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Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Seine Muskeln waren bereits vom langen Marsch bis hierher ermüdet, und die Wunden in seinem Rücken schmerzten. Er war nicht in der Verfassung, sich zu prügeln, und hatte gehofft, problemlos Arbeit zu bekommen. »Wie gibt man ein Zeichen, daß die Arbeit unterbrochen wird?« fragte er.
    »Wir läuten die Glocke für die Mittagspause. Aber bis dahin sind es noch drei Stunden.«
    »Laß sie jetzt läuten«, sagte Druss.
    Der Aufseher lachte leise. »Das unterbricht jedenfalls die Eintönigkeit«, meinte er. »Soll ich Togrin sagen, daß er seinen Posten verloren hat?«
    Druss blickte dem Mann in die braunen Augen. »Nein. Das sage ich ihm selbst«, erklärte er.
    »Gut. Dann kümmere ich mich jetzt um die Glocke.«
    Der Aufseher schlenderte davon, und Druss kämpfte sich durch das Chaos, bis er dicht bei dem sitzenden Togrin stand. Der Mann blickte auf. Er war groß, hatte runde Schultern, kräftige Arme und ein energisches Kinn. Seine Augen waren dunkel, fast schwarz unter dichten Brauen. »Suchst du Arbeit?« fragte er.
    »Nein.«
    »Dann verschwinde vom Gelände. Ich mag keine Müßiggänger.«
    Das Klingen der Glocke hallte durch den Wald. Togrin fluchte und stand auf, als überall die Männer mit der Arbeit innehielten. »Was, zum …?« Er fuhr herum. »Wer hat die Glocke geläutet?« brüllte er.
    Die Männer scharten sich um den Vorarbeiter, und Druss näherte sich ihm. »Ich habe die Glocke läuten lassen«, sagte er.
    Togrins Augen wurden zu Schlitzen. »Und wer bist du?« fragte er.
    »Der neue Vorarbeiter«, antwortete Druss.
    »Ach, ja?« sagte Togrin breit grinsend. »Dann gibt es jetzt zwei Vorarbeiter. Ich finde, das ist einer zuviel.«
    »Ich auch«, stimmte Druss zu. Mit einem raschen Schritt ließ er eine Faust in den Bauch des Mannes krachen. Zischend entwich die Luft aus Togrins Lungen, und er klappte zusammen, sein Kopf sackte nach vorn. Mit der linken Faust traf Druss den Kiefer des Mannes, und Togrin ging kopfüber zu Boden. Der Vorarbeiter zuckte noch einmal, dann rührte er sich nicht mehr.
    Druss holte mühsam Luft. Er fühlte sich wacklig auf den Beinen, und vor seinen Augen tanzten weiße Lichter, als er die wartenden Männer betrachtete. »Und jetzt nehmen wir einige Veränderungen vor«, erklärte er.
     
    Mit jedem Tag wuchs Druss’ Kraft. Die Muskeln an seinen Armen und Schultern vergrößerten sich mit jedem wuchtigen Schlag der Axt, mit jeder Schaufel harter Erde, jedem heftigen Ruck, der eine widerspenstige Baumwurzel aus der Erde riß. Die ersten fünf Tage schlief Druss auf dem Rodungsplatz in einem kleinen Zelt, das ihm der Aufseher zur Verfügung stellte. Er hatte einfach nicht die Energie, die fünf Kilometer bis zu dem gemieteten Haus zurückzumarschieren. Und in jeder einsamen Nacht hatte er zwei Gesichter vor Augen, wenn er in den Schlaf hinüberglitt: Rowena, die er mehr liebte als sein Leben, und Borcha, den Faustkämpfer, von dem er wußte, daß er sich ihm stellen mußte.
    In der Stille des Zelts ging ihm vieles durch den Kopf. Er sah seinen Vater jetzt anders und wünschte, er hätte ihn besser gekannt. Es brauchte Mut, einen Vater wie Bardan den Schlächter zu überwinden, ein Kind aufzuziehen und sich ein Leben in der Wildnis aufzubauen. Druss erinnerte sich an den Tag, als der wandernde Söldner in ihrem Dorf haltgemacht hatte. Druss war beeindruckt von den Waffen des Mannes – Messer, Kurzschwert und Handaxt –, von der verbeulten Brustplatte und dem Helm. »Er lebt ein Leben voll wirklichem Mut«, hatte er zu seinem Vater gesagt, mit Betonung auf dem Wort wirklich. Bress hatte nur genickt. Einige Tage später, als sie über die Hochweiden gingen, hatte Bress auf das Haus von Egan, dem Bauern, gezeigt. »Wenn du Mut sehen willst, Junge«, sagte er, »dann schau dir an, wie Egan auf dem Feld arbeitet. Vor zehn Jahren hatte er einen Hof auf der sentranischen Ebene, doch eines Nachts kamen Sathuli, überfielen ihn und steckten alles in Brand. Dann zog er an die ventrische Grenze, wo ihm Heuschrecken drei Jahre lang die Ernte auffraßen. Er hatte sich Geld geliehen, um seinen Hof zu bezahlen, und er verlor alles. Jetzt ist er wieder auf dem Land, arbeitet von Tagesanbruch bis zum Einbruch der Dunkelheit. Das ist wirklicher Mut. Es gehört nicht viel dazu, ein Leben voller Plackerei für ein Schwert einzutauschen. Die wahren Helden sind die, die weiterkämpfen.«
    Der Junge hatte es besser gewußt. Man konnte nicht gleichzeitig ein Held und ein Bauer sein.
    »Wenn er

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