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Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Eskodas konnten ihn bei dem kreischenden Wind verstehen.
    Eskodas schlang die Arme um die Backbordreling und klammerte sich fest, während das Unwetter weiter tobte. Eine riesige Welle donnerte über das Deck, riß einige Männer von ihrem unsicheren Halt an Tauen und Ballen los und fegte sie über Deck, daß sie in die tief unten liegende Steuerbordreling krachten. Ein Pfosten knickte ab, doch bei dem Donnergrollen vom nachtdunklen Himmel hörte es niemand. Die Donnerkind ritt hoch auf dem Kamm einer gewaltigen Welle; dann glitt sie in ein Tal aus kochendem Wasser. Ein Seemann mit einem aufgerollten Tau rannte über Deck und versuchte, die Krieger auf der Steuerbordseite zu erreichen. Eine zweite Welle spülte über ihn hinweg und schleuderte ihn auf die kämpfenden Männer. Die Steuerbordreling gab nach, und in Sekundenschnelle waren zwanzig Mann von Deck gespült. Das Schiff stieg wie ein verängstigtes Pferd. Eskodas spürte, wie sein Halt an der Reling sich lockerte. Er versuchte, seinen Griff zu festigen, doch wieder hob sich das Schiff. Aus der relativen Sicherheit seiner Position losgerissen, glitt er mit dem Kopf voran auf die gähnende Öffnung in der Steuerbordreling zu.
    Eine gewaltige Hand schloß sich um seinen Knöchel, und er wurde zurückgezogen. Der Axtschwinger grinste ihn an; dann reichte er ihm ein Stück Tau. Rasch schlang Eskodas es sich um die Taille und befestigte das andere Ende am Mast. Er warf einen Blick auf Druss. Der große Mann genoß das Gewitter sichtlich. In Sicherheit, suchte Eskodas das Deck ab. Der Dichter klammerte sich an einen Abschnitt der Steuerbordreling, der nicht allzu stabil wirkte, und hoch auf dem Ruderdeck konnte der Bogenschütze sehen, wie Milus Bar mit dem Ruder kämpfte und versuchte, die Donnerkind vor dem Gewitter zu halten.
    Eine weitere gewaltige Welle fegte über das Deck. Die Steuerbordreling brach, und Sieben glitt über die Kante des Decks. Druss band sich los und stand auf. Eskodas brüllte ihn an, doch entweder hörte der Axtschwinger ihn nicht, oder er schenkte ihm keine Beachtung. Druss lief über das sich hebende Deck, stürzte, rappelte sich wieder auf, bis er zu der zersplitterten Reling kam. Dort ließ er sich auf die Knie fallen, beugte sich vor und zerrte Sieben zurück an Deck.
    Direkt hinter ihnen griff der Mann, der den Delphin erschossen hatte, nach einem Seil, um sich an einen Eisenring anzubinden, der ins Deck eingelassen war. Wieder einmal hob sich das Schiff. Der Mann fiel aufs Deck; dann glitt er auf den Rücken und krachte gegen Druss, der schwer stürzte. Der Axtschwinger, der immer noch mit einer Hand Sieben festhielt, versuchte, den unglücklichen Bogenschützen zu erreichen, doch der Mann verschwand in der tobenden See.
    Fast im selben Augenblick brach die Sonne durch die Wolken. Der Regen ließ nach, und das Meer beruhigte sich. Druss erhob sich und starrte ins Wasser. Eskodas band das Tau los, das ihn am Mast festhielt, und stand mit wackligen Knien auf. Er ging zu Druss und Sieben hinüber.
    Das Gesicht des Dichters war weiß vor Schreck. »Ich werde nie wieder ein Schiff betreten«, sagte er. »Nie wieder!«
    Eskodas streckte die Hand aus. »Vielen Dank, Druss. Du hast mir das Leben gerettet.«
    Der Axtträger kicherte leise. »Mußte ich doch, Freund. Du bist der einzige an Bord, der unserem Sagenmeister die Sprache verschlägt.«
    Bodasen tauchte vom Ruderdeck auf. »Das war ein tollkühner Streich, mein Freund«, sagte er zu Druss, »aber es war gut getan. Ich schätze Tapferkeit bei Leuten, die an meiner Seite kämpfen.«
    Als der Ventrier weiterging, um die Männer zu zählen, die noch übrig waren, schauderte Eskodas. »Ich glaube, wir haben fast dreißig Mann verloren«, sagte er.
    »Siebenundzwanzig«, korrigierte Druss.
    Sieben kroch wieder zum Rand des Decks und übergab sich ins Meer. »Mach siebenundzwanzigeinhalb draus«, meinte Eskodas.

4
    Der junge Kaiser kletterte von den Wehrgängen und schlenderte den Kai entlang, gefolgt von seinen Stabsoffizieren. Sein Diener Nebuchad ging neben ihm. »Wir können noch Monate aushalten, Herr«, sagte Nebuchad, der die Augen zusammenkneifen mußte, weil die vergoldete Brustplatte des Kaisers so hell funkelte. »Die Mauern sind dick und hoch, und die Katapulte verhindern jeden Versuch, die Hafeneinfahrt von See her zu stürmen.«
    Gorben schüttelte den Kopf. »Die Mauern werden uns nicht schützen«, erklärte der junge Mann. »Wir haben nicht einmal dreitausend Mann hier.

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