Die drei ??? und der Zauberspiegel
und sie wohnen gern hier. Mr. Henley ist nun schon fünf Jahre da.«
»Jetzt haben Sie aber ein Zimmer frei.« Justus zeigte auf das Schild.
»Ja. Mr. Baldini ist gestern abend ausgezogen. Ganz plötzlich.
Eigenartig. Aber Leute vom Theater sind manchmal eigenartig, nicht?«
»Hat er lange bei Ihnen gewohnt?«
»Vier Jahre«, sagte die Frau. »Sonderbar, einfach auszuziehen, ohne vorher zu kündigen. Er hat nicht einmal für den Briefträger seine neue Anschrift hinterlassen.«
»Das ist wirklich sonderbar«, sagte Justus, »aber wie Sie sagen: es gibt schon eigenartige Leute beim Theater. War er Schau-spieler?«
»Zauberkünstler«, sagte die Frau. »Das heißt, er war es früher. Er hatte in letzter Zeit kaum noch Engagements, und da hat er Zeitungen verkauft. Er hat seinen Stand Ecke Santa Monica Boulevard und Fountain Avenue.«
»Aha.« Justus steckte die Kappe auf seinen Kugelschreiber und schloß sein Notizbuch. »Vielen Dank, Madam. Wir müssen nun noch in vier weitere Häuser, dann haben wir das Material fürunsere Arbeit beisammen. Es war sehr liebenswürdig von Ihnen, Madam.«
»Gern geschehen«, sagte die Frau.
Sie schloß die Tür, und die Jungen liefen zum Santa Monica Boulevard zurück, wo sie in einen Bus stiegen.
»Wir müssen das überprüfen«, sagte Justus, »aber ich glaube, wenn wir zu dem Zeitungsstand kommen, gibt es dort keinen Baldini mehr.«
Justus hatte recht. Am Kiosk an der Straßenecke waren die Läden geschlossen und mit Vorhängeschlössern gesichert. Draht-verschnürte Zeitungspakete lagen auf dem Gehsteig herum.
»Er hat nicht mal seinen Lieferanten Bescheid gegeben«, sagte Justus. »Baldini, unser Phantom, ist verschwunden!«
Das Verhängnis bricht herein!
Es war schon spät am Nachmittag, als Justus Jonas und Peter Shaw wieder in Rocky Beach aus dem Bus stiegen.
»Gehen wir bloß Tante Mathilda aus dem Weg«, sagte Justus.
»So früh erwartet sie uns noch nicht zurück, und wenn sie uns sieht, schanzt sie uns todsicher Arbeit zu. Ich möchte Bob anrufen und erfahren, was er bei der ›Times‹ herausfinden konnte.«
»Rotes Tor?« fragte Peter.
»Rotes Tor«, sagte Justus.
Die beiden umrundeten die Umzäunung bis zur Hinterseite des Lagerhofs, wo Künstler aus Rocky Beach den Bretterzaun mit einer dramatischen Darstellung des großen Brandes nach dem Erdbeben von San Francisco im Jahre 1906 geschmückt hatten.
An einer Stelle des Panoramas war ein Hündchen gemalt, das in die Flammen schaute. Sein Auge war ein Astloch. Justus griff hinein, schob an der Innenseite des Zauns einen Riegel zurück und drückte dann gegen die Bretter. Drei davon ließen sich zur Seite schwenken. Das war das Rote Tor. Justus und Peter traten durch die Öffnung ins Innere des Lagerplatzes und gingen einen engen verborgenen Gang entlang, der zwischen hochgetürmtem Gerümpel bis zu ihrer Zentrale führte.
Sie brauchten Bob Andrews nicht mehr anzurufen. Der schlanke Junge mit der Brille war schon im Büro. Er hatte Zeitschriften und Bücher auf dem Schreibtisch ausgebreitet und machte sich eifrig Notizen.
Bob sah auf, als Justus und Peter durch »Die Tür« in den Wohnwagen kamen – eine Schiebetür, die von außen mittels einiger dicker Bohlen verborgen war.
»Da seid ihr ja wieder«, sagte Bob. »Was habt ihr herausgefunden?« Justus setzte sich auf einen Bürostuhl Bob gegenüber, und Peter holte sich aus dem zum Labor umfunktionierten Teil des Anhängers auch einen Stuhl.
»Wir haben herausgefunden, daß es sich bei dem Phantom im Spiegel mit ziemlicher Sicherheit um einen Varieté-Zauberkünstler namens Baldini handelt, und daß dieser Herr verschwunden ist.«
»Ich möchte wetten, Santora hat diesen Baldini angeheuert, damit er Mrs. Darnley Angst macht und sie dann den Spiegel hergibt«, setzte Peter hinzu.
»Das muß nicht unbedingt zutreffen«, meinte Bob ruhig.
»Weißt du was Genaues?« fragte Justus. »Etwas über Baldini?«
Bob nickte. »Ich habe es mir nur deshalb notiert, weil in dem Artikel von Ruffino die Rede war.« Er blätterte seine Papiere durch. »Ich habe im Mikrofilm-Archiv der ›Times‹ nachge-forscht und alles gelesen, was ich über Ruffino und Drakestar finden konnte. Ich wußte, daß unser Geist Drakestars Haus gut kennen mußte, sonst hätte er nichts von der Geheimkammer gewußt. Drakestar hatte oft Gäste bei sich, und besonders gern Presseleute, damit die dann über ihn in den Zeitungen berichteten. Und eine seiner Parties gab er zu Ehren
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