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Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Titel: Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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er ein schrecklicher Feind. Die Träume, von denen du sprichst, drehten sich vor allem darum, ein fruchtbares Land zu finden, in dem sein Volk sich in Frieden vermehren konnte. Er war ein großer Mann.«
    »Wer bist du?« fragte Talisman.
    »Ich bin ein Priester der QUELLE.« Als der Mann in einen Mondstrahl trat, der durch das offene Fenster nach Westen hereinfiel, erkannte Talisman, daß er ein Nadir war. »Ich lebe jetzt hier und schreibe meine Geschichte.«
    »Wie kann ein Blinder schreiben?«
    »Nur die Augen meines Körpers sind blind, Talisman. Wenn ich schreibe, benutze ich die Augen meines Geistes.«
    Talisman erschauderte, als der alte Mann seinen Namen nannte. »Bist du ein Schamane?«
    Der Priester schüttelte den Kopf. »Ich verstehe den
Weg,
wenn auch mein eigener Pfad ein anderer ist. Ich spreche keine Zauber, Talisman, wenn ich auch Warzen heilen und in den Herzen der Menschen lesen kann. Leider kann ich sie nicht ändern. Ich kann die Wege vieler Zukünfte wandeln, aber ich weiß nicht, welche von ihnen eintreten wird. Wenn ich es könnte, würde ich diesen Sarg öffnen und den Mann darin erwecken. Aber ich kann es nicht.«
    »Woher kennst du meinen Namen?«
    »Warum sollte ich nicht? Du bist der flammende Pfeil, der Bote.«
    »Du weißt, warum ich hier bin«, sagte Talisman. Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern.
    »Natürlich. Du suchst die Augen von Alchazzar, die hier vor so vielen Jahren verborgen wurden.«
    Talisman fingerte an dem Dolch an seinem Gürtel herum und zog ihn plötzlich. »Du hast sie gefunden?«
    »Ich weiß, daß sie hier sind. Aber sie wurden nicht hier gelassen, damit ich sie finden kann. Ich schreibe die Geschichte auf, Talisman, es ist nicht meine Sache, sie zu erschaffen. Möge die QUELLE dir Weisheit schenken.«
    Der alte Mann wandte sich ab und ging zur Tür. Dort blieb er einen Augenblick stehen, als warte er auf etwas. Dann erklang seine Stimme noch einmal. »In mindestens drei Zukünften habe ich gesehen, wie du mich hier niederstichst, den Dolch tief in meinen Rücken stößt. Warum tust du es nicht in dieser?«
    »Ich habe daran gedacht, alter Mann.«
    »Hättest du die Tat begangen, hätte man dich aus diesem Raum gezerrt, deine Arme und Beine an vier Ponys gebunden. Du wärst in Stücke gerissen worden, Talisman. Das ist auch geschehen.«
    »Offensichtlich nicht, denn du lebst ja noch.«
    »Irgendwo ist es geschehen«, sagte der alte Mann. Dann war er weg.
    Talisman folgte ihm hinaus, aber er war in einem der Gebäude verschwunden. Er sah Gorkai am Brunnen Wasser holen und ging zu ihm. »Wo ist Zhusai?«
    »Die Frau schläft«, sagte Gorkai. »Es sieht aus, als würde es heute wieder einen Kampf geben. Der Kopf des Jungen, der getötet wurde, steckt jetzt auf einem Pfahl im Lager der Himmelsreiter. Seine Kameraden sind entschlossen, diese Beleidigung zu sühnen.«
    »Dummheit«, sagte Talisman.
    »Es scheint in unserem Blut zu liegen. Vielleicht haben die Götter uns verflucht.«
    Talisman nickte. »Der Fluch kam, als die Augen von Alchazzar gestohlen wurden. Wenn sie dem Steinernen Wolf zurückgegeben werden, werden wir einen neuen Tag anbrechen sehen.«
    »Das glaubst du?«
    »Ein Mann muß an etwas glauben, Gorkai. Sonst wären wir nichts weiter als Sandkörner, die der Wind verweht. Die Nadir zählen nach Hunderttausenden, vielleicht Millionen, und doch leben wir im Elend. Überall um uns herum herrscht Wohlstand, beherrscht von Völkern, deren Armeen nicht mehr als zwanzigtausend Mann zählen. Nicht einmal die vier Stämme, die den Schrein bewachen, können miteinander in Frieden leben. Ihr Ziel ist dasselbe – der Schrein, den sie schützen, birgt einen Mann, der für alle Nadir ein Held ist –, und trotzdem starren sie einander mit unverhohlenem Haß an. Ich glaube, daß sich das ändern wird. Wir werden es ändern.«
    »Nur du und ich?« fragte Gorkai leise.
    »Warum nicht?«
    »Ich habe noch immer keinen Mann mit violetten Augen gesehen«, sagte Gorkai.
    »Das wirst du noch. Ich schwöre es.«
     
    Als Druss aufwachte, war Nosta Khan fort. Es wurde allmählich dunkel, und Sieben saß am Rand des Tümpels und ließ die nackten Füße ins Wasser baumeln. Druss gähnte und reckte sich. Dann stand er auf, streifte Wams, Stiefel und Beinkleider ab und sprang ins Wasser, das angenehm kühl war. Erfrischt kletterte er heraus und setzte sich neben den Dichter. »Wann ist der kleine Mann gegangen?« fragte er.
    »Kurz nachdem du eingeschlafen warst«,

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