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Die drei !!! - Tatort Filmset

Titel: Die drei !!! - Tatort Filmset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henriette Wich
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nicht gesehen? Marie war sich nicht sicher.
    »Wer war denn das?«, erkundigte sich Adrian.
    »Ach, nur so ein Typ aus dem Rock Camp«, sagte Marie beiläufig. »Also, du findest, ich sollte das Kleid nehmen?«
    Adrian zwinkerte ihr zu. »Unbedingt.«
    »Warte!«, sagte Marie. »Ich muss nur noch schnell testen, ob mein neuer Lippenstift dazu passt. Ja, der ist super!«, stellte sie fest und warf Adrian einen prüfenden Seitenblick zu. Er pflichtete ihr mit einem Nicken bei. Marie musste grinsen. Der Test hatte funktioniert, Adrian war nichts aufgefallen. In Wirklichkeit war der Lippenstift nämlich eine Lupe. Drehte man an der Hülse, konnte man die am Boden eingebauten Linsen scharf stellen. Ausgesprochen praktisch! Marie hatte den Lippenstift in einem Internet-Shop für Detektivzubehör entdeckt und sofort zugegriffen. Dort hatte sie noch zwei andere coole Dinge gekauft: ein als Nagellack getarntes Fingerabdruckset und eine Täter-Kartei für Fingerabdrücke, die von außen wie ein harmloses Adressbuch aussah.
    »Kommst du?« Adrian wurde jetzt doch ein wenig ungeduldig. »Ja, sofort!« Marie holte einen echten Lippenstift aus der Tasche und zog vor dem großen Spiegel ihre Lippen nach. Der Farbton harmonierte perfekt mit ihrer neuen Bluse in Aubergine. Zufrieden stellte Marie fest: Lila Lippen standen ihr ausgesprochen gut.
    Die Lippen schimmerten blau. Ein kaltes Blau, das an den Rändern ins Weiße überging und den Blick auf die Wangen lenkte. Bleiche, tief eingefallene Wangen. Dafür quollen die Augen umso mehr hervor. Lag es an den Augenwinkeln, die tief verschattet waren, oder an der Iris, die an eine geleeartige Masse erinnerte? Franzi vermochte es nicht zu sagen. Sie wusste nur eins: In diesem Gesicht war jegliche Spur von Leben ausgelöscht. Das war kein lebendiger Mensch, der ihr da mit starren Augen entgegenblickte. Es war eine Leiche. Franzi wandte sich schaudernd ab. »Ich kann da nicht hinsehen, das sieht so eklig aus.«
    »Wahnsinn!«, sagte Kim mit einer Mischung aus Entsetzen und Bewunderung.
    Donna, die neben der Leiche in einem Drehstuhl saß, nickte anerkennend. »Ja, sie ist echt genial, unsere Sandra!«
    »Ich tue nur meinen Job.« Die Maskenbildnerin trat lächelnd einen Schritt zurück, um ihr Werk im Schminkspiegel zu betrachten. Sie hatte beim Probeschminken ganze Arbeit geleistet. Sylvie war nicht wiederzuerkennen. Eine Stunde in der Maske hatte die hübsche Blondine in einen Zombie verwandelt. »Gut, dass Sven mich jetzt nicht sieht«, sagte Sylvie. »Er würde schreiend davonrennen. Ich ihm natürlich hinterher, kreuz und quer durch die Stadt.«
    Kim und Franzi kringelten sich vor Lachen bei der Vorstellung. Das Lachen tat gut, es vertrieb die Gänsehaut und das Ekelgefühl.
    »Hmm ... Irgendwas fehlt noch«, überlegte Sandra laut. »Du siehst viel zu frisch aus, Sylvie. Vielleicht noch mehr weißer Puder auf der Stirn? Und etwas Grünes im Haar.« Die Maskenbildnerin hantierte eifrig mit ihren Pinseln.
    Kurz darauf wirkten Sylvies Haare, als ob sich glitschige Algen in ihnen festgesetzt hatten. Nichts Ungewöhnliches bei einer Leiche, die tagelang im Wasser gelegen hatte. Kim sah genau zu und merkte sich die kleinen, entscheidenden Tricks. »Dauert es eigentlich noch lange?« Donna sah Sandra fragend an. »Ich will ja nicht drängeln, aber wir wollten doch noch mein neues Make-up für morgen ausprobieren.«
    »Ich bin sofort bei dir«, versprach Sandra. Sie drehte sich zu Donna um und musterte sie prüfend. »Entschuldige, wenn ich dich so anstarre, Donna, aber ich bin immer wieder fasziniert von deiner Nase. Nur wenn man als Profi ganz nah rangeht, kann man sehen, dass sie operiert ist. Das ist tolle Arbeit, dagegen kann ich einpacken!«
    Donna wurde rot. »Ich muss schnell telefonieren. Bin gleich wieder da.« Damit verließ sie fluchtartig den Schminkraum.
    »Schön, wieder hier zu sein! Ich hab das Gefühl, ich war gar nicht weg.« Marie machte es sich in der Sofaecke des Cafe Lomo gemütlich und stellte ihre Einkaufstüte mit dem roten Minikleid am Boden ab.
    »Ich dachte, wir verbinden das Angenehme mit dem Nützlichen.« Kim biss in einen Schokomuffin. »Hmm ... den habe ich mir aber jetzt echt verdient!« Sie kaute genüsslich und schluckte. »Möchtest du auch einen, Franzi?«
    »Nein danke.« Franzi kauerte in ihrem dicken Strickpulli auf dem Sofa und fror, obwohl es im Cafe bullig warm war. »Ich hab keinen Hunger.«
    »Immer noch traurig wegen Tom?«, fragte Kim leise.

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