Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)
»Wie
süß!«, zischte sie.
Nadia
spürte, wie sie rot anlief, und war froh, dass es dunkel war.
Der
Junge führte sie durch eine dunkle Gasse hinter das
Fachwerkhaus, in dem Nadias Lieblingsbuchladen lag, und klopfte
schließlich an eine braune Holztür.
Jemand
öffnete und sie wurden reingelassen. Es war eine Kellerparty.
Bevor sie in den eigentlichen Partyraum kamen, mussten sie durch
einen Eingangsbereich, von dem drei Türen abgingen. In diesen
Raum waren ein Stück über ihnen zwei kleine Fenster in die
Mauer eingelassen. Nadia konnte einen Streifen des Tores außen
erkennen, ehe ihr junger Begleiter sie in das nächste Zimmer
führte. Erst als die Tür hinter ihnen zuging, wurde die
Musik lauter und die Stimmen der Anwesenden schwollen auf eine
betäubende Lautstärke an.
»Cooler
Zauber, was? Sobald die Tür geöffnet wird, macht er den Ton
im Raum leiser. So finden uns die Krieger nicht«, sagte der
Junge. Sie gingen die Stufen zur Party hinunter und Maxim stürzte
sich sofort auf das Büffet auf der linken Seite. Es war eine
große Gesellschaft. Die meisten waren Menschen, der Discjockey
musste ein Kobold sein, soweit Nadia es durch das trübe Licht
erkennen konnte. Lavinia, die sich zu Anfang beschwert hatte, es
wären nur Hässliche anwesend, verschwand bald mit einem
groß gewachsenem Mann in eine Sitzecke, Roxy folgte Maxim zum
Buffet und Motzig stand mit Nadia am Treppenabsatz.
»Wieso
ist diese Party eigentlich illegal?«, fragte sie. Der Junge
ignorierte ihre Frage, blickte nur grimmig drein, als hätte sie
ihn persönlich beleidigt. Er ging ohne ein weiteres Wort davon
und verschwand in der Menge.
»Der
ist wohl sauer?«, scherzte Motzig und Nadia fiel auf, dass sie
beide allein waren.
»Hey,
Schnecke! Willst du nicht auch was von dem Büffet?«,
fragte sie ein Bursche, der nicht älter als neunzehn sein
konnte. Er störte ihr geborgenes Gefühl in Motzigs
Gegenwart. »Erstens bin ich nicht deine Schnecke! Und zweitens
kann man das nicht Büffet nennen. Da gibt es ja nur Alkohol«,
erwiderte sie bissig.
»Reicht
doch?« Der Junge beäugte sie, als wäre sie verrückt.
Er
ging von dannen und Motzig folgte ihm, ehe er in der Menschenmenge
verschwand. So ein Mist, sie hatte sich bestimmt total uncool
verhalten. Sie entdeckte Roxy, die sich einen großen Schluck
Bowle gönnte, und ärgerte sich bereits, mitgekommen zu
sein. Nadia war überrascht, sie spielten hier dieselbe Musik,
die sie aus dem Radio auf der Erde kannte. Die zwei Welten standen
sich vermutlich näher, als sie gedacht hatte. Sie sah, wie sich
ein billiges Flittchen an Motzig heranmachte.
»Blondinen!«,
grummelte Nadia und ließ sich auf einen Sessel hinter der
Treppe sinken.
M axim
hatte sich schon zum vierten Mal etwas von dem Getränkebuffet
geholt, als eine Bowle mit weißer Flüssigkeit seine
Aufmerksamkeit auf sich zog. Sie sah aus wie Milch. »Willst du
auch davon probieren?«, fragte er Roxy, die zu ihm
herübergekommen war.
»Was
ist das?« Sie beäugte interessiert die Bowle, nahm einen
Schöpflöffel, führte ihn an ihren Mund, und leerte ihn
in einem Zug. »Ui, ich glaub, das müsste die Milch der
Erdhenne sein«, stellte sie fest und leckte sich die Lippen.
Maxim
nahm den Schöpflöffel.
»Trink
nicht zu viel davon! In großen Mengen soll sie tödlich
sein! Außerdem macht sie bereits in kleinen Mengen betrunken …
hihi«, lispelte sie, und ihre Pupillen wurden riesig.
Maxim
verschluckte sich bei dem Wort tödlich, doch als er sah, wie
Roxy betrunken wankte, trank er den Rest auf Ex. Erdhennenmilch
schmeckte wie verdünnte Milch, irgendwie hatte sie auch etwas
von weißer Wandfarbe. Er wollte antworten, konnte aber nur noch
lachen. Plötzlich fühlte er sich, als hätte ihm jemand
auf den Kopf geschlagen. Tatsächlich lag er auf dem Boden. Er
wusste nicht warum, doch als er aufstehen wollte, merkte er, dass auf
einmal alles verkehrt herum war. Oder war er verkehrt herum?
Vielleicht dachte er auch nur, dass alles verkehrt herum war, und in
Wirklichkeit war alles normal?
»Wo
sind denn die Türklinken hin?«, rief Roxy irgendwo neben
ihm und lachte leise vor sich hin. Auch er musste lachen. Er sah
alles spiegelverkehrt und auf den Kopf gestellt. Es war eine
Heldentat, aufzustehen und vor allem stehen zu bleiben.
»Doch,
ich kann sie sehen!«, gackerte Roxy und wies für Maxim
verkehrt herum zum Boden. Tatsächlich zeigte sie aber nach oben.
»Was
kannst du sehen, Roxy?« Er musste einen
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