Die drei ??? und das Tuch der Toten (drei Fragezeichen) (German Edition)
ein leises Knurren vernehmen. Dann hob er den mächtigen Kopf, witterte und trabte an.
»Leo hat irgendwas gerochen«, sagte Angus. »Kommt mit!«
Nicht weit von ihnen, hinter einen Stamm, blieb Leo stehen und scharrte mit der Pfote im Waldboden. Angus bückte sich und hob etwas auf, das wie ein Stück Verband aussah, allerdings aus einer Pflanze zu bestehen schien. Er führte es an die Nase und zuckte zurück. »Puh, stinkt ja ekelhaft.«
Auch die drei ??? nahmen den Geruch jetzt wahr. Es roch nach faulen Eiern, nach Verwesung.
»Gib mal her«, sagte Grace argwöhnisch und nahm ihrem Sohn die faulige Pflanzenmatte ab. Sie besah sie sich genau, prüfte die Fasern und roch ebenfalls daran. »Tule.« Sie sah auf. Erstaunen lag in ihren Augen. Und Sorge. »Eindeutig Tule. Eine Schilfpflanze. Damit haben die Menschen der Schmalkopfrasse ihre Toten einbandagiert.«
Waldmenschen
Bis Sonnenuntergang blieben ihnen noch etwas mehr als anderthalb Stunden. Bob schlug vor, Leo den Pflanzenrest unter die Nase zu halten und ihn damit auf eine mögliche Fährte anzusetzen. Doch Angus war skeptisch: Das wäre Leos Sache nicht. Leo war also auch kein Spürhund.
Diesmal blieben sie zusammen und durchstreiften den Wald aufs Geratewohl. Aber der Unbekannte gab sich nicht mehr zu erkennen. Keine weiteren Steine flogen, keine seltsamen Geräusche waren zu hören, selbst der unangenehme Geruch verzog sich, als der Wind auf Nordwest drehte. Schließlich beendete Angus die Suche.
»Machen wir Schluss. Morgen ist auch noch ein Tag.« Angus befahl Leo mit einem leisen Pfeifen zu sich.
»Hast recht«, stimmte ihm seine Mutter zu. »Bis wir zu Hause sind, ist es ohnehin dunkel.«
Als die kleine Gruppe wieder an der Farm angelangt war, lud Grace die drei ??? noch zum Abendessen ein.
»Da müsste ich aber erst zu Hause nachfragen«, sagte Peter. »Mom meinte, es sollte nicht zu spät werden, sie und Dad haben irgendwas vor. Kann ich mal kurz telefonieren?«
»Hier, nimm mein Handy«, erwiderte Grace und reichte ihm ihr Mobiltelefon. »Festnetz haben wir hier draußen nicht.«
Der Zweite Detektiv konnte nicht länger bleiben. Seine Eltern hatten einen Tisch reserviert und legten Wert darauf, dass er mitkam.
»Familienabend und so.« Peter zog die Stirn in Falten. »Ab und zu haben meine Eltern solche Anwandlungen.«
Grace fand das schön. »Ist doch toll, wenn eine Familie solche Gewohnheiten pflegt!«
»Ja«, sagte Peter, doch es klang eher nach »Ich hab aber überhaupt keine Lust«.
Die drei ??? besprachen noch, wann sie morgen kommen wollten, verabschiedeten sich und machten sich auf den Weg.
In der Nacht tobte sich ein mächtiges Gewitter über dem südlichen Kalifornien aus. Justus machte kaum ein Auge zu, weil ein Blitz nach dem anderen sein Zimmer taghell erleuchtete. Ganz zu schweigen von den gewaltigen Donnerschlägen, die jedes Mal das ganze Haus erbeben ließen. Dazu regnete es in Strömen und der Erste Detektiv befürchtete schon, dass sie ihre weiteren Nachforschungen abblasen müssten. Aber als er am nächsten Morgen den Kopf aus dem Fenster streckte, begrüßte ihn ein strahlend schöner Tag. Der Himmel war wie blank geputzt, die Luft klar und rein und selbst der Schrottplatz sah aus, als hätte jemand mit einem großen Lappen einmal gründlich durchgewischt. Ein Tag wie gemacht für tatendurstige Detektive.
Gefrühstückt wurde unterwegs. Bob gabelte zuerst Peter und dann Justus auf und hielt auf dem Weg ins Sycamore Valley an Martha’s Muffin Market, wo sich die drei Detektive mit Muffins und Kakao versorgten. Kurz nach neun Uhr kamen sie an der Farm an.
»Hallo!«, begrüßte sie Grace, die gerade auf der Verandastand und ihre Schuhe säuberte. »Na, ihr drei? Jeder wieder bei Kräften?«
Ein heiseres Jaulen war die Antwort. Kurz darauf polterte Leo aus dem Haus und hielt direkt auf Justus zu. Unter dem Gelächter der anderen musste es sich der Erste Detektiv gefallen lassen, dass ihm Leo hingebungsvoll beide Hände abschleckte.
»Muss Liebe schön sein«, seufzte Peter.
»Das ist der Honig-Muffin«, verteidigte sich Justus.
»Aber natürlich. Du schmierst dich ja auch immer mit Muffins ein, anstatt sie zu essen.«
Der Erste Detektiv knurrte etwas Unverständliches und tätschelte Leo den Kopf. »Braver Hund.«
Ein paar Minuten später brachen sie auf. Diesmal musste auch Guillermo mit. Je mehr Augen und Ohren den Wald absuchten, desto besser standen ihre Chancen. Sie beschlossen, diesmal
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