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Die dreißig tolldreisten Geschichten - 3 (German Edition)

Die dreißig tolldreisten Geschichten - 3 (German Edition)

Titel: Die dreißig tolldreisten Geschichten - 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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ohne daß doch ihre jugendliche Frische und Schönheit unter dieser Entbehrung im geringsten litt. Und nun sagt, ob es einen Schreibersmann geben kann, der entgegenkommender und galanter wäre gegen die Damen als ich? Man weiß, wie ich die Frauen liebe. Und doch liebe ich sie noch lange nicht genug, da ich öfter meinen Federkiel in der Hand halte als seidene Bänder und Schleifen, um ihnen damit die Lippen zu kitzeln, daß sie lachen müssen, und – in aller Unschuld versteht sich – mit ihnen zu scherzen und Allotria zu treiben. Aber hier endlich meine Gründe: Der gute Herr von Bastarnay war nämlich kein Feinschmecker. Die Suppen, die er sich einbrockte, entbehrten jeder Leckerheit und gewürzhaften Zubereitung. Es focht ihn wenig an, auf welche Art ein Feind getötet wurde, wenn er nur tot am Boden lag. Er pflegte im Handgemenge seinen Kerl steif zu machen, ohne ein Wort dabei zu verlieren. Diese Unbekümmertheit in Sachen des Totmachen übertrug er auch auf das Geschäft des Lebendigmachens. Er wußte nichts von den tausenderlei Zubereitungen, er verstand sich auf keines der feineren Rezepte, auf keinen der unzähligen Kunstgriffe und Kniffe, er kannte keines der feinen Gewürze, Konfitüren und prickelnden Beimengsel, die den bekannten Kuchen erst wohlschmeckend machen; er wußte nicht, wie man sein Öfchen auf die verschiedenste Art heizen konnte, bald mit feinem Reisig, bald mit derbem Scheiterholz, um bald ein lindes, langsames Glühen, bald ein heißes, heftiges Flackerfeuer zu entfachen, je nach Beschaffenheit, Natur und Zweck des gewollten Gerichts. Er hatte keine Ahnung von den zarten, flüchtigen und kitzeligen Essenzen, die auf der Zunge vergehen, wonach die Frauen so lüstern sind und die sie mehr lieben als ihre ewige Seligkeit. Gleichen doch die Damen in ihren weiblichen Eigenheiten den genäschigen Kätzchen. Alle ihre Lebensgewohnheiten beweisen das klipp und klar.

     
    Wollt ihr sie kennenlernen? Seht einmal aufmerksam zu, wie sie essen. Keine von ihnen – ich meine natürlich die vornehmen und wohlerzogenen Damen – würde mit einem einzigen Griff ihr Stück Kuchen zum Munde führen und verschlingen, wie es die rohen Männer tun; alle werden den süßen Brocken in so vielen leckeren Bißchen genießen, als nur möglich ist, alle werden die zuckrigen Latwergen und würzigen Säftlein mit den kleinsten Löffelchen schlürfen und schlückern, sich tausendmal mit der Zunge die rosige Lippe leckend, und überhaupt Messer und Löffel so handhaben, als ob sie sich nur auf höheren Befehl und nicht aus eignem Antrieb der Beschäftigung des Essens hingäben; so sehr widerstrebt es ihnen, gerade auf eine Sache loszugehen, so sehr haben sie das Bedürfnis nach zierlichen Umschweifen und umschweifenden Zierlichkeiten in all ihrem Tun. So liegt es in ihrer Natur. Sie wären nicht Frauen, wenn sie anders wären. Und die Söhne Adams sind nur darum so närrisch auf sie, weil sie die Dinge anders angreifen als der Marin.
    Herr Imbert von Bastarnay aber, der als alter Kriegsmann nichts andres kannte und wußte als sein rauhes Handwerk, nahm den Garten der Venus wie eine Festung im Sturm, ohne auf die Wehklagen der armen Einwohner zu achten, und pflanzte sein Kind, etwa wie er auf einem feindlichen Burgwall seine Lanze aufpflanzte. Und die sanfte Berthe, noch das reine Kind mit ihren fünfzehn Jahren und nicht gewohnt, rüde behandelt zu werden, glaubte in ihrer jungfräulichen Seele und Unschuld, daß das Glück, Mutter zu werden, eben notwendig mit dieser schrecklichen, abstoßenden und eklen Sache erkauft werden müsse. Sie betete während des bösen Handels inbrünstig zu Gott, daß er ihr beistehen möchte, und schickte ungezählte Aves an die Heilige Jungfrau, die von solchem Übel gnädig verschont geblieben.
    Da sie also nur Abscheu vor der Sache hatte, zeigte sie ihrem Gatten natürlich nie ein Verlangen danach, als welcher, aber aus andern Gründen, noch weniger darauf erpicht war. So lebte sie wie eine Klosterfrau in vollkommener Einsamkeit. Sie haßte die Vereinigung mit dem Manne und hatte keine Ahnung davon, welche süßen Freuden nach dem Willen Gottes da sprießen und blühen können, wo sie nur häßlichen Widerwillen und unerträgliche Schmerzen gefunden. Um so mehr liebte sie ihr Kind, das ihr schon vor seiner Geburt so viel gekostet hatte, und floh immer ängstlicher das nächtliche Kampfspiel und Turnier, wo der Zelter immer dem Reiter überlegen ist, ihn lenkt und leitet und ihm übel

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