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Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Titel: Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Kopf gesenkt. Senta mußte nicht raten, worüber sie sprachen. Er hatte gehört, wie Waylander Angel vom Tod der Schwester Miriels erzählte.
    Senta wandte den Blick ab. Seine gebrochene Nase sandte Wellen von Schmerz hinter seinen Augen, und ihm war übel. In den vier Jahren in der Arena hatte er nicht solche Schmerzen erlebt. Kleinere Schnittwunden, einmal einen verstauchten Knöchel – mehr hatte der Schwertkämpfer nicht erlitten. Aber diese Kämpfe waren auch durch Regeln bestimmt. Bei einem Mann wie Waylander gab es keine Regeln. Nur das Überleben oder den Tod.
    Trotz seiner Schmerzen fühlte sich Senta erleichtert. Er hatte keinen Zweifel, daß er den älteren Mann im Duell getötet hätte, obwohl er es dann immer noch mit Angel zu tun gehabt hätte. Und es hätte ihm leid getan, den alten Gladiator zu töten. Aber, mehr noch, es hätte ihm jede Chance bei Miriel zunichte gemacht.
    Miriel …
    Ihr erster Blick hatte ihm einen Schock versetzt, und er wußte noch immer nicht, weshalb. Die Adelige, Gilaray, hatte ein schöneres Gesicht. Nexiar hatte eine viel bessere Figur. Suris goldenes Haar und ihre blitzenden Augen waren viel aufreizender. Doch dieses Mädchen aus den Bergen hatte irgend etwas an sich, das seine Sinne betörte. Aber was?
    Und warum heiraten? Er konnte kaum glauben, daß er dieses Angebot gemacht hatte. Wie würde sie mit dem Leben in der Stadt zurechtkommen? Er wandte ihr wieder seine Aufmerksamkeit zu, stellte sie sich in einem Gewand aus silbernem Satin vor, das dunkle Haar mit Perlen durchflochten. Er lachte in sich hinein.
    »Was macht dir denn so großen Spaß?« fragte Angel, der zu ihm herüberschlenderte.
    »Ich habe mir Miriel auf dem Ball des Reichsverwesers vorgestellt, in einem fließenden Gewand, die Messer an die Unterarme geschnallt.«
    »Sie ist zu gut für einen wie dich, Senta. Viel zu gut.«
    »Das ist Ansichtssache. Möchtest du sie lieber hinter einem Pflug sehen, vor der Zeit gealtert, die Brüste flach wie zwei Gehenkte?«
    »Nein«, gab Angel zu, »aber ich möchte sie mit einem Mann sehen, der sie liebt. Sie ist nicht wie Nexiar oder eine von den anderen. Sie ist wie ein Fohlen – flink, geschmeidig, ungezähmt.«
    Senta nickte. »Ich glaube, du hast recht.« Er blickte zu dem Gladiator auf. »Wie einfühlsam von dir, mein Freund. Du erstaunst mich.«
    »Manchmal staune ich über mich selbst. Zum Beispiel, als ich Waylander bat, dich nicht zu töten. Ich bedauere es fast schon.«
    »Nein, tust du nicht«, sagte Senta mit einem leichten Lächeln.
    Angel gab eine schroffe, knappe Erwiderung und setzte sich neben den Schwertkämpfer. »Warum mußtest du von Heirat sprechen?«
    »Meinst du, ich hätte lieber vorschlagen sollen, mit ihr im Gebüsch zu vögeln?«
    »Es wäre ehrlicher gewesen.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Senta leise. Ihm wurde bewußt, daß Angel ihn anstarrte, und wurde rot.
    »So, so«, sagte Angel. »Daß ich das noch erlebe! Der große Senta – bis über beide Ohren verliebt. Was würde man in Drenan dazu sagen?«
    Senta grinste. »Gar nichts. Die ganze Stadt würde in einem Meer von Tränen ertrinken.«
    »Ich dachte, du wolltest Nexiar heiraten. Oder war es Suri?«
    »Schöne Mädchen«, gab Senta zu.
    »Nexiar hätte dich umgebracht. Bei mir hätte sie es fast getan.«
    »Ich habe gehört, daß ihr euch einmal nahegestanden habt. Stimmt es, daß sie von deiner Häßlichkeit so abgestoßen war, daß du im Bett deinen Helm tragen mußtest?«
    Angel lachte. »Fast. Sie hat eine Samtmaske für mich machen lassen.«
    »Ah, ich mag dich, Angel. Ich habe dich immer schon gemocht. Warum hast du Waylander gebeten, mich zu verschonen?«
    »Warum hast du ihn nicht getötet, als er sich dir näherte?« entgegnete Angel.
    Senta zuckte die Achseln. »Mein Urgroßvater war ein geborener Idiot. Mein Vater war überzeugt, daß ich nach ihm gerate. Ich glaube, er hatte recht.«
    »Beantworte meine Frage, verdammt noch mal!«
    »Er hatte keine Waffe in der Hand. Ich habe noch nie einen unbewaffneten Mann getötet. Das ist nicht mein Stil. Zufrieden?«
    »Ja«, gab Angel zu. Sein Kopf fuhr hoch, die Nasenflügel bebten. Ohne ein Wort marschierte er zurück in die Hütte, um kurz darauf wieder aufzutauchen, das Schwert um die Hüfte geschnallt. Senta hörte Pferdegetrappel, und er löste die Säbel in ihren Scheiden, blieb aber, wo er war, am Brunnen. Belash kam in Sicht. Er trat aus der Tür der Hütte, das Messer in der rechten Hand, den Wetzstein in der

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