Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)
Menschen konnten nur noch mit
Wolkenwandlern in oder aus der Stadt gebracht werden. Das war auf
Dauer sehr teuer. Man konnte in den Magischen
Lettern des
Öfteren lesen, dass Korbinian einige Krieger der Stadt
hineingeschickt hatte, um herauszufinden, was den Wald zu einem
solchen Verhalten trieb. Doch die Hälfte der Krieger hatte es
nicht einmal hinein geschafft, während die andere Hälfte
nie wieder herausgekommen war.
L avinia
war traurig, denn das Tor, das sie nach Ayorweden brachte, lag auf
der anderen Seite nur wenige Meter vom Dunklen Wald entfernt. Deshalb
war das Tor versperrt. Es gab zwar noch eine Möglichkeit nach
Ayorweden zu kommen, doch sie wussten nicht, wo sich die Plattform
befand, von der sie nach Ayorweden teleportiert werden konnten.
Es
war bereits Neujahr. Die Freunde feierten Silvester mit der düsteren
Aussicht, nie
wieder nach Ayorweden gelangen zu können.
Roxy
schien es besonders mitzunehmen, sie war sauer, dass Nadia und
Lavinia ohne
sie hineingegangen waren, während Maxim nichts davon hören
wollte.
R oxy
saß an diesem Nachmittag in der großen Bibliothek des
Anwesens. Mühselig hatte sie sich durch langweilige mit Staub
bedeckte Bücher geblättert, um den Aufenthaltsort der
Elevaaldoor-Zentrale zu ermitteln. Diese Zentrale war eine sogenannte
Plattform, um die Menschen, die darauf standen, zu ihrem Gegenstück,
das sich in Ayorweden befand, zu teleportieren. Zu Anfang war sie
noch stark motiviert gewesen, hatte sich durch die Inhaltsangaben auf
den Bücherrücken gelesen und unzählige Seiten
vielversprechender Titel aufgeschlagen. Doch zuletzt nahm sie
resigniert kaum jedes vierte Buch aus den Regalen, öffnete es
willkürlich, um in eine Richtung alle Seiten einmal im
Schnelldurchlauf zu sichten. Sie erfuhr lediglich, dass ein gewisser
Magnus von Kummerbach der Erfinder dieser Plattformen war. Sie hatte
natürlich bereits versucht, sich nach Ayorweden zu
teleportieren, doch jedes Mal, wenn sich ihr Körper mit den
Gedanken an St. Benedikt zu einer feinen rauchigen Gestalt
transformierte, schien es, als würde sie gegen eine Mauer
prallen, die schmerzhaft an ihren feinen nebelhaften Gliedmaßen
rüttelte. Das Portal zu benutzen, um nach Ayorweden zu gelangen,
hatte ihr Motzig ausdrücklich verboten. Es wäre zu
gefährlich, sich jetzt noch einen Weg durch den
verbarrikadierten Wald zu bahnen. Womöglich warteten dunkle
Dämonen bereits auf arglose Weltenwanderer. Ein Buch namens Magische
Fortbewegungsmittel und ihre Eigenheiten fiel
ihr in den Blick. Mit einem vorsichtigen Gefühl der Freude zog
sie das in rotes Leder gebundene Buch heraus und schlug die
Inhaltsangabe auf. Von einer Elevaaldoor-Zentrale war zwar nicht die
Rede, doch es gab einen Artikel über Teleportationsplattformen.
Aufgeregt schlug sie die Seite siebenundvierzig auf und begann mitten
im Text zu lesen.
… nach
zu schließen, sind die Teleportationsplattformen der Zentralen
äußerst gefährlich. Seit ihrer Erfindung verschwanden
bereits sechzehn Menschen spurlos, viele weitere tauchten an ganz
anderen Orten als geplant und ohne Gedächtnis auf. Doch nicht
nur menschliche Opfer gilt es, zu beklagen. Auch der Imker-Verband im
Reich Claranc, nahe der Hauptstadt Clarancia, wirft den
Teleportationsplattformen vor, ihre Bienen würden wegen der
übernatürlichen Schwingungen der Plattformen die Rückkehr
zu ihren Stöcken nicht mehr finden und elendig in der Elfenwüste
verenden. Laut einem offiziellen Bericht des Hohen Rates sind diese
Schwingungen tatsächlich verantwortlich für das zahlreiche
Sterben der Bienen. Doch auch Fledermäuse sowie die äußerst
sensiblen Erdwürfel fallen diesen Schwingungen zum Opfer. Im
Jahre fünzehnhundertneunundachzig verabschiedete der Hohe Rat
ein Gesetz, das den Elevaaldoor-Zentralen in Ayorweden lediglich
erlaubt, die Reisenden auf die Erde oder nach Ayorweden zu
teleportieren. Teleportationen innerhalb Ayorwedens wurden zum Schutz
der Fauna und Flora restlos untersagt. Heinrich Kasperle protestierte
…
Roxy
klappte Magische
Fortbewegungsmittel und ihre Eigenheiten verärgert zu.
Verzweifelt schlug sie ihren Kopf auf das harte schuppige Leder des
Buches.
*
»Was
machst du denn hier drinnen?«, sagte Nadia hinter ihr.
Roxy
zuckte von ihrem Holzstuhl auf, sie war eingeschlafen.
»Oje,
du hast auf das teure Drachenleder gesabbert.« Nadia riss das
Buch aus Roxys Griff und
trocknete es mit dem Ärmel. »Was
treibst du eigentlich in meiner
Weitere Kostenlose Bücher