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Die dreißig tolldreisten Geschichten - 3 (German Edition)

Die dreißig tolldreisten Geschichten - 3 (German Edition)

Titel: Die dreißig tolldreisten Geschichten - 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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empfangen wurden als bisher; besonders in Piedemont war der Festjubel groß. Die Dichter verfaßten Sonette, Epithalamien und Oden (die in alten Sammlungen noch zu finden sind) zum Preis der schönen Imperia, als welche, nach einem Ausspruch des Boccaccio selber, die verkörperte Poesie war, dergestalt, daß jedes Gedicht neben ihr armselig und gering erschien.

     
    Den Preis in diesem Wettkampf der Feste und galanten Huldigungen trug der römische Kaiser davon, der, nachdem er von dem Betragen des Herzogs von Ferrara Kunde bekommen, einen Boten mit lateinisch geschriebenen Briefen an seine Freundin absandte, in welchen zu lesen stand, daß er sie selbstlos genug liebe, um sich an ihrem Glücke zu freuen, daß er aber bedaure, nicht selber der Begründer dieses Glückes zu sein. Das Recht, sie zu beschenken, habe er zwar verloren, fuhr der Kaiser fort, doch würde er sich's zur Ehre anrechnen, einen Villiers de l'Isle-Adam für das Heilige Römische Reich zu gewinnen, und biete ihm darum, im Falle der König von Frankreich den Ehegatten nicht freundlich entgegenkomme, von sich aus ein Fürstentum an, ihm freie Wahl lassend, für welche der kaiserlichen Domänen er sich entscheiden wolle. Imperia antwortete, daß sie die Großmut des Kaisers zu schätzen wisse, daß sie aber dennoch, wenn ihr auch tausend Kränkungen bevorstünden, ihr Leben einzig nur in Frankreich beschließen wolle.

II. Was für ein Ende diese Ehe nahm

     
    Die Dame von Isle-Adam zeigte keine Lust, zu Hofe zu gehen, da es sehr fraglich war, wie sie da empfangen worden wäre; sie zog es vor, auf dem Lande zu leben, wo ihr Gemahl die schöne Herrschaft Beaumont-le-Vicomte für sie kaufte, auf deren Namen eine feine Anspielung gemacht wurde, die unser vielgeliebter Meister François in seinem glorreichen Buche der Nachwelt aufbewahrt hat. Der junge Ehemann erwarb dazu noch die Herrschaft von Nointel, den Wald von Karanelle, St. Martin und andre Orte, die an die seinem Bruder gehörige Herrschaft von Isle-Adam grenzten. Durch diese Erwerbungen wurde er einer der mächtigsten Grundbesitzer in Isle de France und der Vizegrafschaft von Paris. Er baute in Beaumont ein prächtiges Schloß, das später durch die Engländer zerstört wurde, und schmückte es mit den kunstvollen Geräten, Truhen, ausländischen Teppichen, kostbaren Gemälden und Bildern in Holz und Elfenbein, die seiner Frau gehört hatten, als welche in diesen Dingen eine große Kennerin war, und wodurch dieses Schloß zu einer der größten Sehenswürdigkeiten unter den übrigen Schlössern des Landes wurde. Die beiden Gatten führten da ein vielbeneidetes Leben, und in der Stadt Paris und am Hofe des Königs konnte man nicht genug erzählen von dem Glück des Herrn von Beaumont und dem tugendhaften, frommen und vollkommenen Lebenswandel seiner schönen Frau Gemahlin, die man aus alter Gewohnheit immer noch Frau Imperia nannte, trotzdem sie von ihrer früheren hochfahrenden und hochnäsigen Art auch nicht das geringste mehr an sich trug, dafür aber alle Eigenschaften einer vornehmen und ehrbaren Schloßfrau an den Tag legte, von der eine Königin hätte lernen können. Große Stücke hielt man auf sie wegen ihrer aufrichtigen Frömmigkeit bei der Kirche; hatte sie doch Gott niemals im Leben ganz vergessen, sondern schon früher, wie sie zu sagen pflegte, durch ihren Verkehr mit geistlichen Würdenträgern jeder Art, mit Äbten, Erzbischöfen, Kardinälen und andern, Gelegenheit genug gefunden, auch zwischen ihren Bettüchern an das Heil ihrer Seele erinnert zu werden.

     
    Das Lob, das dem König von allen Seiten über die Dame gesungen wurde, machte ihn so neugierig, dieses Wunder zu sehen, daß er nach Beaumont kam und dem Herrn von Beaumont die Gnade erwies, auf dessen Schloß zu übernachten, auch drei Tage bei ihm zu verweilen, und ein königliches Jagen veranstaltete, an dem die Königin und der ganze Hof sich beteiligten. Und ihr könnt euch denken, daß sowohl der König und die Königin wie auch alle Damen des Hofes bezaubert waren von der Schönheit und den höfischen Manieren der Dame von Isle-Adam. Jedermann vom Hofe, der König an der Spitze, auch die Königin nicht ausgenommen, beglückwünschten den Herrn Villiers zur Wahl seiner Gemahlin, deren bescheidenes Auftreten mehr Eindruck machte, als es ihr Stolz getan haben würde, so daß man sie aufforderte, zu Hofe und überallhin zu kommen. Denn so stark war ihre heftige Liebe zu ihrem Gatten, daß sie unter der Fahne der

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