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Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Titel: Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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bei den Gothir hätten ihn entfremdet. Er hatte es abgestritten, sogar vor sich selbst, aber heute wußte er, daß es stimmte.
    Draußen hörte er die Reiter mit Shanquis Kopf zurückkommen, aber er blieb im Zelt, seine Gedanken waren düster. Die Rituale der Racheduelle waren von Stamm zu Stamm verschieden, aber das Prinzip blieb dasselbe. Hätte er dem Himmelsreiter die Augen ausgestochen und sie in die tote Hand Shanquis gelegt, dann wäre der Geist des Himmelsreiters für alle Ewigkeit an Shanqui gebunden gewesen. Dem Glauben der Nadir zufolge war der Himmelsreiter in der Leere so lange blind, bis Shanqui ihm seine Augen lieh. Dieses Ritual würde auch für Gehorsam sorgen. Jetzt hatte Quing-chin das Ritual gebrochen. Und wozu? Morgen mußte er wieder kämpfen. Wenn er gewann, würde ein anderer Krieger ihn herausfordern.
    Sein Freund Shi-da betrat das Zelt und kauerte sich vor ihn. »Du hast tapfer gekämpft«, sagte Shi-da. »Es war ein guter Kampf. Aber morgen mußt du die Augen nehmen.«
    »Die Augen von Lin-tse«, flüsterte Quing-chin. »Die Augen eines Mannes, der mein Freund war … Das kann ich nicht tun.«
    »Was ist los mit dir, mein Bruder? Sie sind unsere Feinde!«
    Quing-chin stand auf. »Ich gehe zum Schrein. Ich muß nachdenken.«
    Er ließ Shi-da zurück, duckte sich unter der Zeltklappe hindurch und trat in den Sonnenschein hinaus. Der Leichnam Shanquis lag nur wenige Meter von seinem Zelt entfernt. Die rechte Hand des Toten war unbedeckt, die Finger leicht gekrümmt. Quing-chin ging zu seinem gescheckten Pony, stieg auf und ritt zu dem weiß ummauerten Schrein.
    Auf welche Weise haben sie meinen Nadirgeist vergiftet, überlegte er. Durch die Bücher, die Manuskripte, die Gemälde? Oder vielleicht durch den Unterricht in Morallehre oder die endlosen Diskussionen über Philosophie? Wie kann ich das wissen?
    Die Tore standen offen, und Quing-chin ritt hindurch und stieg ab. Er ließ sein Pony im Schatten und ging zum Schrein.
    »Wir werden sie leiden lassen, so wie Zhen-shi gelitten hat«, sagte eine Stimme. Quing-chin erstarrte. Langsam drehte er sich zu dem Sprecher um.
    Talisman trat aus den Schatten und ging auf den größeren Mann zu. »Es tut gut, dich wiederzusehen, mein Freund«, sagte er.
    Quing-chin war einen Augenblick lang sprachlos, dann packte er Talismans ausgestreckte Hand. »Du machst mein Herz froh, Okai. Alles in Ordnung bei dir?«
    »Gut genug. Komm, teil Wasser und Brot mit mir.«
    Die beiden Männer schlenderten zurück in den Schatten, wo sie sich unter einem hölzernen Vordach niederließen. Talisman füllte zwei irdene Becher mit kühlem Wasser aus einem Steinkrug und reichte einen davon Quing-chin. »Was geschah bei dem Kampf heute morgen?« fragte er. »Da war so viel Staub, daß ich von den Mauern nichts sehen konnte.«
    »Ein Himmelsreiter starb«, antwortete Quing-chin.
    »Wann wird dieser Wahnsinn ein Ende nehmen?« fragte Talisman traurig. »Wann werden wir unsere Augen auf den wahren Feind richten?«
    »Nicht schnell genug, Okai. Morgen kämpfe ich wieder.« Er sah Talisman in die Augen. »Gegen Lin-tse.«
     
    Lin-tse saß auf einem Stein und schärfte sein Schwert. Seine Miene war ausdruckslos, er verbarg seine Wut. Von allen Menschen auf der Welt wollte er Dalsh-chin am wenigsten töten. Doch das war sein Schicksal, und ein wahrer Mann jammerte nie, wenn die Götter von Stein und Wasser das Messer in der Wunde drehten! Der Wetzstein glitt über die Klinge des Säbels, und Lin-tse stellte sich vor, wie der silberne Stahl durch Dalsh-chins Nacken fuhr. Er fluchte leise, dann stand er auf und streckte sich.
    Zum Schluß waren nur noch vier Nadir-Janitscharen in der Akademie gewesen – er selbst, Dalsh-chin, der unglückliche Junge von den Grünaffen, Zhen-shi, und der seltsame Knabe von den Wolfsschädeln, Okai. Einige der anderen waren geflohen, die meisten aber hatten bei den Prüfungen schmählich versagt – sehr zur Freude von Gargan, dem Grafen Larness. Einen hatte man gehängt, nachdem er einen Offizier getötet hatte, ein anderer hatte Selbstmord begangen. Das Experiment war – wie von Graf Larness beabsichtigt – ein Fehlschlag. Doch sehr zur Verärgerung des Gothirgenerals hatten vier Nadirjünglinge sämtliche Prüfungen bestanden. Und einer von ihnen – Okai – war allen anderen Studenten überlegen, eingeschlossen Argo, dem Sohn des Generals.
    Lin-tse steckte sein Schwert in die Scheide und wanderte hinaus auf die Steppe. Seine Gedanken kehrten zu

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