Die drei ??? und die singende Schlange
abzweigte. Nummer 1856 war ein großes vornehmes Haus mit rotem Ziegeldach. Ein Schild im Vorgarten zeigte an, daß es zu Nummer 1854 – der Anschrift, die Peter von Allie bekommen hatte – nach hinten ging.
»Sicher ein Appartement über der Garage«, entschied Justus. Er ging ein kurzes Stück die Zufahrt vor und kam dann mit einem Nicken zurück. »Eine kleine Dachwohnung über einer Doppel-garage.«
»Und wie sollen wir herausfinden, ob Bentley tatsächlich dort wohnt?« fragte Peter. »Jetzt ist er ja bei den Jamisons.«
»Wir fragen in dem großen Haus nach ihm«, sagte Justus. »Wir könnten Freunde seines Neffen Freddie sein. Wir kommen zufällig aus Westwood hierher und wollten mal vorbeischauen.«
»So läßt sich immerhin eine Unterhaltung anfangen«, meinte Bob. Justus marschierte zur Haustür des großen Gebäudes und klingelte. Er wartete fast eine Minute lang und klingelte nochmals. Niemand kam an die Tür.
»Da wären wir nun mit unserer großartigen Idee«, sagte Peter.
Justus hob sein Fahrrad vom Boden auf, schob es zur Zufahrt und sah nochmals zur Garage zurück. »Nehmen wir mal an, daß Bentley wirklich hier wohnt«, sagte er. »Oft läßt sich über jeman-den schon eine ganze Menge in Erfahrung bringen, wenn man die von ihm gewählte Wohnung unter die Lupe nimmt.«
»Wir sollen also da rumschnüffeln?« fragte Peter.
»Wir können ja zum Fenster hineinschauen«, erwiderte Justus.
Es stellte sich als äußerst einfach heraus, zu den Fenstern der Garagenwohnung hineinzusehen. Eine Treppe führte an der Außenwand der Garage hoch und endete auf einem kleinen Absatz. Dort, gleich neben der Tür zur Wohnung, war ein Fenster mit hochgezogener Jalousie.
»Glückliche Fügung.«Justus Jonas preßte die Nase an die Scheibe.
Peter drängte sich heran und spähte auch hinein, und Bob stellte sich auf die Zehenspitzen und schaute Peter über die Schulter.
Der letzte Schein der untergehenden Sonne fiel durch ein Fenster an der Vorderfront der Wohnung. Das Licht erhellte die gegenüberliegende Wand, wo vollgestellte Bücherregale standen.
Die Jungen sahen einen Schreibtisch mit Aktenordnern und noch weiteren Büchern, eine Schreibmaschine auf einem Tischchen, einen Drehstuhl und eine Stehlampe. Es gab auch noch eine Liege mit braunem Cordsamtüberwurf.
»Sieht mehr nach Büro als nach Wohnung aus«, meinte Peter.
Justus trat vom Fenster zurück. »Unser geheimnisvoller Hausmann liest viel«, stellte er fest. »Und er schreibt auch fleißig.«
Bob pfiff durch die Zähne. »Die Titel sprechen Bände!« sagte er.
»Da, die Bücher auf dem Tisch – er hat ›Hexerei, Volksheilkunde und Magie‹. Das ist neu erschienen. Wir bekamen es in der Bücherei erst diese Woche herein, und es kostet über zehn Dollar.
Dann hat er noch ›Voodoo – Ritual und Realität‹.«
»Irgendwas über Schlangen?« fragte Peter.
Justus machte sich am Türknauf zu schaffen, aber er ließ sich nicht drehen. Dann untersuchte er das Fenster näher. »Es ist nicht verriegelt«, verkündete er. Er sah seine beiden Freunde an. Peter ließ den Blick über den leeren Hof vor der Garage schweifen, und Bob spähte hinüber zum Haus.
»Wenn man uns erwischt, sind wir dran«, sagte Peter.
»Wir dürfen uns eben nicht erwischen lassen.« Justus drückte das Schiebefenster hoch. Es öffnete sich fast geräuschlos. Eine Sekunde später war Justus in der Wohnung, und Bob und Peter folgten ihm auf dem Fuß.
Außer den Büchern über Magie, die Bob auf dem Tisch erspäht hatte, sahen die Jungen ganze Regale voller Literatur über Riten primitiver Völker, gelehrte Wälzer über Folklore und einige Bücher über schwarze Magie, wie sie heute wieder in modernen Großstädten praktiziert wird.
»Der Bursche muß sich bei Tante Patricia Osborne und Mr. Asmodi wirklich zu Hause fühlen«, sagte Peter.
»Wenn er diese Bücher alle gelesen hat, alle Achtung«, sagte Bob. »Ich habe mir heute ein paar davon vorgenommen, und die sind ganz schön anstrengend.«
»Ein Experte in Okkultismus«, sagte Justus. »Normalerweise verdingt sich ein Experte in Okkultismus nicht als Hausmann.«
Justus beugte sich über den Arbeitstisch und begann die Rücken-schilder an den dort aufgestapelten Ordnern zu lesen. Da gab es einen Ordner für »Maras Klienten« und einen mit der Bezeich-nung »Das grüne Dreieck«. Dann gab es noch einen Ordner – einen dicken – mit dem Schild »Der Kult des Zwölferkreises«.
»Ob das wohl unser Kult ist?«
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