Die drei ??? und der rote Pirat
zur Zeit keine Boote festgemacht. An der Uferseite war ein Kipptor, breit genug, um kleinere Boote durchfahren zu lassen, und dieses war fast bis zur Wasserlinie geschlossen. Auf einem Dachboden über dem Dock, der die ganze Breite des Bootshauses einnahm, waren Segel, Masten und Tauwerk verstaut. Unter dem Dock schlugen sanfte Wellen an das Holzfundament. Hier waren freilich nirgends Spuren einer Grabung zu finden, und auch auf dem ganzen Weg zum Turm entdeckten die Jungen nichts.
»Peter«, beschied Justus, »du hältst hier unter den Eichen Wache. Hier ist dein Walkie-Talkie und deine Gepäcktasche.
Wenn du Joshua Evans zurückkommen siehst, gib uns Bescheid. Wir lassen unsere Geräte auf Empfang geschaltet.«
Justus ging auf den Turm zu und schaute ihn sich genau an.
Das Erdgeschoß hatte zwei Eingänge und mehrere Fenster rundum. In der Höhe des ersten und zweiten Stockwerks fand sich nur je ein schmales Fenster. Das Dachgeschoß war ringsum verglast wie bei einem Leuchtturm. Zwischen diesen oberen Fenstern befanden sich stufenartige, aus dem Mauerwerk ragende Steine, wohl als Aufgang zum Flachdach.
Justus fand die vordere Eingangstür unverschlossen. Sie führte unmittelbar in ein kleines Wohnzimmer. Es sah genauso aus wie die meisten anderen Wohnräume, nur hatte es die Form eines großen Kuchenstücks mit gekurvter Außenwand. Zur Rechten lag das Kuchenstück »Schlafzimmer«, zur Linken das Kuchenstück »Küche«. Die hintere Tür ins Freie befand sich in der Küche; sie war von innen verriegelt. Eine hölzerne Treppe führte an einer Innenwand der Küche entlang in den Keller. Von der anderen Küchenwand, nahe bei der Spitze des Kuchenstücks, ging eine Tür zu einem zylindrischen Schacht ab, in dem man über eine Leiter ins darüber gelegene Geschoß gelangen konnte.
»Nehmen wir uns zuerst den Keller vor«, beschloß Justus.
Sie gingen die ausgetretenen Holzstufen in den stockdunklen Keller hinunter. Justus suchte an der Wand nach einem Lichtschalter. Eine kleine Glühbirne an der Decke gab recht trübes Licht von sich, aber die Jungen konnten wenigstens sehen, daß sie in einem niedrigen, halbkreisförmigen Raum mit kahlen Mauern waren. Das festgestampfte Erdreich des Bodens war so glatt und hart wie Beton, und die Mauern waren knochentrocken und hatten wohl seit einem Jahrhundert keine Veränderung erfahren.
»Hier hat auch keiner gegraben«, erklärte Bob.
»Scheint so«, gab Justus widerstrebend zu.
Eine Tür in einer Innenmauer führte zu einem Abstellraum, in dem schwere alte Möbel mit einer dicken Staubschicht standen. Die Jungen hielten unter den Möbelstücken nach Spuren von aufgeworfener Erde Ausschau.
»Hier in diesem Keller gibt es keine Stelle, wo gegraben wurde«, stellte Bob schließlich fest.
Justus nickte mit einem Seufzer des Unbehagens.
»Haaaaaaaa!«
Die beiden Jungen fuhren herum. Hinter ihnen stand der Rote Pirat. Sein Säbel blinkte schwach in der Düsternis der Kammer.
»Hallo, Mr. Davis«, sagte Bob leicht verärgert. »Wir sind’s doch bloß.«
Der Rote Pirat erwiderte nichts. Durch die dunkelrote Halbmaske über dem dichten schwarzen Schnauzbart starrte er die Jungen mit funkelnden Augen an.
»Mr. Davis?« hakte Justus nach.
Der Rote Pirat hob den Säbel, tat einen Sprung nach vorn und schwang drohend die Waffe. Bob machte einen Satz über eine große Truhe, und Justus duckte sich hinter ein paar schwere Stühle gegenüber. Der Rote Pirat stolperte über Bobs Füße und rutschte mit Schwung über zwei lange eichene Tischplat-ten, bis er gegen die Rückwand prallte.
Justus und Bob hatten nur noch einen Gedanken: Schnell weg!
Sie hasteten aus dem Abstellraum und die Treppe zur Küche hinauf. Plötzlich schien Peters gedämpfte Stimme bei ihnen in der Küche zu sein.
»Alarmstufe eins! Evans kommt zurück! Äußerste Vorsicht, Freunde!«
Die Hintertür war verriegelt, das wußten sie – aber sie war auch noch abgeschlossen, und der Schlüssel fehlte. Die Jungen hörten, wie der mysteriöse Rote Pirat durch den Keller auf die Treppe zutrampelte. Und Joshua Evans würde gleich durch den Vordereingang in den Turm kommen!
Es gab keinen Fluchtweg.
Ist er nun Sam Davis oder nicht, dieser Rote Pirat? Es täte mir zwar leid, den nicht unsympathischen alten Seemann zu Major Karnes’ Komplizen zählen zu müssen, aber ein guter Detektiv sollte sich beim Aufkommen von Verdachtsmomenten nicht von Sympathie oder Antipathie leiten lassen.
Gefangen!
Im
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