Die drei ??? und die singende Schlange
Bürohäuschen auf dem Gelände.
»Tante Patricia weint«, berichtete sie. »Asmodi schläft wieder mal. Bentley putzt Fenster.«
»Und Tante Mathilda wäscht das Geschirr ab«, sagte Justus. »Du kannst also im Büro ungestört mit dem Juwelier telefonieren.«
Allie ließ sich das nicht zweimal sagen. Sie setzte sich im Büro an den Schreibtisch, wählte die Nummer der Firma Van Storen & Chatsworth und lieferte eine vortreffliche Imitation der Stimme von Miss Patricia Osborne. Wann würde die Halskette der Kaiserin Eugenie fertig sein? Sie hörte sich die Antwort an und sagte dann: »Sehr gut. Vielen Dank«, und legte auf.
»Sie haben die Kette«, sagte sie zu den Jungen. »Sie sagen, es dauert noch ein paar Tage, und sie erwarten dann Bescheid, wann die Kette zugestellt werden soll. Bin ich froh!«
»Dann ist der Schmuck ja in Sicherheit«, sagte Justus, »und was euer neuer Hausmann auch sein mag, ein Juwelendieb ist er nicht.
Jetzt wäre zu erforschen, ob in Mrs. Comptons Alltag gestern in irgendeiner Weise eine Schlange eine Rolle gespielt hat.«
»Du glaubst doch nicht, daß Asmodi eine Schlange in Mrs. Comptons Wagen praktiziert hat, oder?« fragte Peter.
Allie schüttelte sich.
»Das wäre wohl Grund genug für jeden, in einen Brückenpfeiler zu rasen«, sagte Justus Jonas. »Aber das werden wir ja sehen.«
»Was wollt ihr tun?« fragte Allie.
»Ich gehe zur Bücherei und lese über Schlangen, Dämonen und fremdartige Kultgebräuche nach«, verkündete Bob.
»Peter und ich besuchen Mrs. Compton im Krankenhaus«, sagte Justus.
Allie stand auf und ging zur Tür. »Dann geh’ ich jetzt nach Hause und halte weiterhin die Augen offen«, sagte sie.
»Wir rufen dich an«, versprach Justus.
Sie nickte und ging hinaus. Gerade kam der Lastwagen ange-rumpelt. »Fertig?« rief Patrick.
Justus und Peter kletterten zu Patrick ins Führerhaus. Auf der Fahrt nach Los Angeles waren sie stumm, jeder hing seinen Gedanken nach. Als sie den Vermont Boulevard erreichten, bat Justus Patrick, vor einem kleinen Blumengeschäft anzuhalten. Er kaufte ein Usambaraveilchen mit vielen Blüten und schrieb eine Grußkarte dazu. Dann fuhr Patrick die Jungen zur Universitätsklinik.
Vor dem Gebäude hielt Patrick an. »Soll ich warten?« fragte er.
»Was habt ihr eigentlich hier vor?«
»Wir müssen uns mit einer Dame über eine Schlange unterhalten«, sagte Peter.
Patrick schluckte.
»Laß gut sein, Patrick«, sagte Peter. »Sei nicht so neugierig. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.«
Justus stieg vorn Wagen. »Ich finde, das sollte ich allein erledi-gen«, sagte er. »Wir wollen nicht zu sehr auffallen.«
»Na schön«, meinte Peter. »Dann warte ich hier bei Patrick.«
Justus ging mit seinem Blumentopf die Vortreppe zum Eingang hinauf. »Zu Mrs. Compton, bitte«, sagte er zu der Dame im Empfang. »Darf sie Besuch empfangen?«
Die Frau blätterte in einem Karteikasten. »Zimmer 203, Station Ost«, sagte sie. »Der Aufzug ist dort drüben, den Flur entlang und dann rechts.«
Justus trug sein Usambaraveilchen den Flur entlang und fuhr mit dem Aufzug ins nächste Stockwerk. Die Tür öffnete sich vor dem Schwesternzimmer, wo es hoch herging: ein Arzt telefonierte, eine Helferin brachte Medikamente an, und eine Krankenschwester schien Justus geflissentlich zu übersehen.
Justus räusperte sich. »Mrs. Margaret Compton, Zimmer 203, bitteschön«, sagte er. »Darf sie Besuch empfangen?«
Die Schwester sah von ihren Krankenblättern auf. »Sie hat gerade ein Beruhigungsmittel bekommen«, sagte sie streng.
»Oh.« Justus Jonas zog das runde, muntere Gesicht in die Länge.
»Ich könnte ja noch mal herkommen«, sagte er kummervoll,
»aber ich hatte mich so auf Tante Margaret gefreut, und heute nachmittag muß ich arbeiten. Wenn man nicht pünktlich im Geschäft ist, kriegt man die Zeit vom Lohn abgezogen.«
»Na, schon gut. Warte mal eben, ich will nachsehen, wie es ihr geht.«
Die Krankenschwester schritt mit raschelndem Nylonkittel den Gang entlang. Nach kaum einer Minute war sie wieder da. »Sie ist wach. Du kannst reingehen, aber bleib nicht zu lange. Sie muß dann schlafen.«
Justus versicherte ihr, daß er nicht lange bleiben würde, und lief über den Gang zu Zimmer 203. Die Tür stand offen. In dem Einzelbett im Raum lag eine Frau mit rundem, blassem Gesicht, schläfrigen Augen und dichtem weißem Haar. Sie lag von den Füßen bis zur Taille in einem Gipsbett, das sich unter der Bettdecke
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