Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)
sich verhört.
»Die
drei goldenen Regeln! Keine Alleingänge, den Gegner nicht
unterschätzen und immer wachsam sein«, zitierte Motzig den
Wolpertinger Oliver.
»Ihr
wollt euch jetzt im Haus verkriechen?«, fragte Roxy ungläubig.
»Bis
wir einen Weg gefunden haben, dieses Biest zu besiegen und uns
vorbereitet haben, ja!«, sagte Motzig.
»Dieser
Wald hat schon mehr als zwanzig Menschen getötet! Wenn wir
warten, werden es noch mehr werden.« Roxy blickte fast
flehentlich in
die Runde.
Lavinia
verstand Roxy. Sie hatte keine Familie und auch sonst nichts, was sie
auf der Erde hielt. In Ayorweden konnte sie sich ein neues Leben
aufbauen, ohne die Schmerzen der Erde.
»Du
möchtest doch nicht, dass wir zu diesen Toten gehören,
oder?«, unterstützte Nadia den Einwand von Motzig.
»Halts
Maul!« Roxy rannte wütend Richtung Wald davon.
»Ihr
meint doch nicht, sie geht allein in den Dunklen Wald?«, fragte
Lavinia besorgt.
»Sie
geht sich bestimmt nur abkühlen«, meinte Maxim, doch
Lavinia erkannte Unsicherheit in seinem Blick.
*
N adia
und ihre Mitbewohner studierten in der Bibliothek sämtliche
Bücher über den Dunklen Wald. Der Waldteufel wurde stets
als brutales Monster oder als unschuldiger Schutzpatron dargestellt.
»Etwas
widersprüchlich«, sagte Maxim, klappte Engel
in Teufelsgestalt zu
und zog das nächste Buch heran.
»Hier
steht etwas über Zombies. Es sind durch Zauber wiederbelebte
tote Körper. Sie können Menschen beißen und sie mit
ihrem Totengift töten. Ui, die Gebissenen verwandeln sich
tatsächlich ebenfalls in Zombies«, sagte Lavinia und
überflog angewidert den Absatz in ihrem Buch über
dunkle Geschöpfe.
»Bleibt
uns nur noch der Vampir«, sagte Maxim.
»Und
das Wesen mit den roten Augen«, ergänzte Nadia.
»Den
Vampir können wir pfählen oder wir reißen ihm den
Kopf ab. Wir können ihn auch verbrennen. Das sind die drei Wege, einen Vampir
umzubringen.« Motzigs Erklärung hörte sich wie
selbstverständlich an.
»Dann
lasst uns einen Scheiterhaufen, ein Feuerzeug und etwas Benzin
mitnehmen, schon ist das Raclette fertig«, sagte Maxim.
»Ich
habe in meinem Zimmer einen Pflock. Den nehme ich mit«, sagte
Motzig, ohne auf Maxims Einwurf einzugehen.
»Wo
hast du denn den her?«, fragte Nadia.
»Na
aus einem Laden.«
»Schon
komisch, du wusstest von Anfang an über die Magie und unsere
Gaben Bescheid«, sagte Nadia.
»Hm«,
machte Motzig und las weiter.
Mit
einem Hm würde er
nicht durchkommen, dachte Nadia und Wut kochte in ihr auf. Was fiel
ihm ein, die ganze Zeit so geheimnistuerisch zu tun und sie jedes Mal
außen vor zu lassen. Sie würde es nicht mehr zulassen,
schließlich war sie kein dummer Teenager mehr. Als sie ihm das
unmissverständlich klarmachen wollte, durchfuhr ein
unermesslicher Schmerz jäh ihrem Bauch. Sie schrie auf.
»Was
ist los Nadia?« Lavina fuhr auf und blickte besorgt zu ihr
herüber.
Nadia
konnte nicht antworten, der Schmerz tobte in ihren Eingeweiden, als
würden Klingen sie zerschneiden. Keuchend presste sie Hände
auf ihren Bauch.
Lavinia
sprang auf und rannte zu ihr. »Nadia, was ist?«
Nadia
ließ sich auf den Boden fallen und zog die Beine an. Sie lag
vollkommen verkrampft da, während der Schmerz sie zu zerreißen
drohte und ihr Geist sich verflüchtigte.
N adia
befand sich plötzlich an einem düsteren Ort, inmitten einer
Art Arena. Sie musste viele Hundert Jahre alt sein. Überall
fehlten Steine in den Mauern. Plötzlich sah sie Roxy, die vor
ihren Augen ohnmächtig zusammenbrach.
Im
nächsten Augenblick blickte Nadia auf die hohe Decke der
Bibliothek. Sie lag auf dem Boden und vernahm Lavinias ängstliche
Stimme und Maxim, der sich besorgt über sie beugte. Nadia dachte
an das, was sie soeben gesehen hatte und richtete sich auf. »Roxy!
Sie ist in den Wald gelaufen«, rief sie und stand keine Sekunde
später auf ihren Beinen.
»Wir
wissen es, du hast es oft genug wiederholt in deinem Traum!«,
sagte Maxim leise.
»Wie
bitte?«
»Du
bist auf den Boden gefallen und hast dich die ganze Zeit geschüttelt
und gedreht und dann hast du ständig vom Dunklen Wald geredet
und davon, dass Roxy sich hineinteleportiert hat«, sagte
Lavinia mit zittriger Stimme.
»Wo
ist …«
»In
seinem Zimmer, er holt den Pflock und dann geht’s auf in den
Dunklen Wald«, sagte Maxim, wobei er cool zu wirken versuchte.
Doch seine Stimme offenbarte Nadia seine Angst. »Der Wald ist
fast so groß wie ganz Bayern, wie sollen wir sie da
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