Die dritte Ebene
schüttelte den Kopf. »Miss Oldham ist tot.«
»Aber das kann nicht sein …«, entfuhr es Suzannah.
»Leider ist es so, das Schicksal hat erbarmungslos zugeschlagen. Miss Oldham wurde ermordet.«
»Das … das ist … das ist ja schrecklich«, stammelte Suzannah.
»Sie kannten Miss Oldham persönlich?«
»Wann ist es passiert?«, sagte Suzannah, ohne auf Carlyles Frage einzugehen.
Der Mann seufzte. »Am Donnerstag. In der Tiefgarage, hier in unserem Gebäude. Sie wurde überfallen und umgebracht. Am Freitagmorgen wurde sie vom Reinigungspersonal gefunden. Wir stehen hier alle noch unter Schock.«
Suzannah atmete tief ein. »Wurde der Mörder gefasst?«
Carlyle schüttelte den Kopf. »Es gibt offenbar keine Hinweise. Die Polizei geht davon aus, dass es ein Triebtäter war. Das arme Mädchen. Wenn ich nur daran denke, was sie durchmachen musste, bevor sie … entschuldigen Sie, aber die Welt ist grausam.«
Suzannah erhob sich. »Das ist schrecklich«, sagte sie.
»Lassen Sie doch einfach Ihre Karte zurück. Wir melden uns, sobald wir ein wenig Abstand gewonnen haben.«
Suzannah schüttelte den Kopf. »Ach nein, lassen Sie mal. Ich wollte ja persönlich mit ihr sprechen …« Ihr einziger Gedanke war, diesem Gebäude zu entkommen. Sie brauchte frische Luft.
Carlyle schaute ihr gedankenverloren nach, als sie mit raschen Schritten die Redaktion verließ.
Brian hatte sich auf einer Bank am Rand des Central Park niedergelassen und beobachtete achtsam die Umgebung. Auf der Laurel Avenue herrschte nur wenig Verkehr. Das Wochenende machte sich bemerkbar. Dennoch war ihm sofort der weiße Lincoln aufgefallen, der auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein paar Meter neben dem Eingang des Mediencenters parkte. Rauchwölkchen kringelten sich in die Luft. Der Insasse des Wagens rauchte wohl. Doch sosehr Brian sich auch bemühte, einen Blick ins Innere zu erhaschen, die getönten Scheiben verwehrten ihm die Sicht. Also ließ er sich auf einer Bank nieder, die durch einen Busch teilweise verdeckt wurde, und beobachtete den Wagen aus der Ferne.
Als Suzannah zwanzig Minuten später aus dem Gebäude kam, blieb sie stehen und schaute sich suchend um. Einen Augenblick dachte Brian daran, sich Suzannah zu zeigen, doch er verwarf den Gedanken. Am Tag zuvor hatte sie ein Bus vor der Festnahme gerettet, so viel Glück hatte man nicht jeden Tag. Er verbarg sich hinter dem Busch. Suzannah schüttelte missmutig den Kopf und überquerte die Straße. Noch bevor sie die andere Seite erreicht hatte, stieg ein schlanker Mann in dunklem Anzug aus dem Lincoln, warf seine Zigarette auf die Straße und folgte Suzannah in Richtung des Parks.
Brian überlegte fieberhaft. Wie konnten die Bullen – und das war zweifellos einer – wissen, was sie als Nächstes vorhatten, nachdem sie ihnen in Rosslyn Heights entwischt waren? Ein zweiter Mann, ebenfalls im Anzug, kletterte aus dem Lincoln, doch er blieb auf der anderen Straßenseite stehen und widmete sich seiner Zeitung.
Suzannah bog in den kleinen Fußweg ein, der in den Central Park führte. Sie hatte ihren Verfolger noch gar nicht bemerkt. Brian hörte, wie der schmächtige Beamte Suzannah ansprach und sie aufforderte, ihren Ausweis zu zeigen. Suzannah blickte sich hilflos um. Brian drückte sich tiefer in das Gebüsch.
»Ich habe keinen Ausweis bei mir«, sagte sie verlegen.
»Dann müssen Sie mir leider auf das nächste Präsidium folgen, es sei denn, Sie sagen mir Ihren Namen.«
»Miller, Christine Miller«, kam es wie aus der Pistole geschossen.
»Das kann jeder behaupten«, entgegnete der Polizist. »Ich muss Sie leider bitten, mir zu folgen.«
Brian reichte es. Unauffällig schlich er aus dem Gebüsch.
»Hallo, Christine«, sagte er. »Belästigt dich der Kerl?«
Der Polizist fuhr herum. »Wer sind Sie?«
»Das ist meine Freundin, und ich hole sie von der Arbeit ab«, antwortete Brian. »Oder ist das etwa verboten?«
Der Detective lächelte breit. »Ich bin Polizeibeamter. Haben Sie einen Ausweis bei sich?«
Brian nickte und zog mit der linken Hand ein Dokument aus der Tasche.
Zögernd kam der Polizist näher. Seine rechte Hand war in der Jacke verschwunden. Mit der linken griff er nach dem Stück Papier. »Das soll wohl ein Witz sein«, sagte er. Seine rechte Hand ruckte hervor. Sie hielt eine Pistole. Noch bevor er sie in Anschlag bringen konnte, schlug Brian mit dem Ast zu, mit dem er sich sicherheitshalber bewaffnet hatte. Zwei harte Schläge trafen den
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