Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar
mehr von ihnen erwartet?«
»Vielleicht ein paar.« Premian ging zu den toten Kriegern, dann rief er einen jungen Lanzenreiter herbei. Der Mann kam angerannt. »Du warst beim ersten Angriff dabei. Wer von ihnen ist der Anführer?« Der Lanzenreiter blickte in alle Gesichter hinab.
»Schwer zu sagen. Sie sehen für mich alle gleich aus, so krankhaft gelb und mit diesen schrägen Augen.«
»Ja, ja«, sagte Premian gereizt. »Aber an irgend etwas mußt du dich doch erinnern.«
»Er hatte einen weißen Schal um den Kopf. Oh … und schlechte Zähne. Das weiß ich noch. Sie waren ganz schwarz und gelb. Schauderhaft.«
»Guck dir die Zähne der Toten an«, befahl Premian. »Finde ihn für mich.«
»Jawohl«, antwortete der Mann ohne Begeisterung.
Premian ging zurück zu Jomil, streckte ihm die Hand entgegen und zog ihn hoch. »Zeit zu arbeiten, Sergeant«, sagte er. »Bring die Fußsoldaten auf den Abhang. Ich möchte, daß der Pfad von allen Steinen befreit wird. Es sind vierzehn Karren unterwegs, und es wird schlimm genug, sie hier den Berg hinaufzuschaffen, ohne daß sie auch noch durch ein Labyrinth von Felsblöcken kutschieren müssen.«
»Jawohl.«
Der Lanzenreiter kehrte von seiner Untersuchung der Toten zurück. »Er ist nicht dabei, er muß davongelaufen sein.«
»Davongelaufen? Ein Mann, der sieben Meter von einem Felsen mitten in eine Gruppe von Lanzenreitern springt? Ein Mann, der seine Krieger soweit inspirieren konnte, daß sie bereit waren, für ihn zu sterben? Davongelaufen? Das ist höchst unwahrscheinlich. Wenn er nicht hier ist dann … heilige Karna!« Premian fuhr zu Jomil herum. »Die Karren, er ist auf dem Weg zu den Karren!«
»Er kann nicht mehr als eine Handvoll Leute haben«, wandte Jomil ein. »Es sind vierzehn Wagenlenker, alle harte Burschen und bewaffnet.«
Premian rannte zu seinem Pferd und schwang sich in den Sattel. Er rief zwei Offiziere zu sich und befahl ihnen, ihre Kompanien zu sammeln und ihm zu folgen. Er trieb sein Pferd an, verließ die Wasserstelle und galoppierte zum Berghang. Als er über die Kuppe kam, sah er den Rauch gut einen Kilometer weiter südlich. Er jagte den Wallach in vollem Galopp bergab. Hinter ihm kamen fünfzig Lanzenreiter.
Es war eine Sache von Minuten, bis sie um eine Kurve im Pfad bogen und die brennenden Karren sahen. Die Pferde hatte man losgeschnitten, und die Leichen von mehreren Wagenlenkern hatten Pfeile in der Brust stecken. Premian brachte sein erschöpftes Tier zum Stehen und verschaffte sich rasch einen Überblick. Rauch stieg überall auf und biß in den Augen. Fünf Karren standen in Flammen.
Plötzlich sah er einen Mann mit einer brennenden Fackel durch den Qualm laufen. Er trug einen weißen Schal um den Kopf. »Ergreift ihn!« schrie Premian und trieb sein Pferd weiter. Die Lanzenreiter schwärmten zu beiden Seiten aus. Sie ritten durch öligen Rauch.
Eine kleine Gruppe von Nadir versuchte verzweifelt, die übriggebliebenen Wagen in Brand zu setzen. Als sie über dem Knistern der Flammen das Donnern der Hufe hörten, ließen sie ihre Fackeln fallen und rannten zu ihren Ponys.
Die Lanzenreiter fielen über sie her und machten sie nieder.
Premian riß sein Pferd genau in dem Moment herum, als etwas Dunkles sich aus einem brennenden Wagen auf ihn stürzte. Instinktiv duckte er sich, als der Krieger mit dem weißen Schal in ihn krachte und ihn aus dem Sattel warf. Sie schlugen hart auf, und Premian rollte sich herum und tastete nach seinem Schwert. Doch der Mann beachtete ihn nicht, packte den Sattelknauf und schwang sich auf den Rücken des Wallachs. Der Nadir zog seinen Säbel und griff die Lanzenreiter an, hackte und hieb auf sie ein. Ein Mann stürzte mit aufgeschlitzter Kehle vom Pferd, ein zweiter fiel nach links, als die zuckende Klinge sein Gesicht durchbohrte. Eine Lanze drang in den Rücken des Nadirs und hob ihn aus dem Sattel. Wütend drehte er sich um und versuchte, an den Lanzenreiter heranzukommen. Ein weiterer Soldat trieb sein Pferd heran und hieb dem Nadir sein Langschwert in die Schulter. Der Sterbende stieß ihm mit letzter Kraft sein Schwert in den Arm. Dann sackte er nach rechts.
Der Wallach stieg und warf ihn ab. Die Lanze steckte noch immer tief in seinem Rücken. Er versuchte aufzustehen und seinen Säbel zu erreichen. Blut quoll aus seinem Mund, seine Beine gaben unter ihm nach. Ein Reiter näherte sich ihm, doch er holte noch einmal aus und traf die Flanke des Pferdes. »Laßt ihn in Ruhe!« schrie
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