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Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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betrunkene Idiot hat das mißverstanden. – Sag mir, für wie alt hältst du mich?«
    »Was? Woher, zum Kuckuck, soll ich das wissen?« tobte Druss.
    »Ich bin achtunddreißig. Ich könnte noch immer Grassin besiegen und wahrscheinlich auch alle anderen. Aber du hast mir den Spiegel der Zeit vorgehalten, Druss. Niemand lebt ewig – nicht in der Sandarena. Meine Tage sind vorüber. Die wenigen Minuten mit dir haben mich das gelehrt. Dein Tag dämmert herauf. Aber er wird nicht andauern, wenn du nicht lernst, wie man kämpft.«
    »Dafür brauche ich keinen Unterricht«, erklärte Druss.
    »Meinst du? Jedesmal, wenn du mit der rechten Hand zuschlägst, läßt du deine linke Schulter sinken. Alle deine Schläge kommen in einem Bogen. Und deine stärkste Verteidigung ist dein Kinn, das – wenn es auch aus Granit gemacht scheint – doch nur ein Knochen ist. Deine Fußarbeit ist in Ordnung, wenn man sie auch verbessern könnte. Aber du hast viele Schwächen, und Grassin wird sie nutzen. Er wird dich fertigmachen.«
    »Das ist deine Meinung«, widersprach Druss.
    »Mißversteh mich nicht, Freund. Du bist gut. Du hast Herz und große Kraft. Aber du weißt auch, wie du dich nach den vier Minuten Kampf mit mir gefühlt hast. Die meisten Kämpfe dauern zehnmal so lang.«
    »Meine nicht.«
    Borcha lachte leise. »Mit Grassin schon. Sei nicht so überheblich, daß du das Offensichtliche nicht siehst, Druss. Man sagt, du warst Waldarbeiter. Als du zum erstenmal mit der Axt gearbeitet hast, hat sie da bei jedem Schlag getroffen?«
    »Nein«, gab der jüngere Mann zu.
    »Beim Kampf ist es genauso. Ich kann dir viele Schlagtechniken beibringen, und noch mehr Verteidigungen. Ich kann dir zeigen, wie man antäuscht und einen Gegner in die eigenen Schläge lockt.«
    »Vielleicht kannst du das – aber warum solltest du?«
    »Stolz«, antwortete Borcha.
    »Verstehe ich nicht.«
    »Ich erkläre es dir – wenn du Grassin besiegt hast.«
    »So lange bin ich nicht mehr hier«, sagte Druss. »Sobald ein Schiff in Mashrapur anlegt, das nach Ventria will, werde ich mitfahren.«
    »Vor dem Krieg hätte eine solche Reise zehn Raq gekostet. Aber jetzt …? Wer weiß? Aber in einem Monat findet in Visha ein kleines Turnier statt. Der erste Preis sind hundert Raq. Die Reichen haben Paläste in Visha; man kann dort mit Wetten eine Menge Geld machen. Grassin wird an dem Turnier teilnehmen, und einige andere namhafte Kämpfer. Wenn du einverstanden bist, daß ich dich trainiere, lasse ich dich an meiner Stelle kämpfen.«
    Druss stand auf, schenkte einen Becher Wein ein und reichte ihn Borcha. »Ich habe eine Arbeit angenommen, und ich versprach dem Aufseher, dafür zu sorgen, daß die Arbeit erledigt wird. Das wird einen ganzen Monat in Anspruch nehmen.«
    »Dann trainiere ich dich abends.«
    »Unter einer Bedingung«, sagte Druss.
    »Und welche?«
    »Dieselbe, die ich dem Aufseher nannte. Wenn ein Schiff kommt, das nach Ventria segelt, und wenn ich eine Passage bekomme, dann verschwinde ich.«
    »Abgemacht.« Borcha streckte die Hand aus. Druss ergriff sie, und Borcha erhob sich. »Ich lasse dich jetzt ruhen. Übrigens, warne deinen Dichter-Freund, daß er Früchte vom falschen Baum pflückt.«
    »Er ist sein eigener Herr«, sagte Druss.
    Borcha zuckte die Achseln. »Warne ihn trotzdem. Wir sehen uns morgen.«

2
    Sieben lag wach und starrte an die verzierte Decke. Neben ihm schlief die Frau, und er spürte die Wärme ihrer Haut an seiner Seite und den Beinen. An der Decke war ein Gemälde, eine Jagdszene, die mit Speeren und Bögen bewaffnete Männer zeigte, die einen Löwen mit roter Mähne verfolgten. Was für ein Mann hängte sich eine solche Darstellung übers Ehebett? überlegte er und lächelte. Der Erste Minister von Mashrapur mußte ein ungeheures Selbstbewußtsein haben, wenn er zuließ, daß seine Frau jedesmal, wenn sie sich liebten, zu einer Gruppe von Männern aufblickte, die allesamt besser aussahen als ihr Gatte.
    Sieben drehte sich auf die Seite und betrachtete die schlafende Frau. Sie kehrte ihm den Rücken zu. Einen Arm hatte sie unters Kissen gesteckt, und die Beine waren angezogen. Ihr Haar war dunkel, fast schwarz hob es sich von den cremeweißen Kissen ab. Sieben konnte ihr Gesicht nicht sehen, doch er stellte sich die vollen Lippen und den langen, schönen Hals vor. Als er sie zum erstenmal gesehen hatte, stand sie neben Mapek auf dem Marktplatz. Der Minister war von Untergebenen und Schmeichlern umringt. Evejorda sah

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