Die drei ??? und die Perlenvögel
Frühstück nur sehr wenig gegessen. Toast ohne Belag und entrahmte Milch.
Tante Mathilda machte sich in letzter Zeit geradezu Sorgen über seinen ungewohnt geringen Appetit. Als sie am nächsten Morgen Justus gut zuredete, sich Rührei mit Schinken »und hier, die guten Wurstbrötchen« zu nehmen, da war der Erste Detektiv in seiner niedergedrückten Stimmung nicht fähig zu widerstehen. Er aß alles auf, was sie ihm hinstellte, und dann ging er zum Schrottplatz hinüber, um auf die Freunde zu warten.
Er war gerade auf dem Weg zur Werkstatt und zum Tunnel-Eingang Richtung Zentrale, als er sie entdeckte. Sie hatte Justus auch gesehen und kam mit aufgeplusterten Brustfedern anstolziert, um ihn zu begrüßen.
Justus bückte sich, und die Taube ließ sich aufnehmen. Er betrachtete sie genau: jede der glänzenden Flügel-und Schwanzfedern, den schlanken grauen Kopf und die klugen Augen.
Ein klarer Fall. Diese Taube würde er jederzeit wiedererkennen.
Ein Irrtum war ausgeschlossen.
Es war Cäsar.
Besucher aus dem Fernen Osten
»Aber sicher, das ist Cäsar«, bestätigte Peter. »Das könnte ich beschwören. Da, diese Zeichnung auf den Schwanzfedern. Und außerdem erkennt er uns auch wieder. Stimmt’s, Cäsar?« Die drei ??? hatten sich in ihrem Büro in der Zentrale versammelt.
Cäsar war nun wieder in seinem großen Haus, hüpfte munter umher und pickte Maiskörner.
»Parker Frisbee nimmt mir Cäsar mit schußbereiter Pistole ab«, der Erste Detektiv knetete energisch seine Unterlippe, »und ein paar Stunden später bringt er ihn zurück und läßt ihn auf unserem Schrottplatz wieder frei. Warum? Warum? Warum?«
Justus kam es so vor, als gebe es in diesem Fall, verglichen mit jedem vorangegangenen, ein vielfaches »Warum«.
»Vielleicht hat er ihn ja gar nicht zurückgebracht.« Die Brille war Bob auf die Nasenspitze gerutscht. Er schob sie hoch.
»Was meinst du damit?« fragte Peter. »Das ist doch Cäsar hier, oder etwa nicht?«
»Ich denke da an das Taubenbuch«, erklärte Bob. »Im Zweiten Weltkrieg setzte man Brieftauben zur Nachrichtenübermittlung ein. Wenn die Einheiten vorrückten, mußten sie auch die Taubenschläge mitnehmen. Und da entdeckten sie, daß eine wirklich gut abgerichtete Taube sich in zwei oder drei Tagen an einen neuen Standort gewöhnt . . .«
»Und die flog dann zu ihrer neuen Adresse zurück statt zur alten.« Justus nickte anerkennend. »Ich glaube, du bist da auf etwas Interessantes gestoßen, Bob. Vielleicht gehört Cäsar gar nicht Parker Frisbee, und er wollte ihn zum rechtmäßigen Besitzer zurückbefördern.« Er zog die Brauen zusammen.
»Frag mich nicht warum. Und wenn er das vorhatte, dann war es ja das Einfachste, Cäsar einfach aufzulassen, damit er heimfliegt.«
»Und hier ist jetzt sein Zuhause, nicht, Cäsar?« Peter steckte einen Finger durch den Maschendraht und streichelte den schlanken Kopf der Taube. »Also hast du hierher zurückgefun-den, und das finde ich einfach . . .« Er brach ab, denn über den Verstärker ertönte eine Stimme.
»Justus! Justus!«
Das war Tante Mathilda. Justus hatte im Freien ein Mikrophon installiert, damit er seine Tante hören konnte, wenn er in der Zentrale war.
»Justus! Bob! Peter! Wo steckt ihr denn?«
Justus seufzte. Dieser Schlachtruf aus Tante Mathildas Mund hatte normalerweise nur eine Bedeutung: ans Werk. Sie wollte ihnen Arbeit zuschanzen. Er hoffte nur, daß es nicht schon wieder eine Fuhre Winkeleisen war. Vielleicht brauchte sie ja nur Unterstützung beim Bedienen der Kunden, die an Samstagen scharenweise anrückten.
Die drei ??? verließen ihre sorgfältig verborgene Zentrale durch den Ausgang ›Tür IV‹, der sie in den hintersten Bereich des Lagerplatzes entließ. Sie umrundeten einen großen Stapel Bauholz und näherten sich Tante Mathilda von hinten.
Erschrocken zuckte sie zusammen, als Justus ihr die Hand auf die Schulter legte. »Da seid ihr ja«, sagte sie dann. »Ich weiß ja nie, wo ihr Jungen euch verkriecht.«
Justus gab sich Mühe, Einsatzfreude zu zeigen. »Was gibt’s zu erledigen?« erkundigte er sich.
Aber diesmal hatte Tante Mathilda die Jungen nicht gerufen, um sie zur Arbeit heranzuziehen. Zwei Männer hatten nach ihnen gefragt, berichtete sie. Sie seien draußen am Tor.
Die beiden Männer standen neben einem grünen Transporter, der an der Straße parkte. Sie waren etwa dreißig Jahre alt, klein und drahtig, und sie trugen T-Shirts und verwaschene Jeans.
Beide waren Japaner.
Der
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