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Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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vier?«
    Der Mann zuckte die Achseln. »Es ist lange her, daß ich das Handbuch studiert habe, aber wenn ich mich recht entsinne, ist es eine Frage der Moral. Als Zhun Tsu Die Kunst des Krieges schrieb, erklärte er, daß der Geist der Angreifer nach vier Angriffen der Verzweiflung weichen kann.«
    »Wenn sie jetzt – oder bei Nacht – angreifen, dürfte es nicht viel Verzweiflung bei ihnen geben«, meinte Druss.
    »Sie werden nicht angreifen«, sagte sein Kamerad langsam, als spräche er zu einem Kind. »Falls ein nächtlicher Angriff geplant wäre, hätte es über Tag nur drei Angriffe gegeben.«
    Druss war verdutzt. »Und diese Regeln stehen in einem Buch?«
    »Ja, ein großartiges Werk von einem Chiatze-General.«
    »Ihr laßt diese Mauern über Nacht praktisch unbemannt – wegen eines Buches

    Der Mann lachte. »N icht wegen des Buches, sondern der Regeln zum Kampf. Komm mit mir in die Kaserne, und ich erkläre dir noch ein bißchen mehr.«
    Unterwegs erzählte der Krieger – er hieß Oliquar –, daß er seit mehr als zwanzig Jahren in der ventrischen Armee diente. »Ich war sogar mal Offizier, während des Opal-Feldzuges. Wir waren verdammt nahe daran, vernichtet zu werden, und so erhielt ich den Befehl über vierzig Mann. Es dauerte nicht lange. Der General bot mir eine Offiziersstelle an, aber ich konnte mir die Rüstung nicht leisten, und so war’s das. Zurück zum Fußvolk. Aber es ist kein schlechtes Leben. Kameradschaft und zwei gute Mahlzeiten am Tag.«
    »Warum konntest du dir die Rüstung nicht leisten? Werden die Offiziere denn nicht bezahlt?«
    »Doch, natürlich, aber nur mit einem Disha pro Tag. Das ist die Hälfte von dem, was ich jetzt bekomme.«
    »Die Offiziere bekommen weniger als die gemeinen Soldaten? Das ist doch verrückt!«
    Oliquar schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht. Auf diese Weise können sich nur die Reichen leisten, Offiziere zu werden. Das heißt, nur Adelige – oder die Söhne von Kaufleuten, die gern adelig werden möchten – können Patente bekommen. Auf diese Weise erhalten die adeligen Familien sich ihre Macht. Woher kommst du, junger Mann?«
    »Ich bin Drenai.«
    »Ach ja? Ich war noch nie dort, aber ich habe gehört, daß die Berge von Skeln außerordentlich schön sein sollen. Grün und fruchtbar, wie die Saurab. Ich vermisse die Berge.«
    Druss blieb mit Oliquar in der Westkaserne und aß Rindfleisch mit wilden Zwiebeln, ehe er sich auf den Weg zurück zu dem leeren Gasthaus machte. Es war eine stille, wolkenlose Nacht, und der Mond verwandelte die weißen, geisterhaften Häuser in stilles Silber.
    Sieben war nicht auf seinem Zimmer, und Druss setzte sich ans Fenster, starrte über den Hafen hinaus und sah den Wellen zu, die im Mondschein wie geschmolzenes Eisen wirkten. Er hatte bei drei von vier Angriffen mitgekämpft. Der Feind, in roten Umhängen und Helmen mit weißen Roßhaarbüschen, stürmte heran, mit Leitern, die sie gegen die Mauern lehnten. Man hatte Steine auf sie hinabgeschleudert und sie mit Pfeilen gespickt. Doch sie stürmten weiter. Die ersten, die die Mauern erreichten, wurden von Speeren und Schwertern durchbohrt, doch ein paar beherzte Krieger schafften es bis auf die Wehrgänge, wo sie von den Verteidigern niedergemacht wurden. Mitten während des zweiten Angriffs konnte man auf den Mauern ein dumpfes Dröhnen hören, wie gebändigten Donner.
    »Rammbock«, sagte der Soldat neben Druss. »Sie werden nicht viel Glück haben. Die Tore sind mit Eisen und Messing verstärkt.«
    Druss lehnte sich in seinem Stuhl zurück und betrachtete Snaga. Hauptsächlich hatte er die Axt benutzt, um Leitern zurückzustoßen und sie an der Mauer entlang zu schieben, so daß die Angreifer auf den felsigen Grund stürzten. Nur zweimal hatte die Waffe Blut gefordert. Druss streckte die Hand aus und strich über den schwarzen Schaft. Dabei dachte er an die Opfer – einen großen, bartlosen Krieger und einen dunklen, dickbäuchigen Mann mit einem Eisenhelm. Der erste war gestorben, als Snaga durch seine hölzerne Brustplatte drang, der zweite, als die silbernen Klingen seinen Eisenhelm säuberlich zweigeteilt hatten. Druss fuhr mit dem Daumen über die Klingen. Keine Spur, keine Scharte. Sieben kam kurz vor Mitternacht. Seine Augen waren rotgerändert, und er gähnte ununterbrochen. »Was ist denn mit dir passiert?« fragte Druss.
    Der Dichter lächelte. »Ich habe neue Freunde gefunden.« Er zog die Stiefel aus und ließ sich auf eins der schmalen Betten

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