Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes
daß ich dir nicht sofort den Bauch aufschlitzen würde, als du näher kamst?«
Waylander zuckte die Achseln. »Wußte ich nicht.«
Der Schwertkämpfer nickte. »Ich glaube, ich werde mit euch reisen«, sagte er. »Ich hörte, wie du Angel sagtest, daß ihr nach Norden geht. Ich wollte immer schon nach Gothir zurück. Ich habe dort schöne Zeiten verbracht.«
»Vielleicht will ich deine Gesellschaft nicht«, meinte Waylander.
»Das könnte ich verstehen. Aber du hast Angel noch etwas anderes erzählt, das mich sehr interessiert.«
»Ich höre.«
»Du suchst einen Mann für Miriel.«
»Weiß du, wo ich einen finden könnte?«
»Sehr komisch. Ich bin reich und – trotz deiner Bemühungen – nicht häßlich. Und mein Vater liegt mir ständig in den Ohren, daß ich ihm einen Enkelsohn verschaffen soll. Ich nehme Miriel aus deiner Obhut.«
»Heilige Makrele, du hast vielleicht Nerven!« tobte Angel.
»Ich mag Männer mit Nerven«, sagte Waylander. »Ich werde darüber nachdenken.«
»Das kann doch nicht dein Ernst sein!« rief Angel. »Vor ein paar Minuten hat dieser Kerl versucht, dich für Geld umzubringen. Er ist ein Kopfgeldjäger.«
»Damit stehe ich auf der sozialen Leiter natürlich tiefer als ein Arena-Kämpfer«, stellte Senta fest.
»Wahnsinn!« brummte Angel und stapfte zurück in die Hütte.
Senta steckte seinen Säbel ein. »Warum gehen wir nach Norden?« fragte er.
»Ich muß jemanden in Gulgothir finden.«
Miriel brachte eine Schale mit heißem Wasser und einen sauberen Lappen zu Senta. Sie hatte sein Gespräch mit ihrem Vater nicht gehört, aber sie sah, daß er seinen Säbel wiederhatte. Der blonde Krieger blickte sie mit verschwollenen Augen an. Er lächelte. »Barmherzige Pflege für den gefallenen Helden?«
»Du bist kein Held«, sagte sie, tauchte das Tuch ins Wasser und wusch sanft das Blut ab, das Sentas Gesicht verunzierte. Er packte ihr Handgelenk.
»Er trampelte mir zwar auf dem Kopf herum, aber er hat meinen nutzlosen Kadaver nicht in den Wald geworfen.«
»Dafür solltest du dankbar sein«, sagte sie und entzog ihm ihre Hand.
»Ein interessanter Mann. Er hat mich gut eingeschätzt. Er wußte, ich würde ihn nicht töten, ehe er nicht eine Waffe gezogen hatte.«
»Was machst du jetzt?« fragte sie.
Er grinste; dann zuckte er zusammen, als der Schmerz durch seine gebrochene Nase schoß. »Ich trete in ein Kloster ein und widme mein Leben guten Taten.«
»Ich habe meine Frage ernst gemeint.«
»Ja, du bist eine ernste Frau, meine Schöne. Zu ernst. Lachst du viel? Tanzt du? Triffst du dich mit jungen Männern?«
»Was ich mache, geht dich nichts an! Und hör auf, mich meine Schöne zu nennen. Ich mag das nicht.«
»Doch, du magst es. Aber es macht dich verlegen.«
»Hast du immer noch vor, meinen Vater zu töten?«
»Nein.«
»Und das soll ich glauben?«
»Du kannst glauben, was du willst, meine Schöne. Wie alt bist du?«
»Nächsten Sommer werde ich achtzehn.«
»Bist du noch Jungfrau?«
»Das wirst du nie erfahren!« zischte sie. Sie nahm die Schale und ging zurück in die Küche, wo Belash noch immer saß. Der größte Teil des Schinken war verschwunden, dazu die Hälfte des Käses. »Hast du seit Wochen nichts gegessen?« fauchte sie ihn an.
Der Nadir blickte auf. Seine Augen waren ausdruckslos. »Hol mir Wasser!« befahl er.
»Hol es dir selbst, du Vogelhirn!«
Sein Gesicht verdunkelte sich, und er erhob sich. Miriels Dolch zuckte hoch. »Eine falsche Bewegung, du Hundefresser von einem Nadir, und das Frühstück, das du gerade gegessen hast, liegt auf dem Fußboden.« Belash grinste, ging zum Wasserkrug und füllte sich einen Becher.
»Was ist daran so witzig?« fragte Miriel.
»Ihr
kol-isha«
, antwortete Belash, zog sein eigenes Messer und schnitt den letzten Schinken vom Knochen. Er schüttelte den Kopf und kicherte leise.
»Was ist mit uns?« drängte Miriel.
»Wo sind deine Babys?« fragte Belash. »Wo ist dein Mann? Warum bist du gekleidet wie für einen Krieg? Messer und Schwerter – so ein Unsinn!«
»Glaubst du, Frauen könnten keine Waffen gebrauchen?«
»Natürlich können sie das. Du solltest meine Shia sehen – Messer, Schwert, Handaxt. Aber es ist wider die Natur. Der Krieg ist für die Männer, für Ehre und Ruhm.«
»Und Tod«, betonte sie.
»Natürlich. Tod. Deswegen müssen Frauen beschützt werden. Viele Kinder müssen geboren werden, um die toten Krieger zu ersetzen.«
»Vielleicht wäre es besser, einfach mit den
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