber wenn Naomis Mann Gas gab, würde sie keine Chance haben.
Es war, als hätte der Arzt ihre geheimen Wünsche gehört. Er ließ die parkenden Autos links liegen und bog in eine ruhige Seitenstraße ein. Zuerst säumten Lagerhallen den Straßenrand, die noch zur Filmstadt gehörten. Später kamen ein Outlet-Store, eine Tankstelle und ein imposantes, cremefarbenes Gebäude mit diversen verschnörkelten Türmchen und Erkern. Kim stutzte. Dieses Gebäude hatte sie doch schon mal gesehen. In der Zeitung? Im Internet? Plötzlich fiel es ihr wieder ein. »Er geht tatsächlich in seine Klinik!« Kim sah Marie und Franzi schuldbewusst an. »Dass die Klinik gleich nebenan ist, hätte mir bei meiner Recherche auffallen müssen.«
»Mach dir keinen Kopf deswegen!«, sagte Marie. »Hauptsache, wir wissen es jetzt.« Es kam nicht oft vor, dass der perfekt organisierten, cleveren Kim ein Fehler unterlief, aber Marie fand das überhaupt nicht schlimm. Im Gegenteil, es machte ihr Kim richtig sympathisch.
»Kommt!«, drängte Franzi. »Sonst verpassen wir ihn noch.« Professor Boden betrat seine Klinik mit dem Selbstbewusstsein eines Chefs. »Guten Tag, Herr Professor!« – »Wie geht es Ihnen, Herr Professor?« Die ehrfürchtigen Begrüßungen kamen von allen Seiten, als er die Marmorhalle durchquerte. Der Arzt grüßte flüchtig zurück und ging zum gläsernen Aufzug. Die drei !!! huschten hinter eine Säule. Surrend schloss sich die Aufzugtür. Dann schwebte der Glaskubus lautlos in luftige Höhen. Kim legte den Kopf in den Nacken. »Er hält im vierten Stock. Los, da drüben ist die Treppe!«
Die drei !!! sprinteten zum Treppenhaus. Franzi und Marie nahmen locker immer zwei Stufen auf einmal. Kim versuchte es ihnen nachzumachen, kam aber schon im zweiten Stock ins Schnaufen. Zum hundertsten Mal nahm sie sich vor, in Zukunft wieder öfter zu joggen. Keuchend erreichte sie endlich das vierte Stockwerk.
»Hier sind wir!«, flüsterte Marie ihr zu. Sie winkte Kim in den leeren Wartebereich, in dem großformatige Fotografien von Frauen mit regelmäßigen Gesichtszügen hingen. Alle Frauen waren stark geschminkt und lächelten glücklich.
Die Schwester, die Professor Boden begrüßte, schien eine Kopie dieser Frauen zu sein. »Schön, Sie zu sehen, Herr Professor!«
»Hallo, Schwester Olivia!«, sagte der Arzt geschäftsmäßig. »Bitte geben Sie mir die Liste mit den hoch dosierten Beruhigungsmitteln.«
Schwester Olivia flitzte hinter den Empfangstresen. »Dauert nur eine Sekunde!« Hektisch blätterte sie in einem Aktenordner, während der Professor seine Arzttasche abstellte und ungeduldig mit den Fingerknöcheln auf die Ablage trommelte. »Hier ist die Liste!«, flötete Schwester Olivia. »Kann ich sonst noch was für Sie tun, Herr Professor?« »Danke, nein.« Der Arzt nahm die Liste und verschwand damit hinter einer Tür mit der Aufschrift »Medikamentenraum«. Marie sah Franzi und Kim entsetzt an. »Hoch dosierte Beruhigungsmittel! Das klingt gar nicht gut.«
»Meinst du, er holt ein Medikament, das er heimlich seiner Frau verabreichen will?«, flüsterte Franzi.
Marie nickte. »Ich fürchte, ja.«
Kim bekam eine Gänsehaut. Bei schlanken Menschen wie Naomi, die vor Aufregung kaum was aßen
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