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Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Titel: Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Nummer nicht sehen konnte. Das Ritual sollte sicherstellen, daß es während der Prüfungen keine Vorzugsbehandlung für einen Studenten gab. Die Kadetten schrieben lediglich die Nummer ihrer Scheibe auf ihre Arbeiten. Am Ende der Prüfungen wurden die Arbeiten eingesammelt und zu den Prüfern gebracht, die sie sofort beurteilten.
    Premian stand in der Reihe hinter Okai und merkte, daß Jashins Hand bereits geballt war, als er in den Beutel griff, um dem Nadirjungen seine Scheibe zu geben. Premian folgte Okai in das Prüfungszimmer hinaus, in dem Reihen von Schreibtischen aufgestellt worden waren.
    Die Prüfung dauerte drei Stunden. Der erste Teil bestand darin, ein logistisches Verfahren und eine Strategie zu entwickeln, um eine Invasionsarmee von zwanzigtausend Mann auf einem Feldzug über das Ventrische Meer zu versorgen. Im zweiten Teil war ein beratender Brief an den befehlshabenden Offizier der Expedition abzufassen, in dem die Gefahren dargelegt wurden, die er sich bei seiner Invasion in Ventria zu gewärtigen hätte.
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    Zum Schluß war Premian erschöpft gewesen, aber ziemlich sicher, daß er seine Sache gut gemacht hatte. Die Fragen basierten auf einem echten Feldzug, der zwei Jahrhunderte zuvor unter dem legendären General Bodacas, nach dem die Akademie benannt war, durchgeführt worden war. Glücklicherweise hatte Premian den Feldzug erst vor kurzem studiert.
    Als die Kadetten nacheinander herauskamen, sah Premian, wie General Gargan mit den anderen Prüfern hineinging. Premian vermied Augenkontakt und suchte Fanion auf. Der ältere Tutor schenkte dem Kadetten einen Becher verdünnten Wein ein, und die beiden saßen eine Weile schweigend an dem oberen Fenster, das auf die Bucht hinausblickte.
    Der Nachmittag verging, und endlich läutete die Glocke. Premian schloß sich den anderen Studenten an, die zur Haupthalle strömten, um die Ergebnisse zu hören.
    Gargan und die Seniortutoren standen auf der erhöhten Bühne am südlichen Ende der Halle, als die zweihundert Seniorkadetten hereinkamen. Dieses Mal schaute Premian den General direkt an, der jetzt die volle Rüstung seines Ranges trug: eine vergoldete Brustplatte und den weißen Umhang eines höheren Offiziers der Garde. Hinter ihm, auf hölzernen Ständern, hingen Reihen von schimmernden Säbeln. Als die Kadetten ihre Plätze eingenommen hatten, ging Gargan zum Rand der Bühne.
    Seine Stimme donnerte. »Einhundertundsechsundvierzig Kadetten haben das Examen bestanden und werden heute ihre Säbel erhalten«, sagte er. »Weitere siebzehn haben mit Auszeichnung bestanden. Ein Kadett hat eine Ehrenurkunde erreicht. Sechsunddreißig sind durchgefallen und verlassen diesen ehrenvollen Ort voller Scham über ihre Faulheit. Nach unserer Tradition beginnen wir mit den Kadetten, die bestanden haben, und kommen dann zum Ehrenkadetten. Wessen Scheibennummer aufgerufen wird, trete vor.«
    Einer nach dem anderen traten die Kadetten vor und gaben ihre Scheiben ab, erhielten ihre Säbel und verbeugten sich vor ihren Lehrern, ehe sie zurück in den Saal marschierten und ihren Platz wieder einnahmen.
    Es folgten die Studenten mit Auszeichnung. Premian war nicht unter ihnen, ebensowenig Okai. Premians Mund war trocken, er stand dicht vor der Bühne und starrte zu Gargan hinauf. »Und jetzt«, sagte Gargan, »kommen wir zu dem Ehrenstudenten – der Crème der Akademie, einem Mann, dessen Kriegskünste dazu beitragen werden, den Ruhm von Gothir zu erhalten.« Er drehte sich um und nahm den letzten Säbel vom Ständer. Die Klinge bestand aus silbernem Stahl, der Griff war mit gehämmertem Gold verziert. »Tritt vor, Nummer Siebzehn.«
    Okai marschierte die kurze, hölzerne Treppe hinauf, als es überall im Saal zu wispern begann. Premian konzentrierte sich auf das breite Gesicht Gargans. Die Augen des Mannes wurden groß, und Premian sah, wie seine Kinnmuskeln zuckten. Er stand schweigend da und starrte mit unverhohlenem Haß auf den jungen Nadir.
    »Da ist ein Fehler passiert«, sagte er schließlich. »Das kann nicht sein! Holt seine Arbeit!«
    Schweigen senkte sich über die Halle, als der Vertrauensschüler von der Bühne stürzte. Minuten vergingen, ohne daß sich jemand regte oder sprach. Der Vertrauensschüler kam zurück und reichte Gargan einen Stapel Papier, der ihn studierte. Fanion trat vor. »Die Handschrift ist zweifellos seine, Graf Gargan«, sagte er leise. »Das sind Okais Papiere. Und ich sehe, daß du selbst sie benotet hast. Es kann kein Fehler

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