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Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Titel: Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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schaudernden Atemzug.
    Am Tümpel schlief der Dichter neben dem riesigen Axtkämpfer.
    Nosta seufzte und wanderte nach Osten davon.
     
    Talisman saß auf der höchsten Mauer und blickte hinaus über das Tal von Shul-sens Tränen. Die Sonne schien strahlend, aber ein leichter Wind nahm der Hitze ihre sengende Kraft. Die Berge in der Ferne wirkten wie dunkle Wolkenbänke, die sich an den Horizont schmiegten, über ihm kreisten zwei Adler in den warmen Aufwinden. Talismans dunkle Augen prüften das Tal. Von der Südmauer von Oshikais Ruhestätte, auf der er saß, konnte er zwei Lager sehen. Im ersten war eine lange Roßhaar-Standarte mit dem Schädel und den Hörnern eines wilden Ochsen vor dem größten Zelt aufgepflanzt. Die dreißig Krieger des Krummhorn-Stammes saßen im Schein der untergehenden Sonne und bereiteten ihre Abendmahlzeit. Dreihundert Schritte weiter westlich stand eine zweite Reihe von Ziegenlederzelten, hier war die Standarte der Flinken Ponys eingerammt.
    Außerhalb seines Blickfeldes, auf der nördlichen Seite des Schreins, lagen zwei weitere Lager, das der Einsamen Wölfe und der Himmelsreiter. Sie bewachten jeweils einen Bereich in der Nähe der Ruhestätte des größten aller Nadirkrieger. Der Wind erstarb, und Talisman schlenderte die wackelige Holztreppe zum Hof hinunter und weiter zu einem Tisch in der Nähe des Brunnens. Von hier aus konnte er sehen, wo die Westmauer in der Mitte eingestürzt war. Durch das ausgezackte Loch konnte er in der Ferne die Baumgrenze der Berge im Westen erkennen.
    Dieser Ort hier verrottet, dachte er, genau wie die Träume des Mannes, dessen Gebeine hier liegen. Talisman kämpfte gegen einen kalten, nagenden Zorn tief in seinem Innern an. Letzte Nacht waren sie gerade rechtzeitig angekommen, um Zeuge eines Schwertkampfs zwischen zwei Nadirkriegern zu werden, der mit dem plötzlichen und blutigen Tod eines jungen Mannes von den Flinken Ponys endete. Der Sieger, ein hagerer Krieger mit dem weißen Pelzarmband der Himmelsreiter, sprang auf den Sterbenden und stieß seinem Opfer das Schwert in den Hals, um ihm den Kopf förmlich von den Schultern zu sägen. Blutüberströmt war er aufgesprungen und hatte seinen Triumph hinausgeschrien.
    Talisman hatte sein Pony durch das Tor getrieben. Er überließ Gorkai die Pferde und ging über den Hof zum Eingang des Schreins.
    Aber er trat nicht ein, konnte nicht hineingehen. Talismans Mund war ausgetrocknet, sein Magen vor Furcht verkrampft. Hier draußen im hellen Mondlicht waren seine Träume greifbar, sein Selbstvertrauen unerschütterlich. Sobald er durch diese Tür ging, könnten sie sich jedoch in Rauch auflösen.
    Bleib ruhig! Der Schrein ist schon früher geplündert worden. Die Augen sind verborgen. Tritt ein und erweise dem Geist des Helden die Ehre.
    Tief Luft holend, stieß er die alte, hölzerne Tür auf. Der staubige Raum war nicht mehr als zehn Meter lang und sieben Meter breit. Hölzerne Haken waren in die Wände getrieben worden, aber nichts hing mehr an ihnen. Einst war Oshikais Rüstung hier ausgestellt gewesen, seine Brustplatte und der Helm, sowie Kolmisai, seine Handaxt, mit der er hundert Feinde niedergemacht hatte. Es hatte Wandbehänge und Mosaike gegeben, die Szenen aus seinem Leben und von seinen Siegen darstellten. Jetzt waren die Wände kahl und leer. Der Schrein war vor Hunderten von Jahren geplündert worden. Nosta Khan hatte ihm erzählt, daß sie sogar den Sarg geöffnet und dem Toten die Finger abgerissen hatten, um an Oshikais goldene Ringe zu kommen. Der Raum war abweisend. Der steinerne Sarg ruhte auf einem Podest in der Mitte. Der Sarg selbst war schlicht und ohne Verzierungen, bis auf eine viereckige Platte aus schwarzem Eisen. In eingeritzten Buchstaben standen darauf die Worte:
     
    Oshikai Dämonstod – Kriegsherr
     
    Talisman legte die Hand auf den kalten Stein des Sargdeckels. »Ich lebe«, sagte er, »damit deine Träume wiederkehren. Wir werden wieder vereint sein. Wir werden Nadir sein, und die Welt wird erzittern.«
    »Warum führen die Träume der Menschen immer zu Kriegen?« fragte eine Stimme. Talisman fuhr herum und sah, daß in den Schatten ein alter, blinder Mann in grauem Gewand mit Kapuze saß. Er war klapperdürr und haarlos. Er nahm seinen Stab, hievte sich auf die Füße und ging auf Talisman zu. »Weißt du«, sagte er, »ich habe das Leben Oshikais studiert, die Legenden und Mythen durchforstet. Er wollte niemals Krieg. Immer wurde er ihm aufgenötigt. Dadurch wurde

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