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Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Groß und skeletthaft dürr, starrte er auf den Kai. Er hatte gesehen, wie Collan von einem unbekannten Schwertkämpfer niedergestochen wurde, und er hatte beobachtet, wie der riesige Drenaikrieger sich einen Weg durch Collans Männer kämpfte. Interessant, dachte er, was die Menschen aus Liebe alles tun.
    Seine Gedanken wanderten zurück zu seiner Jugend in Varsipis und seiner Sehnsucht nach dem jungen Mädchen Harenini. Habe ich sie geliebt? fragte er sich. Oder hat die Zeit den sonst so grauen Tagen meiner Jugend Farbe verliehen?
    Das Schiff hob sich in den Wellen, als es sich der Hafeneinfahrt und dem dahinterliegenden Meer näherte. Kabuchek warf einen Blick auf das Mädchen; Collan hatte sie billig verkauft. Fünftausend Silberstücke für ein solches Talent? Lächerlich. Er war auf einen Scharlatan vorbereitet gewesen oder sogar auf eine geschickte Betrügerin. Aber sie hatte seine Hand genommen, ihm in die Augen geblickt und nur ein einziges Wort gesagt: »Harenini.« Kabuchek hatte zu verbergen versucht, wie schockiert er war. Er hatte ihren Namen seit fünfundzwanzig Jahren nicht gehört, und es gab gewiß keine Möglichkeit, daß der Pirat Collan von seiner jugendlichen Verblendung erfahren hatte. Obwohl er vom Talent der Frau bereits überzeugt war, stellte Kabuchek ihr viele Fragen, bis er sich schließlich an Collan wandte. »Es scheint, daß sie ein bißchen Talent hat«, sagte er. »Welchen Preis forderst du?«
    »Fünftausend.«
    Kabuchek wandte sich an seinen Diener, den Eunuchen Pudri. »Bezahl ihn«, sagte er, verbarg sein triumphierendes Lächeln und freute sich an dem gequälten Ausdruck, der auf Collans Gesicht erschien. »Ich bringe sie selbst zum Schiff.«
    Jetzt, als er sah, wie nahe der Axtträger gekommen war, beglückwünschte er sich zu seiner Klugheit. Er hörte Pudris sanfte Stimme, die auf das Mädchen einsprach.
    »Ich bete, daß dein Gatte nicht tot ist«, sagte Pudri. Kabuchek warf einen Blick zurück zum Kai und sah zwei Drenaikrieger neben der reglosen Gestalt des Axtträgers knien.
    »Er wird am Leben bleiben«, sagte Rowena, deren Augen sich mit Tränen füllten. »Und er wird mir folgen.«
    Wenn er das tut, dachte Kabuchek, lasse ich ihn umbringen.
    »Er liebt dich sehr, Pahtai«, sagte Pudri beruhigend. »So, wie es zwischen Mann und Frau sein sollte. Aber das ist leider nur selten der Fall. Ich selbst hatte drei Frauen – und keine hat mich geliebt. Aber ein Eunuch ist halt auch kein idealer Partner.«
    Das Mädchen beobachtete die winzigen Gestalten am Kai, bis das Schiff den Hafen verlassen hatte und die Lichter Mashrapurs nur noch in der Ferne funkelnde Kerzen waren. Sie seufzte und sank auf der Bank an der Reling nieder, den Kopf gesenkt. Tränen strömten ihr über die Wangen.
    Pudri setzte sich neben sie und legte einen schlanken Arm um ihre Schultern. »Ja«, flüsterte er. »Tränen sind gut. Sehr gut.« Er tätschelte ihren Rücken, als wäre sie ein kleines Kind, blieb neben ihr und flüsterte sinnlose Plattheiten.
    Kabuchek stieg die Stufen hinunter und ging zu ihnen. »Bring sie in meine Kabine«, befahl er Pudri.
    Rowena blickte in das strenge Gesicht ihres neuen Herrn. Seine Nase war lang und gebogen, wie der Schnabel eines Adlers, und seine Haut war dunkler, als sie es jemals bei einem Menschen gesehen hatte, beinahe schwarz. Seine Augen jedoch waren von einem strahlenden Blau unter dichten Brauen. Neben Rowena stand Pudri und half ihr auf, und gemeinsam folgten sie dem ventrischen Kaufmann hinunter in die Achterkabine. Hier waren Laternen angezündet, die an bronzenen Haken von niedrigen Eichenbalken hingen.
    Kabuchek nahm hinter einem Schreibtisch aus poliertem Mahagoni Platz. »Wirf die Runen für die Reise«, befahl er Rowena.
    »Ich werfe keine Runen«, sagte sie. »Ich wüßte auch gar nicht, wie das geht.«
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Tut, was immer es ist, um in die Zukunft zu schauen, Frau. Die See ist eine trügerische Geliebte, und ich muß wissen, wie die Reise verlaufen wird.«
    Rowena setzte sich ihm gegenüber. »Gib mir deine Hand«, sagte sie. Er beugte sich vor und schlug ihr mit der offenen Hand ins Gesicht. Es war kein heftiger Schlag, doch er brannte auf der Haut.
    »Du wirst mich stets mit Herr ansprechen«, sagte er ohne eine Spur von Ärger. Seine leuchtend blauen Augen schauten prüfend in ihr Gesicht und suchten nach Zeichen von Wut oder Trotz; aber er blickte nur in ruhige, haselnußbraune Augen, die ihn

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