Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende
seit Wochen nicht nach Hause geschrieben; andere hatten Freunde und Verwandte mit bitteren Worten zurückgelassen. Sie dachten an vielerlei.
Druss begab sich zur Mitte der ersten Reihe; dann rief er Diagoras und Certak zu sich, die sich neben ihn stellen sollten.
»Macht ein bißchen Platz«, sagte er. »Laßt mir Platz zum Ausholen.« Die Reihe schob sich auseinander. Druss lockerte seine Schultern und streckte die Muskeln an Armen und Rücken. Der Himmel wurde heller. Druss fluchte. Der Nachteil für die Verteidiger – abgesehen von der schieren Anzahl des Feindes – lag darin, daß sie in die aufgehende Sonne blicken mußten.
Auf der anderen Seite des Flusses schärften die schwarzhäutigen Panthier ihre Speere. Sie verspürten wenig Furcht. Die Elfenbeinhäutigen, denen sie gegenüberstanden, waren nur wenige. Sie würden davongefegt wie eine Antilope von einem Steppensturm. Gorben wartete, bis die Sonne über den Gipfeln stand; dann gab er Befehl zum Angriff.
Die Panthier sprangen auf. Ein anschwellendes Haßgeschrei entstieg ihren Kehlen – eine Klangmauer, die den Paß hinaufdrang und die Verteidiger überrollte.
»Hört euch das an!« brüllte Druss. »Das ist nicht Stärke, was ihr da hört – so klingt Entsetzen!«
Fünftausend Krieger rannten zum Paß. Ihre Füße verursachten ein wildes Trommelfeuer auf den felsigen Hängen, das von den Gipfeln widerhallte.
Druss räusperte sich und spie aus. Dann begann er zu lachen, voll und dröhnend, so daß ein paar der umstehenden Männer ebenfalls zu lachen anfingen.
»Götter, habe ich das vermißt«, rief er. »Kommt schon, ihr Hundesöhne!« brüllte er den Panthiern entgegen. »Bewegt euch!«
In der Mitte der zweiten Reihe lächelte Delnar und zog sein Schwert.
Als der Feind nur noch knapp hundert Schritt entfernt war, blickten die Männer in der dritten Reihe zu Archytas. Er hob den Arm.
Die Männer ließen die Schilde sinken und bückten sich, um mit Speeren wieder aufzustehen, die mit Widerhaken versehen waren. Jeder Mann hatte fünf Stück vor sich liegen.
Die Panthier waren fast bei ihnen.
»Jetzt!« brüllte Archytas.
Arme schossen vorwärts, und zweihundert tödliche Speere flogen in die schwarze Menge.
»Noch mal!« rief Archytas.
Die ersten Reihen des vorrückenden Feindes verschwanden schreiend, um von den nachfolgenden niedergetrampelt zu werden. Der Angriff geriet ins Stocken, als die Stammeskrieger über gefallene Kameraden stolperten und stürzten. Die Berghänge, die sich hier verengten wie eine Sanduhr, verlangsamten den Angriff noch weiter.
Dann trafen die Linien aufeinander.
Ein Speer flog auf Druss zu. Er wehrte ihn mit der Axt ab, hieb sie rückhändig durch den Flechtschild und den Mann dahinter. Er grunzte, als Snaga ihm in die Rippen drang. Druss riß seine Waffe los, parierte einen weiteren Stoß und hämmerte seinem Gegner die Axt ins Gesicht. Neben ihm blockte Certak einen Speer mit seinem Schild ab und stieß dann gekonnt seinen Spieß in eine glänzend schwarze Brust. Ein Speer schlitzte ihm den Oberschenkel auf, doch er fühlte keinen Schmerz. Er konterte, und sein Angreifer fiel über den wachsenden Haufen von Toten in der ersten Reihe.
Die Panthier mußten jetzt in ihrer Verzweiflung, die Linie zu durchbrechen, über die Körper ihrer Kameraden springen. Der Paß wurde glitschig von Blut, doch die Drenai hielten stand.
Ein hochgewachsener Krieger warf seinen Flechtschild beiseite und sprang mit erhobenem Speer über die Mauer des Todes. Er warf sich auf Druss. Snaga grub sich in seine Brust, doch das Gewicht des Mannes warf Druss zurück und riß ihm die Axt aus den Händen. Ein zweiter Mann sprang ihn an. Druss wischte den Speer mit seinen stahlbeschlagenen Handschuhen zur Seite und ließ seine Faust gegen das Kinn des Mannes krachen. Als der Krieger zusammensackte, packte Druss ihn an Kehle und Lende, hob ihn hoch über seinen Kopf und schleuderte ihn über die Mauer aus Toten, den vorrückenden Kriegern entgegen. Dann drehte er sich um und zerrte seine Axt aus dem Leichnam des ersten Mannes.
»Kommt schon, Burschen«, brüllte er. »Zeit, euch nach Hause zu schicken!«
Er sprang auf die Toten, hieb nach links und rechts und schlug auf diese Weise eine Bresche in den Reihen der Panthier. Diagoras wollte seinen Augen nicht trauen. Er fluchte. Dann eilte er an Druss’ Seite.
Die Drenai rückten vor, kletterten über die toten Panthier. Ihre Schwerter glänzten rot, und ihre Augen blickten grimmig.
In
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