Die drei ??? und die Perlenvögel
Füße auf eine ausgezogene Schublade des Aktenschranks. Bob setzte sich auf einen Hocker, den Rücken gegen die Wand gelehnt, und zog sein Notizbuch heraus.
Wie üblich eröffnete Justus die Diskussionsrunde.
»Perlen«, sagte er. »Die kommen ja in diesem Fall recht zahlreich vor.«
»Genau wie Tauben«, warf Peter ein, während er Cäsar beobachtete, der munter in seinem Taubenhaus aus Maschendraht umherhüpfte. »Mit zwei Zehen. Mit drei Zehen. Lebendig und tot.«
»Perlen«, wiederholte Justus unbeirrt. »In der Nachricht hieß es
›Heute keine Perlen‹. Maureen Melody begeistert sich für Perlen. Sie hatte eine Elster, die ihr immer wieder Perlen brachte.«
»Edgar Allan Poe.« Bob sah von seinen Notizen auf und nickte.
»Er kam mit einer Perle im Schnabel ans Haus, als wir dort waren. Und Miss Melody sagte: ›Das ist schon die dritte Perle, die er mir in diesem Monat gebracht hat.‹«
»Und dann hat jemand Edgar Allan Poe getötet«, fuhr Justus nachdenklich fort. »Vermutlich Parker Frisbee. Und Frisbee ist ein Juwelier, der Perlen kauft und verkauft. Wenn es sich also in diesem geheimnisvollen Fall in erster Linie um Perlen dreht . . .«
Justus verfiel manchmal in eine ziemlich geschwollene Sprache, wenn er laut dachte. »Wenn also Perlen als Hauptmotiv füngieren, dann müssen wir uns fragen: Was haben die Tauben damit zu tun? Wo ist das Bindeglied?«
Was meint ihr, könnten die Tauben selbst das Bindeglied sein? Etwa so: Ein Lieferant kann eine Ware nicht wie üblich senden. Statt dessen benachrichtigt er den Empfänger schriftlich: »Lieferung heute nicht möglich.« Die große Frage allerdings lautet noch: Wer ist wer?
Er brach ab. Das Telefon klingelte. Justus schaltete den Lautsprecher ein, damit die beiden anderen mithören konnten, was der Anrufer sagte. Dann nahm er den Hörer ab.
»Hallo. Die drei Detektive«, meldete er sich.
»Hallo. Ist dort Justus Jonas?« Es lag Besorgnis in der Männer-stimme, die ihnen irgendwie bekannt vorkam. »Ich möchte Justus Jonas sprechen.«
»Am Apparat«, bestätigte Justus.
»Oh.« Eine Pause entstand. »Hoffentlich erinnerst du dich an mich. Wir sind uns vor zwei Tagen im ›Seahorse‹ begegnet. Ich habe dort ein Paket stehenlassen. Das heißt, ich habe es vergessen. Und als ich später danach fragte, sagte mir die Kellnerin, das hättet ihr wohl mitgenommen.«
Justus legte die Hand über die Sprechmuschel. »Blinky«, flüsterte er den beiden Freunden aufgeregt zu.
»Hallo?« Nun hörte sich die Stimme des Mannes richtig beunruhigt an. »Hallo? Bist du noch dran?«
»Ja, natürlich. O ja, ich erinnere mich durchaus an die Sache, sehr genau.«
Wieder eine Pause, diesmal noch länger.
»Habt ihr es nun?« fragte der Mann schließlich. »Habt ihr mein Paket?«
»Ja, ja«, antwortete Justus. »Eine große quadratische Kiste, mit Mull bespannt. Sie ist in Sicherheit. Wir haben sie aufbewahrt und hofften, Sie würden sich melden.«
»Oh.« Das klang nun merklich erleichtert. »Das ist wirklich nett von euch. Da habt ihr Jungen ja eine Belohnung verdient. Wenn ihr mir die Kiste wiederbringt, werde – werde ich euch für eure Mühe zwanzig Dollar zahlen.«
»Vielen Dank«, erwiderte Justus. »Und wohin sollen wir sie bringen?«
»Nun, ich weiß, wo du wohnst . . . das heißt, ich weiß, daß ihr drei in Rocky Beach wohnt, also könnten wir uns ja dort irgendwo treffen, nicht? Sagen wir, auf dem Parkplatz der Trustee Bank.«
»Ja, gut«, bestätigte Justus. »Um welche Zeit würde es Ihnen passen?«
»Heute abend um neun?«
Auch damit war Justus einverstanden.
»Also dann um neun«, wiederholte der Mann mit gehetzter Stimme.
»Hat man Töne?« meinte Peter, als Justus aufgelegt hatte.
»Zwanzig Dollar!«
Der Erste Detektiv hatte ihn offenbar gar nicht gehört. Er zupfte an seiner Unterlippe und dachte konzentriert nach.
»Den Stoff habe ich aufbewahrt.« Bob öffnete den Aktenschrank. »Sollen wir Cäsar wieder in den kleineren Käfig setzen und den Mull darüberspannen, wie es ursprünglich war?« Justus ließ sich mit der Antwort eine volle Minute Zeit, dann schüttelte er den Kopf. »Wir wollen uns erst mal damit befassen, was Blinky sagte«, überlegte er laut. »Er sagte: ›Ich weiß, wo du wohnst.‹ Dann verbesserte er sich: ›Das heißt, ich weiß, daß ihr drei in Rocky Beach wohnt.‹ Das müßte ihm aus der Vorwahlnummer auf unserer Karte klargeworden sein. Aber wie er sich zuerst ausdrückte, das hat ihn verraten.
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