Die drei ??? und die flüsternde Mumie
beleidigt.
»Pass auf«, fuhr Justus fort, »nach deiner Erzählung sagte Sardon, dieser Magier, dass dir nach deiner Ankunft in Amerika der Geist des Ra-Orkon erscheinen werde, und zwar als Wiedergeburt in Gestalt seiner Lieblingskatze, einer Abessinierkatze mit ungleichen Augen und schwarzen Vorderpfoten, zum Beweis für die Wahrheit seiner Worte.«
»So ist es«, sagte Hamid. »Und es geschah. Der Geist von Ra-Orkon, als Katze, erschien vorige Woche in meinem Zimmer.«
»Das ist es ja eben –«, fing Justus an. Aber Peter meldete sich zu Wort. »Was bedeutet das eigentlich: Wiedergeburt?«, fragte er. »Ich hab mal davon gehört, aber genau weiß ich es nicht.«
»Im Orient«, erklärte Justus, »glauben viele religiöse Menschen, dass sie nach ihrem Tode wiedergeboren werden, manchmal auch in Gestalt eines tieferstehenden Geschöpfs oder sogar eines Insekts. Das nennt man Wiedergeburt – Reinkarnation oder Seelenwanderung.«
»Ja«, warf Bob ein, »und irgendwann einmal werden sie auch wieder als Mensch geboren.«
»Und Ra-Orkons Geist wurde wiedergeboren als abessinische Katze, in Gestalt von Lieblingskatze, die mit ihm begraben war«, sagte Hamid. »Wie du sagst, Erster Detektiv Justus, sie hat ungleiche Augen und schwarze Vorderpfoten.«
»Das ist es ja eben«, meinte Justus. »Ich will euch etwas zeigen – etwas sehr Wichtiges.«
Er verschwand in dem kleinen Laboratorium nebenan und kam mit einer schnurrenden Katze auf dem Arm zurück.
»Ra-Orkon!«, rief Hamid. »Hochverehrter Ahnherr, ich bin glücklich, dass Ihr seid in Sicherheit.«
»Der Kater tauchte gestern Abend aus dem Gebüsch bei Professor Yarboroughs Haus auf«, sagte Justus. »Ich habe ihn mit nach Hause genommen, damit ihm nichts passiert. Aber jetzt müsst ihr mal genau hersehen.«
Justus zog sein Taschentuch und befeuchtete es mit einem Lösungsmittel. Dann rieb er an einer der schwarzen Vorderpfoten des Tieres herum. Das Taschentuch bekam schwarze Flecken, und die schwarze Katzenpfote wurde weiß. »Der Kater hier hat in Wirklichkeit weiße Pfoten«, erklärte er Hamid. »Siehst du? Er ist Mrs Selbys Kater Sphinx, und seine Pfötchen hat man ihm schwarz gefärbt, damit er so aussieht wie die Katze, die dir nach Sardons Prophezeiung erscheinen sollte.«
Jetzt begriff Peter, was Justus mit der »maskierten« Katze gemeint hatte! »Na, so was!«, staunte er. »Wer ist wohl auf die Idee gekommen?«
Hamid griff nach der Katze. Er untersuchte die weiße Pfote, die eben noch schwarz gewesen war. »Richtig!«, rief er aufgeregt. »Katze in Maskerade. Das ist nicht Ra-Orkons Geist. Der Magier und Bettler Sardon sagte deutlich, dass die Katze, die wird erscheinen, schwarze Vorderpfoten haben wird wie die Katze von Ra-Orkon.«
»Das bedeutet«, sagte Justus und setzte sich wieder, »dass Mrs Selbys Kater Sphinx mit einer bestimmten Absicht maskiert wurde: Du solltest glauben, dass die Prophezeiung des Bettlers in Erfüllung gegangen sei.«
»Aber warum?«, fragte Hamid, und Peter fiel wie das Echo ein: »Warum?«
»Damit Hamids Vater und Achmed auch den Rest der Geschichte glaubten – von dem Ahnherrn, der Ra-Orkon angeblich sein sollte – und damit sie versuchen würden, die Mumie des Ra-Orkon von Professor Yarborough zurückzubekommen«, erläuterte Justus. »Für mich ist es so gut wie sicher, Hamid, dass Ra-Orkon nicht euer Ahnherr ist.«
»Ra-Orkon ist unser Ahnherr!« Hamids dunkle Augen blitzten. Er war ganz außer sich und kämpfte mit den Tränen. Justus wechselte das Thema.
»Die Wahrheit wird ans Licht kommen, wenn wir herausfinden, wer Ra-Orkon gestohlen hat und aus welchem Grunde«, sagte er taktvoll. »Peter hat seinen Bericht geliefert. Jetzt schlage ich vor, dass du, Hamid, uns alles, was du Peter gestern Abend gesagt hast, noch mal erzählst, damit Bob es aufschreiben kann.«
Hamid kam der Bitte gern nach. Er berichtete, wie der lahme, halb blinde, wandernde Magier Sardon in seinem Elternhaus in Libyen angekommen war. Er erzählte von Sardons Trance, wie der Geist des Ra-Orkon mit seiner Stimme gesprochen habe und wie er Hamids Vater gebeten habe, ihn aus dem Barbarenland zu retten.
Er sprach davon, wie er und Achmed nach Amerika gekommen waren und ein Haus in der Nachbarschaft von Professor Yarborough gemietet hatten, und weiter, wie Achmed den Professor um die Mumie des Ra-Orkon gebeten hatte und abgewiesen worden war; wie dann Achmed die Magasay-Brüder bestochen hatte, damit sie ihn bei dem Professor als
Weitere Kostenlose Bücher