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Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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so tapfer war, warum hat er die Sathuli nicht verjagt?«
    »Er mußte eine Frau und drei Kinder schützen.«
    »Also lief er davon?«
    »Er lief davon«, gab Bress zu.
    »Ich werde nie vor einem Kampf davonrennen«, sagte Druss.
    »Dann wirst du jung sterben«, hatte Bress erwidert.
    Druss setzte sich auf und dachte an den Überfall zurück. Was hätte er getan, hätte er die Wahl gehabt, gegen die Sklavenhändler zu kämpfen – oder mit Rowena davonzulaufen?
    In dieser Nacht schlief er unruhig.
    In der sechsten Nacht trat ihm eine hochgewachsene, kräftige Gestalt in den Weg, als er nach Hause ging. Es war Togrin, der ehemalige Vorarbeiter. Druss hatte ihn seit der Prügelei nicht mehr gesehen. Der junge Axtschwinger spähte ins Dunkel, ob er andere Attentäter sah, doch es war niemand sonst zu erblicken.
    »Können wir miteinander reden?« fragte Togrin.
    »Warum nicht?« erwiderte Druss.
    Der Mann holte tief Luft. »Ich brauche Arbeit«, sagte er. »Meine Frau ist krank. Die Kinder haben seit zwei Tagen nichts gegessen.«
    Druss blickte dem Mann prüfend ins Gesicht, sah den verletzten Stolz und spürte sofort, was es Togrin gekostet hatte, um Hilfe zu bitten. »Sei bei Morgengrauen auf dem Gelände«, sagte Druss und ging weiter. Er fühlte sich unbehaglich, als er nach Hause ging. Du selbst, sagte er sich, hättest deine Würde nie derart verloren. Dann aber kamen ihm Zweifel. Mashrapur war eine rauhe, unversöhnliche Stadt. Ein Mann wurde nur so lange geschätzt, wie er zum allgemeinen Wohlstand der Gemeinde beitrug. Und wie schrecklich muß es sein, überlegte er, die eigenen Kinder hungern zu sehen.
    Es war fast dunkel, als er zu Hause anlangte. Er war müde, doch die tiefe Erschöpfung, unter der er so lange gelitten hatte, war verschwunden. Sieben war nicht da. Druss zündete eine Laterne an und öffnete die rückwärtige Tür zum Garten, damit die kühle Meeresluft ins Haus konnte.
    Er legte seine Geldbörse ab und zählte die vierundzwanzig Silberpfennige ab, die er bislang verdient hatte. Zwanzig entsprachen einem einzigen Raq, der monatlichen Miete für das Haus. Der alte Thom hatte recht: In der Sandarena könnte er erheblich mehr verdienen.
    Druss erinnerte sich an den Kampf gegen Borcha, an die furchtbaren Schläge, die er eingesteckt hatte. Die Erinnerung an diese Schläge war sehr lebhaft – aber auch die Erinnerung an die wuchtigen Hiebe, die er seinem Gegner verpaßt hatte.
    Er hörte das Eisentor am anderen Ende des Gartens quietschen und sah eine schattenhafte Gestalt, die zum Haus ging- Der Mond schien auf die schimmernde Glatze des Fremden, und er wirkte riesenhaft, als er durch die Schatten der Bäume glitt. Druss stand auf, seine hellen Augen wurden schmal.
    Borcha blieb dicht vor der Tür stehen. »Nun?« fragte er. »Willst du mich nicht hineinbitten?«
    Druss trat in den Garten hinaus. »Du kannst dir deine Prügel gleich hier draußen abholen«, zischte er. »Ich habe kein Geld, um zerschlagene Möbel zu ersetzen.«
    »Du bist ganz schön unverschämt«, sagte Borcha freundlich, trat ins Haus und legte seinen grünen Umhang über die Rückenlehne eines Sofas. Erstaunt folgte Druss ihm hinein. Der große Mann streckte sich in einem Polstersessel aus, schlug die Beine übereinander und legte den Kopf gegen die hohe Rückenlehne. »Schöner Stuhl«, meinte er. »Wie wär's mit was zu trinken?«
    »Was willst du hier?« fragte Druss, der Mühe hatte, seinen aufsteigenden Zorn im Zaum zu halten.
    »Etwas Gastfreundschaft, du Bauernlümmel. Ich weiß nicht, wie es bei dir war, aber wo ich herkomme, bietet man einem Gast normalerweise einen Becher Wein an.«
    »Wo ich herkomme«, erwiderte Druss, »sind ungebetene Gäste selten willkommen.«
    »Warum so feindselig? Du hast deine Wette gewonnen und gut gekämpft. Collan hat nicht auf meinen Rat gehört, dir deine Frau zurückzugeben, und jetzt ist er tot. Ich war nicht an dem Überfall beteiligt.«
    »Und ich nehme an, du bist auch nicht gekommen, um Rache zu nehmen?«
    Borcha lachte. »Rache? Wofür? Du hast mir nichts gestohlen. Du hast mich auch nicht besiegt – das könntest du gar nicht. Du hast zwar die Kraft, aber nicht die Fähigkeiten. Wenn es ein echter Kampf gewesen wäre, hätte ich dich zerbrochen, mein Junge. Aber du hast ganz recht – ich habe dich gesucht.«
    Druss setzte sich dem Riesen gegenüber. »Das hat der alte Thom mir gesagt. Er meinte, du wolltest mich vernichten.«
    Borcha schüttelte den Kopf und grinste. »Der

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