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Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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hinauf ins Gehirn und ließ den Kapitän Kurs Nordwest einschlagen.
    Der Kapitän war ein freundlicher Mann mit sanften Gedanken. Er hatte sieben Kinder, und eins davon – die jüngste Tochter – hatte mit Gelbfieber im Bett gelegen, als er Segel setzte. Er betete um ihre Genesung.
    Vintar prägte dem ahnungslosen Mann den neuen Kurs ein und flog zurück zu Rowena, um ihr von dem Schiff zu erzählen, das bald kommen würde. Dann eilte er zur Trireme der Piraten. Das Handelsschiff war bereits geplündert, und die Piraten legten die Ruder zurück und zogen den Rammbock frei, so daß das ausgeraubte Schiff sinken konnte.
    Vintar drang in den Geist des Kapitäns ein – und schrak vor dessen entsetzlichen Gedanken zurück. Rasch ließ er den Mann das ferne Handelsschiff sehen und erfüllte ihn mit namenlosen Ängsten. Er ließ den Kapitän glauben, das näher kommende Schiff sei voller Soldaten. Es war ein schlechtes Omen; es würde sein Tod sein. Dann ließ Vintar ihn allein und lauschte zufrieden, als Earin Shad seinen Männern lautstark befahl, zu wenden und Kurs Nordwest einzuschlagen.
    Vintar schwebte über Rowena und den beiden Männern, bis das Handelsschiff kam und sie an Bord hievte. Dann eilte er in die lentrische Hafenstadt Chupianin, wo er die Tochter des Kapitäns heilte.
    Dann erst kehrte er in den Tempel zurück, wo er den Abt an seinem Bett sitzend vorfand.
    »Wie fühlst du dich, mein Junge?« fragte er.
    »So gut wie seit Jahren nicht, Vater. Das Mädchen ist jetzt in Sicherheit. Und ich habe zwei Leben besser gemacht.«
    »Drei«, korrigierte der Abt. »Du hast dein eigenes Leben besser gemacht.«
    »Das stimmt«, gab Vintar zu, »und es ist gut, zu Hause zu sein.«
     
    Druss konnte kaum glauben, was für ein Chaos auf dem Rodungsplatz herrschte. Hunderte von Männern eilten scheinbar ziellos umher, fällten Bäume, gruben Wurzeln aus, hackten auf die dichte, wuchernde Pflanzenwelt ein. Es gab keine Ordnung bei der Zerstörung. Bäume wurden umgehauen, so daß sie quer über die Pfade fielen, die die Männer mit Schubkarren benutzten, um das Schnittholz abzutransportieren. Noch während Druss darauf wartete, den Aufseher zu sprechen, sah er, wie eine große Kiefer auf eine Gruppe Männer stürzte, die dabei waren, Baumwurzeln auszugraben. Niemand wurde getötet, doch ein Arbeiter erlitt einen Armbruch, einige andere blutige Kratzer im Gesicht oder auf den Armen.
    Der Aufseher – ein schlanker Mann, der jedoch ein Bäuchlein vor sich her trug – rief Druss zu sich. »Nun, welchen Beruf hast du gelernt?«
    »Waldarbeiter«, antwortete Druss.
    »Jeder hier behauptet, Waldarbeiter zu sein«, sagte der Mann.
    »Ich suche Männer, die etwas von ihrer Arbeit verstehen.«
    »Und du brauchst sie dringend«, stellte Druss fest.
    »Ich habe zwanzig Tage, um diesen Platz zu roden, dann noch einmal zwanzig, um die Fundamente für die neuen Häuser vorzubereiten. Der Lohn beträgt zwei Silberpfennige pro Tag.« Der Aufseher zeigte auf einen stämmigen, bärtigen Mann, der auf einem Baumstumpf saß. »Das ist Togrin, der Vorarbeiter. Er organisiert die Arbeit und stellt die Leute ein.«
    »Er ist ein Trottel«, sagte Druss, »und wenn er so weitermacht, kommt noch jemand ums Leben.«
    »Mag sein, daß er ein Trottel ist«, gab der Aufseher zu, »aber er ist auch ein rauher Bursche. Niemand drückt sich, wenn er in der Nähe ist.«
    Druss blickte sich auf dem Gelände um. »Das mag ja stimmen, aber ihr werdet nie rechtzeitig fertig. Und ich arbeite nicht für jemanden, der nicht weiß, was er tut.«
    »Du bist ein bißchen jung für solche Bemerkungen«, meinte der Aufseher. »Wie würdest du denn die Arbeit neu organisieren, hm?«
    »Ich würde die Baumfäller weiter im Westen postieren, damit die anderen Männer hinter ihnen alles wegschaffen können. Wenn es so weitergeht wie bisher, kann sich bald niemand mehr rühren. Sieh mal dort«, sagte Druss und zeigte nach rechts. Dort waren Bäume in einem Kreis gefällt worden, und in der Mitte waren Männer dabei, die gewaltigen Wurzeln auszugraben. »Wo wollen sie mit den Wurzeln hin?« fragte der Axtträger. »Es gibt keinen freien Weg mehr. Die Männer müssen warten, bis die Bäume weggeschleppt werden. Aber wie willst du Pferde und Kettenzüge nach dort schaffen?«
    Der Aufseher lächelte. »Ein Punkt für dich, junger Mann. Sehr gut. Der Vorarbeiter verdient vier Pfennige pro Tag. Nimm seinen Platz ein und zeig mir, was du kannst.«
    Druss holte tief Luft.

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