Die drei ??? und die singende Schlange
Justus schlug den Ordner auf.
»Tatsächlich!« sagte er.
»Was ist denn drin?« fragte Bob.
Justus nahm zwei Blätter heraus. »Hier sind einige Notizen über Miss Patricia Osborne. Bentley findet sie interessant. Zum Beispiel hat er auf diesem Blatt festgehalten, daß sie in den letzten zehn Jahren mehr als fünf ungewöhnlichen Sekten angehört hat, daß sie zwei Astrologie-Zeitschriften abonniert hat und daß sie einmal nach Indien gereist ist, um dort bei einem Guru zu medi-tieren. Die Indienreise dauerte nicht lange. Miss Osborne fand die sanitären Verhältnisse unzumutbar. Und hier ist noch eine Notiz, daß Miss Osborne im Mai in das Haus in Rocky Beach gezogen ist und daß Mr. Asmodi vor kurzer Zeit dort auftauchte.«
»Sonst noch was?« fragte Peter.
Justus zog noch ein Blatt heraus. »Hier ist eine Auskunft von einem Kreditinstitut«, sagte er. »Mit einer Aufstellung über Miss Osbornes Vermögensverhältnisse, die geordnet sind. Wohlhabend könnte man sie nicht nennen.«
»Bentley interessiert sich für Finanzen?« fragte Peter.
Justus blätterte im Ordner weiter. »Anscheinend. Hier ist eine solche Auskunft über Noxworth, den Besitzer des Lebensmittelgeschäfts. Er hat noch Grundbesitz im Osten von Los Angeles. Er ist viel betuchter, als sein Äußeres vermuten läßt.«
»Und die Dame in Orange?« fragte Peter.
»Madelyn Enderby, die Friseuse?« Justus blätterte weiter. »Sie gehört ebenfalls einer ganzen Anzahl seltsamer Gilden an. Sie ist selbständig, und ihr Jahreseinkommen beläuft sich auf eine fünf-stellige Dollarsumme. Sie hat ein Aktiendepot bei einem Börsen-makler in San Fernando Valley.«
»Sonst noch was über jemand Bekanntes?« wollte Bob wissen.
»Die Dame mit dem Reformhaus«, sagte Justus. »Reformkost muß ganz einträglich sein. Sie hat einen Bankkredit beantragt, um in einer anderen Gegend eine Filiale aufzumachen. Und dann gibt es hier noch einige Auskünfte über Leute, die wir nicht kennen.«
»Magie und Hexerei.« Bob berührte die Bücher auf dem Tisch.
»Und dann Geld.«
»Vielleicht ist da ein Zusammenhang«, sagte Justus.
Peter zog die Tischschublade auf. Sie war leer bis auf ein paar Büroklammern und ein kleines Tonbandgerät. Auf der Aufnah-mespule befand sich eine Bandkassette. »Das Ding würde mir gefallen«, meinte Peter. »Das kann man ja in die Tasche schieben.« Bob nahm das Gerät in die Hand. »Feine Sache«, sagte er. »Batteriebetrieben. Braucht keinen Netzanschluß.« Er drückte auf einen Knopf seitlich am Gehäuse, und ein kleines Fach sprang auf. Darin war ein winziges Mikrophon. »Spitze«, sagte Bob.
»Ein Mini-Bandgerät, das sich überall verstecken läßt, mit einem hochempfindlichen Mikro. Beim Geheimdienst haben sie sicher auch nichts Besseres.«
»Ich möchte wissen, was da auf dem Band ist«, sagte Justus.
»Wie funktioniert hier der Rücklauf?«
Bob hantierte kurz am Gerät herum und spulte das Band zurück.
Dann drückte er auf einen anderen Knopf. Das Gerät gab zunächst ein Knacken und Rauschen von sich, und dann hörten die drei ??? eine Stimme sagen: »Wir können beginnen.«
»Das ist Asmodis Stimme!« rief Bob.
»Heute abend ist unser Kreis nicht vollzählig«, fuhr die Stimme auf dem Band fort. »Es mag sein, daß wir nichts ausrichten können, doch es mag auch sein, daß uns Dr. Shaitan seine Geister schickt. Dann mag die Stimme der Schlange über viele Meilen zu uns sprechen.«
»Er hat die Versammlung in Allies Haus heimlich mitgeschnit-ten!« sagte Peter.
»Das Ding muß in der Nähe der Tür zum Speisezimmer versteckt gewesen sein«, folgerte Bob.
Die Jungen hörten nun die heisere Stimme von Madelyn Enderby und die brummige Beschwerde von Noxworth, dem Lebensmittelhändler. Und noch einmal vernahmen sie Patricia Osbornes Wunsch, daß Margaret Compton nun abberufen werden solle.
Dann hörten sie in dem stillen kleinen Raum mit furchteinflö-
ßender Klarheit den Laut. Sie hörten das Singen, das Marie aus dem Haus der Jamisons vertrieben hatte und das Allie veranlaßt hatte, sich hilfesuchend an die drei ??? zu wenden.
»Die Stimme der Schlange«, sagte Justus.
Bob erschauerte und legte das Bandgerät rasch auf den Tisch zurück, aber der schreckliche, unartikulierte Singsang ging immer weiter.
Langsam näherte sich das Band dem Ende. Das fürchterliche Singen wurde zu einem leisen Stöhnen und erstarb. Als das kleine Gerät nur noch ein Summen von sich gab, merkte Justus plötzlich, daß ihm kalt
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