Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)
dir«
»Ach
wirklich?«
»Beeil
dich! Motzig und die anderen warten schon!«
Nadia
wusste nicht, weshalb sie sich dazu überreden ließ, doch
sie schlüpfte schnell in die Stiefel und stieg mit kribbelndem
Magen die Treppe hinunter in die Eingangshalle.
Motzig
hatte wieder seine alte Lederjacke zu einer dunklen Jeans an, ein
strahlend weißes Hemd lugte am Kragen hervor. Roxy war wie
üblich in ihren bequemen Sportklamotten gekommen und Lavinia saß
herausgeputzt im Sessel neben dem Eingangstor. Sie vermied es, Nadia
anzusehen und Nadia versuchte, es ihr gleichzutun. Sie schaffte es
nicht wirklich. Lavinia sah verboten hübsch aus in ihrem roten
Abendkleid.
Sie
hatten bereits das Tor nach Ayorweden passiert und waren kurz vor der
Stadtmauer.
»Wohin
gehen wir genau?«, fragte sie Maxim leise.
»Die
Party muss am Spatzenplatz fünf stattfinden. Es sind, glaub ich,
drei Gulden Eintritt.«
»O
nein!«, entfuhr es ihr. Sie hatte vergessen, ihre Euros in
Gulden umzutauschen. Das hatte sie am Nachmittag erledigen wollen,
doch Motzig hatte sie gefragt, ob
sie mit ihm etwas im Schnupfenden
Regenbogen trinken
wollte. »Kannst du mir drei Gulden leihen?«
»Geht
klar! Aber jetzt sei still«
Sie
waren am Stadttor angekommen.
»Was
sucht ihr um diese Uhrzeit in der Stadt? Ihr seid keine Anwohner?«,
raunzte die Wache sie an. Nadia fiel auf, dass der Mann allein war.
Er war schon etwas älter und hatte einen grau gelockten
Ziegenbart.
»Wir
möchten in St. Benedikt spazieren gehen. Um diese Zeit ist die
Stadt doch am schönsten.« Lavinia kicherte den Wächter
bedeutungsvoll an.
Der
blieb unbeeindruckt. Nadia meinte zu sehen, wie sein Blick in
Lavinias Ausschnitt wanderte. Doch sein Gesicht blieb ausdruckslos.
»Hat
wohl nicht geklappt, was!«, flüsterte Maxim Lavinia zu.
»Wir
haben unsere Ausweise dabei. Wir sind zwar keine Einwohner St.
Benedikts, gehören jedoch zu diesem Königreich. Also dürft
ihr uns den Zugang erst ab Mitternacht verbieten«,
argumentierte Nadia, während sie dem Krieger ihren Ausweis
zeigte.
Der
Mann prüfte ihn und grunzte zur Bestätigung.
»Gut
gemacht«, sagte Motzig leise an Nadias Ohr.
Sie
war stolz auf sich und lächelte Motzig schüchtern an. Das
schwere Holz des Tores öffnete sich, und ehe sie durchgehen
durften, zeigte der Wächter auf Roxy »Du da!«
»Was
ist?«
» Ween
Tien! «, sagte
der Wächter und zeigte mit seiner flachen Hand auf Roxy. Ein
dunkelblauer Dunstnebel umhüllte sie, während die anderen
auf sie sahen.
»Gut, ihr dürft durch, aber
Beeilung!«, meinte der Wächter, als der Dunst verschwunden
war.
»Wieso
begrüßen mich die Wächter immer so?«, fragte
Roxy verwirrt und genervt gleichermaßen. »Ich denke
nicht, dass das eine Begrüßung ist«, sagte Motzig.
»Ja
genau!«, stimmte Nadia ihm eifrig zu. Lavinias Blick traf den
ihren und Lavinia grinste hämisch. Nadia blickte schnell zu
Boden und schwor sich, vor Lavinia nichts mehr zu Motzig zu sagen.
Sie
gingen durch die dunklen Straßen und Gassen der Zauberstadt.
Hinter einigen Fenstern brannten Kerzen, hinter anderen sangen
Familien Halloween Lieder. Nadia überraschte es, dass Halloween
in dieser Welt ein richtiger Familientag war.
»Hier
ist es!«, sagte Maxim.
Sie
blieben vor einem großen Tor stehen, in dessen Turm die Uhr
bereits elf Uhr schlug. Doch von einer Party war nichts zu hören.
»Die
illegale Party wurde wohl abgeblasen!«, meinte Nadia
schadenfroh.
»Sie
ist nicht illegal«, erwiderte Maxim. Offensichtlich wusste er
nicht, wo sie stattfand. »Hey ihr! Habt ihr gerade etwas von
einer Party gesagt?«, flüsterte jemand aus einer dunklen
Ecke. An der Seite des Tores befand sich zwischen zwei Häuserreihen
ein kleiner Spalt. Darin kauerte ein Junge.
»Ja
klar! Weißt du, wo sie stattfindet?«, fragte Maxim.
»Natürlich!
Ich führ euch hin, aber erst müsst ihr den Eintritt
bezahlen.«
»Gebt
mir euer Geld!«, befahl Maxim den anderen. Jeder außer
Nadia legte drei Gulden in seine Hände und er bezahlte den
Jungen, den sie auf elf Jahre schätzte.
»Hey,
lädst du Nadia ein?«, fragte Lavinia, die wohl gesehen
hatte, dass Nadia keine Gulden beigesteuert hatte.
»Sie
hat vergessen, bei der Bank umzutauschen«, erklärte Maxim.
»Oh,
dann hab ich dich wohl davon abgehalten? Du hättest doch nur
sagen müssen, dass du schon etwas vorhast, und hättest
nicht mit mir einkehren müssen«, sagte Motzig zu Nadia
gewandt. Lavinia blickte triumphierend grinsend auf sie.
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