Die drei ??? und die flüsternde Mumie
das Spiel bitte mit. Jetzt bin ich nämlich mal dran mit Logik und so weiter.«
Sie warteten und hörten Justus draußen das Eisengitter, das den Zugang zu Tunnel II verbarg, zur Seite schieben. Der Tunnel, ein weites galvanisiertes Rohr, war ihr Haupteingang zur Zentrale.
Flink holte Peter das Periskop ein und nahm am Pult Platz. Er und Bob hörten das gedämpfte Geräusch, das beim Durchkrabbeln des Tunnels entstand, und dann das vereinbarte Klopfzeichen an der Falltür. Gleich darauf hob sich die Klappe, und Justus tauchte im Wagen auf.
Justus Jonas war ein stämmiger, untersetzter Junge mit schwarzem Haar und aufmerksamen dunklen Augen. Er hatte ein rundes, rotbackiges Bubengesicht, aber wenn er sich ganz gerade hielt und die Kinnpartie energisch anspannte, konnte er wesentlich älter erscheinen. Er konnte sich auch total entspannen, dann wirkte er schlaff, dicklich und richtig »doof« – ein Trick, der viele Leute dazu brachte, ihn gewaltig zu unterschätzen.
»Puh!«, machte er. »Heiß heute!«
»Und ein Pechtag dazu – mit einem Platten«, sagte Peter.
Just sah ihn an. »Woher weißt du denn das mit dem Platten?«
»Logisch kombiniert«, behauptete Peter. »Bob und ich üben uns darin, wie du uns befohlen hast. Nicht wahr, Bob?«
Bob nickte. »Klar«, sagte er. »War ein schönes Stück Weg zum Schieben, was, Just?«
Justus beäugte die beiden kritisch. »Ja«, gab er zu, »das war’s. Aber jetzt interessiert es mich außerordentlich, die Ableitung eurer logischen Folgerungen kennenzulernen, damit ich euren Denkprozess nachvollziehen kann.«
»Was will er?«, fragte Peter.
»Wissen, wie wir’s rausgekriegt haben«, erklärte Bob. »Sag du es ihm.«
»Na gut«, sagte Peter. »Zeig mal deine Hände, Just.«
Justus streckte die Hände aus. Sie waren schmutzig, und in einer Handfläche war ein Profilabdruck wie von einem Fahrradreifen zu sehen.
»Und was weiter?«, fragte Just.
»Dein rechtes Knie«, fügte Peter hinzu. »Es ist staubig. Du bist unterwegs hingekniet, um etwas zu untersuchen. Dann hast du dreckige Hände mit einem Abdruck vom Fahrradreifen. Logische Folgerung: Du hast dich hingekniet, weil du nach dem Reifen sehen wolltest. Das deutet darauf hin, dass du einen Platten hattest. Und deine Schuhe sind ganz schmutzig. Du musst lange marschiert sein. Ist doch kinderleicht, mein Lieber.«
Es wäre wirklich ein Kabinettstückchen angewandter Kombinationsgabe gewesen, wenn sie das mit der Reifenpanne nicht schon vorher gewusst hätten. Justus schien beeindruckt.
»Sehr gut«, lobte er. »Solche Fähigkeiten sollten nicht mit der Suche nach einer entlaufenen Katze vergeudet werden.«
»Was?«, riefen Peter und Bob gleichzeitig.
»Ich sagte, solch hochentwickelte Fähigkeiten in der Kunst logischer Schlussfolgerung sollten nicht damit vergeudet werden, den Spuren einer Abessinierkatze zu folgen, die aus ihrem Domizil entwichen ist«, sagte Justus. Absichtlich benutzte er eine Reihe ungebräuchlicher Ausdrücke, was Peter nicht ausstehen konnte.
»Hingegen sollten Detektive von eurer Begabung sich mit höheren Zielen befassen, wie zum Beispiel« – er machte eine Pause, als denke er angestrengt nach –, »zum Beispiel dem Rätsel einer dreitausend Jahre alten Mumie, die ihrem Besitzer in einer unbekannten Sprache geheimnisträchtige Botschaften zuflüstert.«
»Woher kennst denn du die flüsternde Mumie?« Peter schrie es fast.
»Während ihr euch in Logik übtet«, erklärte Justus, »trainierte ich Gedankenlesen. In deiner Tasche, Bob, steckt ein Brief, der Professor Yarboroughs Adresse angibt. Ich habe bereits nach Morton und dem Wagen telefoniert. In zehn Minuten werden sie hier sein. Dann wollen wir den Professor besuchen und ihm unsere Unterstützung bei der Lösung seines Problems antragen: der Mumie, die das Flüstern nicht lassen kann.«
Sprachlos starrten ihn Bob und Peter an. Sie waren völlig überwältigt.
Der Fluch des Ra-Orkon
»Wie konntest du das bloß alles wissen – über den Brief von Mr Hitchcock und über Professor Yarborough mit seiner flüsternden Mumie?«, fragte Peter eine halbe Stunde später zum fünften Mal. Justus Jonas seufzte. »Wenn ihr mir nicht glaubt, dass ich Gedanken lesen kann, dann müsst ihr eben selbst dahinterkommen«, sagte er. »Gebraucht euren Verstand! Als ich in die Zentrale kam, habt ihr ja auch bemerkenswert logisch auf eine Reifenpanne geschlossen. Macht einfach so weiter.«
Diese Erwiderung ließ Peter hilflos verstummen.
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