Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)

Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)

Titel: Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuel Scherzinger
Vom Netzwerk:
Weg
schleichen. Sie schloss rasch zu Lavinia auf. Irgendwo hörte sie
den Regenbogenfluss an ihnen vorbeireißen. Wenn was passierte,
wer sollte sie entdecken und retten können?
    Lavinias Haare
leuchteten gespenstisch in der Dunkelheit. Sie schien zu wissen, wo
sie hinwollte, als sie auf einen weiteren Trampelpfad abbog, der sie
immer tiefer in die dunklen Fänge des Waldes führte.
    »Vielleicht
sollten wir nicht so viele verschiedene Pfade nehmen. Am Ende finden
wir nicht mehr zurück. Wo gehen wir hin? Der Ort, an dem die
Kinder umgebracht worden sind, ist längst vorbei.«
    »Du
kannst uns mit deiner Gabe doch wieder hinausführen. Cuno hat
erzählt, dass der Förster hier irgendwo leben muss. Es ist
eine alte Holzhütte. Er wird uns verraten können, was den
Wald so verrückt macht. Ohne Grund würde die Pflanzenwelt
keine Lebewesen umbringen.«
    »Die
Bäume sind festgewachsen und bewegen sich nicht. Die können
niemanden töten. Es war eher ein Werwolf oder so was …«
    Ein
weiterer Ruf durchbrach die gespenstische Stille des Waldes. Die
hellen Lichter der Stadt waren längst verschwunden. Nadia hatte
eine Lichkugel heraufbeschworen. Es war ungewöhnlich warm im
Wald. Die hohen Tannen hatten keine Schneeflocke durch das Nadelwerk
gelassen. Vermutlich hielten sie die Wärme. Es war, als würden
sie eine andere Welt betreten, abgeschnitten von allem anderen.
Selbst der reißende Regenbogenfluss war nicht mehr zu hören.
Vereinzelt wuchsen blühende Blumen. Die Stille belagerte ihre
Ohren schlimmer, als wenn sie in der Disco direkt neben einer Box
stehen würde. Nadia hoffte auf den unheimlichen Ruf, nur um
sicher zu sein, dass sein Urheber immer noch weit entfernt war. Doch
hier war es nicht nur finster, sondern auch mucksmäuschenstill.
Sie wünschte,
sie hätte nicht die Ahnung, dass sie beobachtet wurden.
    »Wieso
können wir den Fluss nicht mehr hören? Er muss in der Nähe
sein«, flüsterte sie, als würden sie belauscht.
    »Sieh
mal! Dort ist eine Hütte, dort wohnt sicher der alte Förster«,
rief Lavinia und zeigte auf eine alte Holzhütte, in der kein
Licht zu entdecken war. Lavinia hatte Nadia offenbar nicht zugehört.
    Für
Nadia sah die Hütte aus, als wäre sie unbewohnt. Aus keinem
der beiden Fenster schien Licht. Große Spinnenweben zogen sich
über die Scheiben.
    Lavinia
ließ sich nicht beirren, eilte auf die Hütte zu und
klopfte laut an. Das Klopfen hörte sich seltsam gedämpft
an.
    Nadia
dachte, sie hätte etwas hinter sich gehört und drehte sich
um. Dabei war es anscheinend nur Lavinia, die mit einem Tritt die Tür
aufgebrochen hatte.
    »Lavinia,
was machst du da?«, flüsterte sie entsetzt. Sie war sich
inzwischen sicher, dass sie beobachtet wurden.
    Lavinia
ging unbeirrt in die Hütte und zündete eine Lichtkugel, wie
sie es von Nadia gelernt hatte.
    Nadia,
die nicht allein draußen bleiben wollte, folgte ihr und wurde
von Lavinias Kreischen fast wieder hinausgejagt.
    Es
stank bestialisch
nach Verwesung.
    In
der Mitte des Raumes lag ein alter Mann, sein Gesicht war in der
Mitte gespalten, so, als hätte ihn jemand mit einem Schwert
erschlagen.
    Ihr
stockte der Atem, sie sprang auf Lavinia zu und hielt ihr den Mund
zu. Ihr Schrei erstickte, hallte
aber im Wald hinter ihnen immer wieder auf.
    »O
Gott … o Gott … was … «,
stotterte Lavinia und ihr Gesicht nahm mühelos die Farbe ihrer
hellen Haare an. »Das ist der alte Mann, der mich vor Monaten
zum Portal begleitet hat. Er war der Förster.«
    Nadia
konnte nicht weiter hinsehen. Auf der Leiche tummelten sich Unmengen
von Maden. Ihr Blick fiel auf den Schreibtisch. Dort lag ein Buch, um
dessen Rücken sich ein Schloss zog. Darin musste etwas Wichtiges
stehen, sonst hätte der Mann dieses Buch nicht mit einem Schloss
geschützt. Als sie darauf zugehen
wollte, polterte etwas auf das Dach der Hütte. Staub rieselte
auf ihre Köpfe nieder. Nadia ahnte, dass es nicht der
Weihnachtsmann war.
    Lavinia
konnte ein weiteres Kreischen nicht unterdrücken.
    Nadia
packte das Buch und steckte es in ihre Jeans. Sie schüttelte
Lavinia. »Verdammt, reiß dich zusammen! Wenn du weiter so schreist,
kommen vielleicht noch mehr von diesen Dingern. Wir müssen hier
raus, sonst haben wir keine Chance.« Trotz ihrer Angst
verspürte sie einen leisen Anflug von Wut. Warum mussten sie
auch unbedingt in den Wald gehen?
    »Okay
… okay! Was ist da oben?«
    Es
polterte ein weiteres Mal und nun splitterten einzelne Holzteile auf
sie herunter.
    »Ich
weiß

Weitere Kostenlose Bücher