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Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)

Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)

Titel: Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuel Scherzinger
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für einen anderen Zweck geeignet. Für
Elsbeth hatte ihr Sohn einen Feuerwächter in Form eines listigen
Fuchses heraufbeschworen. Dieser begleitete sie auf Schritt und
Tritt. Im Moment lag ihr Wächter, mit dem Kopf auf den
Vorderpfoten ruhend, auf ihrem Abstreifer vor der Tür. Elsbeth
zog ihren Anorak an und pfiff. Ihr Wächter hob den Kopf und
beobachtete seine Schutzperson. Wie der kleine Fuchs so vom Boden zu
ihr heraufblickte, sah er wenig gefährlich aus, eher süß
und knuddlig. Doch jedes Kind in Ayorweden wusste, das dieser Schein
irreführend war.
    Ein
Wächter war eine magische Macht, die gegen ihren Willen zu einem
Lebewesen geformt und in einem Körper eingesperrt worden war,
und somit äußerst gefährlich. Es bedarf einer
komplizierten Beschwörung, um sicherzustellen, dass der
jeweilige Wächter nicht Amok lief oder seinen Beschwörer
gleich bei der Erschaffung umbrachte. Doch ihr Exemplar war perfekt
geformt, gehorchte aufs Wort und hatte bisher noch nicht einmal
versucht, einem unschuldigen Menschen etwas anzutun. Wäre der
Wächter nicht an die Fesseln seines Beschwörers gebunden,
könnte er einigen Schaden anrichten. Ihr Fuchs war nur ein
Wächter des mittleren Levels, hatte aber durchaus die Kraft, ein
ganzes Haus in Flammen aufgehen zu lassen. Es gab natürlich noch
viel stärkere und schwieriger zu zähmende Wächter,
doch von diesen ließen die meisten Magier die Hände.
Generell hielten sich die Meisten von solchen Beschwörungen fern
und bezahlten lieber die dafür ausgebildeten Wächterwirte.

    »Fuchs,
steh auf, wir müssen los!«, sagte sie und öffnete die
Haustür. Sie gab ihrem Wächter keinen Namen, das wäre
mehr als abwegig. Ein Wächter war kein Wesen mit Emotionen oder
eigenen Gedanken, es tat lediglich das, was man ihm sagte. Elsbeth
Maria war wegen ihres gütigen Charakters beim Volk sehr beliebt.
Auf dem Weg zu ihrer Arbeit riefen die Einwohner ihr Grüße
zu und winkten ihr fröhlich. Elsbeth hatte in den letzten Wochen
Mühe, das Lächeln, das ihren Mund sonst so mühelos
umspielte, aufrechtzuerhalten. Kraftlos hob sie alle paar Minuten
ihre Hand zu einem Gegengruß.
    Ihr
Fuchs hatte sein sonst aschfahles Fell zur Warnung möglicher
Feinde in ein flammendes Rot verwandelt und schlängelte sich
geschmeidig zwischen den vielen Beinen der Menschen hindurch. Elsbeth
spürte ein unangenehmes Kribbeln in der Magengegend, das mit
jedem Schritt stärker wurde, bis es sich anfühlte, als
würde ihr mit jedem Schritt ein gewaltiger Gegenstand in den
Bauch schlagen.
    An
diesem Vormittag mussten sich alle Meister in Arcancieel freinehmen,
um an einer geheimen Sitzung im Palast des Stadtwalters teilzunehmen.
Normalerweise wurden solche Besprechungen im Ratshaus abgehalten.
Dass sie diesmal im Palast stattfinden würde, war ein weiterer
Beweis dafür, wie sehr der Stadtwalter die aktuellen Probleme
des Landes vertuschen wollte. In der Einladung zu der Besprechung
standen keine bestimmten Themen, die besprochen werden sollten, doch
Elsbeth konnte sich denken was das Hauptthema sein würde. Die
Angriffe des Waldes auf die Wanderer und Bewohner Arcancieels und
letztlich der überaus peinliche Vorfall in der Halloween-Nacht.
Der Einsatz der Krieger war laut und auffällig gewesen. Die
gesamte Stadt hatte davon Wind bekommen und verlangte nun eine
Erklärung. Elsbeth wusste, dass der Hohe Rat aus Loona seine
Adleraugen verschärft auf St. Benedikt gerichtet hat. Wenn der
Stadtwalter nicht bald Informationen preisgab und seine
Geheimnistuerei beendete, würde der Hohe Rat sicherlich bald
seine Krieger entsenden, um in Arcancieel für Ordnung zu sorgen.
Eigentlich betrafen sie diese Probleme nicht, da sie lediglich für
äußere Angelegenheiten zuständig war, doch ihr
Kollege Walter Wacht war ein Hai. Er schaffte es, Probleme, die in
seine Zuständigkeit fielen, ohne viel Federlesens an andere
abzuschieben. So versuchte er es auch in diesem Fall.

    Elsbeth
war am Spatzenplatz angekommen. Auf der gegenüberliegenden Seite
erhob sich imposant das mächtige goldene Gatter, das dem Volk
den Eingang zum riesigen Palastgelände des Stadtwalters
versperrte. Davor stand eine
Gruppe von Kriegern, ergänzt durch zwei spezielle Soldaten. Die
normalen Krieger in St. Benedikt trugen goldene Rüstungen mit
einem goldenen Schild. Die beiden anderen waren gänzlich in
Schwarz gekleidet. Ihre Gesichter konnte Elsbeth nicht erkennen. Die
Schwarzen schoben niemals ihr Visier hoch. Sie waren einzig für
den

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