Die drei ??? und der Zauberspiegel
eines Neulings in der Branche – ein Zauberkünstler, der soeben aus Ruffino in den Vereinigten Staaten eingetroffen war.«
»Sehr interessant«, sagte Justus.
»Zweifellos«, bestätigte Bob. »Drakestar trat ja nicht mehr öffentlich auf, aber für seine Gäste zauberte er immer noch, und er half auch gern jungen Kollegen, wenn er konnte. Und Baldini gehörte auch zu denen, die er zu unterstützen versuchte. Ich nehme zwar an, daß es Baldini nie geschafft hat, sich hier einen richtigen Namen zu machen, aber dafür konnte ja Drakestar nichts.«
»Also kommt Baldini aus Ruffino«, sagte Justus Jonas. »Der verhexte Spiegel stammt aus Ruffino, und jemand in hoherPosition in Ruffino will den Spiegel haben und hat Santora damit beauftragt, ihn an sich zu bringen. Und dann gibt es noch unseren gemeingefährlichen Einbrecher, der wahrscheinlich Juan Gómez heißt. Könnte Baldini seinerseits einen triftigen Grund haben, den Spiegel besitzen zu wollen?«
»Ich bin der Ansicht, Santora hat ihn in Dienst genommen«, vertrat Peter seine Meinung. »Ich glaube, Santora kommt aus Ruffino und kennt Baldini und läßt ihn für sich arbeiten.«
»Oder Baldini versucht von sich aus mit allen Mitteln, Mrs. Darnley so weit zu bringen, daß sie aus Angst den Spiegel verkauft«, überlegte Justus. »Vielleicht steckt er auch mit Gómez unter einer Decke.«
»Wenn dieser Gómez den Spiegel so dringend braucht«, sagte Bob, »und wenn er mit Baldini gemeinsame Sache macht, warum haben die beiden das Ding dann nicht einfach geklaut, als keiner im Haus war? Sie sind ja zu zweit, und das Haus war diese Woche schon ein paarmal leer.«
»Nein. Der Spiegel ist zu schwer«, sagte Peter. »Wir alle drei und Jeff Parkinson und sogar noch Morton mußten zupacken, damit wir ihn überhaupt von der Wand bekamen. Ein Mann oder auch zwei können ihn nicht einfach wegtragen. Aber wenn Baldini aus Ruffino stammt, hat er vielleicht noch Freunde dort.
Er weiß vielleicht irgend etwas über diesen Spiegel. Er könnte sogar davon wissen, daß Señora Manolos ihn an Mrs. Darnley geschickt hatte.«
»Und folglich gibt er seinen Job als Zeitungsverkäufer auf, beschafft sich beim Kostümverleiher Drakestars alten Umhang und taucht als Phantom im Spiegel auf«, sagte Justus. »Ich mag komplizierte Fälle, aber ich finde, bei diesem hier haben in letzter Zeit einfach zu viele Leute die Finger drin. Gut, das war also Baldini, zumindest vorläufig. Was hast du über Ruffino herausbekommen?«
»Ich fand vier Artikel in Zeitungen und ein kleines Buch«, sagteBob. »Ruffino ist eine hübsche kleine Insel, wo die Leute Zuckerrohr und Bananen anbauen und wo immer schönes Wetter ist und wo eigentlich nie etwas Aufregendes passiert. Es war bis 1872 eine spanische Kolonie, aber dann gab es eine Revolution.«
»Ein gewaltiges Blutbad, nehme ich an«, sagte Peter.
»Nein. Es sieht so aus, als hätten es alle mit Fassung getragen«, erklärte Bob. »Eine Gruppe einflußreicher Kaufleute und Politiker taten sich zusammen und teilten dem spanischen Gouverneur mit, er sei nicht länger erwünscht. Sie schickten ihn nach Hause, nach Madrid. Spanien sah von einer Kriegserklärung ab, und die Alteingesessenen bildeten eine Regierung, die im großen und ganzen nach demokratischen Grundsätzen handelt.
Der derzeitige Präsident, Alfredo Felipe García, ist seit zwei Regierungsperioden im Amt. Nach einem kurzen Artikel, vor drei Monaten ganz hinten in der ›Times‹ erschienen, wird er sich in diesem Winter wieder um das Präsidentenamt bewerben. Er tritt dabei gegen einen früheren Präsidenten an – einen Mann namens Simon de Pelar. Vor zwölf Jahren hat er Pelar im Wahlkampf geschlagen.«
»Dann dauert eine Amtsperiode also sechs Jahre«, meinte Justus.
»Ja, und ein Präsident kann unbegrenzt wiedergewählt werden.
Freilich soll man nicht alles glauben, was in Büchern steht, aber die Geschichte von Ruffino, die ich in die Hand bekam, weiß über Pelar nichts Gutes zu berichten. Er betrieb unverschämte Vetternwirtschaft und erhöhte die Steuern. Er ließ die Polizei durch Gangster bestechen, und García beschuldigte ihn, er habe Staatsurkunden gefälscht, um Geld zu unterschlagen. Es waren schon recht schmutzige Geschäfte. De Pelar hingegen warf García vor, er sei in seiner Jugend ein ganz gewöhnlicher Dieb gewesen. De Pelar schwor, er könne das beweisen, aber er konnte es dann doch nicht. García gewann die Wahl, und wennman dem Buch glauben darf, war das
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